Zahnseide richtig benutzen: Wie viel? Wann? Welche?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Freizeit und Technik | 30.09.2024

Wir erklären, wie Sie Zahnseide richtig benutzen.
Foto: Shutterstock/Voyagerix

Zahnärzte empfehlen, als Teil einer guten Mundhygiene regelmäßig Zahnseide zu verwenden, am besten täglich. Die Reinigung der Zahnzwischenräume hilft unter anderem, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch vorzubeugen. Wir sagen, wie Sie Zahnseide richtig benutzen und Ihre Zahnzwischenräume gründlich und sanft reinigen.

Nach den Empfehlungen der Zahnärzte müsste jeder Bundesbürger jährlich 150 bis 180 Meter Zahnseide durch seine Zähne ziehen – was der Realität leider nur bedingt nahekommt. Der tatsächliche Verbrauch lag vor einigen Jahren durchschnittlich nur bei etwa eineinhalb Metern pro Gebiss und Jahr.

Zahnseide richtig zu benutzen hilft gegen Ablagerungen

Das ist nicht nur schlecht für die Zahngesundheit, sondern wird der Geschichte der Zahnseide kaum gerecht, schließlich bestand der dünne Faden, mit dem die Zahnzwischenräume gereinigt werden, ursprünglich wirklich einmal aus Seide. Heute wird Zahnseide hauptsächlich aus Kunstfasern wie Nylon, Teflon, Polyester, Polyamid oder Polyurethan hergestellt.

Zahnseide zu benutzen ist deshalb sinnvoll, weil die Zahnbürste – sei sie elektrisch oder "handbetrieben" – nicht gut in der Lage ist, die Bereiche direkt zwischen den Zähnen zu erreichen. In der Folge können zwischen den Zähnen Beläge und Ablagerungen entstehen, die wiederum Zahnfleischentzündungen und andere Erkrankungen von Mundraum und Zähnen begünstigen. Die Anwendung von Zahnseide hilft deshalb auch gegen Mundgeruch; am besten in Kombination mit einer regelmäßigen Zungenreinigung.

    Zahnseide richtig benutzen: Die optimale Anwendung

    So gehen Sie vor, um klassische Zahnseide richtig zu verwenden:

    1. Nehmen Sie einen 40 bis 50 Zentimeter langen Faden (lieber zu lang als zu kurz) und schlingen Sie die Enden mehrmals um die Mittelfinger. Den Faden beim Reinigen mit Zeigefinger und/oder Daumen führen und straffen, damit Sie die jeweiligen Zwischenräume optimal erreichen. Nach einigen Zahnzwischenräumen einen neuen Abschnitt des Fadens verwenden.
    2. Faden zwischen zwei Zähnen ansetzen und durch vorsichtiges Hin- und Herbewegen in den Zwischenraum einführen.
    3. Legen Sie den Faden im Zwischenraum erst an eine Zahnseite an und reinigen Sie diese durch mehrmaliges Auf- und Abbewegen, danach die andere Seite.
    4. Führen Sie den Faden auch bis unters Zahnfleisch, da auch dort Ablagerungen entstehen.

    Außerdem gilt:

    • Reinigen Sie Ihre Zahnzwischenräume am besten direkt nach dem Zähneputzen – das empfiehlt zumindest die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Dann ist nicht nur das Gröbste bereits entfernt, sondern es befinden sich auch weniger Bakterien im Mundraum, die Sie sich sonst unfreiwillig zwischen die Zähne ziehen könnten.
    • Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen und Gewalt. Sie könnten sich Schnittverletzungen am Zahnfleisch zufügen.
    • Ein Trick, den Sie ausprobieren können: Legen Sie die Zahnseide doppelt, ehe Sie sie benutzen. Der Doppelfaden reinigt besser und lässt sich besser lenken, da er nicht so in die Finger einschneidet.
    So wenden Sie Zahnseide richtig an – Schritt für Schritt.
    So wenden Sie Zahnseide richtig an – Schritt für Schritt. (Foto: Shutterstock/GraphicsRF.com)

    Weitere Möglichkeiten, Zahnseide zu benutzen

    Wichtig zu wissen: Einige Studien zeigen, dass eine Kombination aus Interdental- und Zahnbürste zu einer besseren Reinigung führt als Zahnseide und Bürste zu benutzen. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass Interdentalbürsten leichter zu handhaben sind und deshalb häufiger benutzt werden.

    Diese Zahnseide-Produkte stehen zur Wahl

    In Drogeriemärkten und im Onlinehandel finden Sie unterschiedliche Zahnseide-Produkte, die aber fast identisch benutzt werden. Dazu zählen:

    • Ungewachste Zahnseide hat den Vorteil, dass sie bei der Anwendung ein wenig auffasern soll, um somit den Zahnbelag im Zahnzwischenraum gründlicher zu erfassen.
    • Gewachste Zahnseide ist glatter und lässt sich entsprechend leichter zwischen den Zähnen einführen und dort hin und her bewegen. Sie gleitet aber auch schneller durch die Finger.
    • Unter der Bezeichnung "Zahnband" wird etwas breitere Zahnseide angeboten, die beim Reinigen eine minimal größere Fläche erfasst und nicht so leicht zwischen den Zähnen hängenbleiben soll wie dünnere Fäden.
    • "Flauschige" Spezial-Zahnseide ist dicker als gewöhnliche Zahnseide. Sie soll sanfter zum Zahnfleisch sein und sich speziell zur Reinigung von größeren Zahnzwischenräumen eignen. Sie wird auch für Träger von Zahnspangen, Brücken und Implantaten empfohlen, bei denen gewöhnliche Zahnseide nicht einfach "von oben" zwischen den Zähnen eingeführt werden kann, sondern zwischen den Zähnen durchgezogen wird (wie eine Art Pfeifenputzer).
    • Weil konventionelle Zahnseide in der Regel aus Kunststoff besteht (und meist auch in Plastikspendern verpackt ist), gibt es inzwischen auch plastikfreie, sogenannte Bio- oder Natur-Zahnseide im Handel, die biologisch abbaubar sein soll.

    Ein Zahnseidenhalter spannt den Faden ein

    Zahnseide benutzen: Ein Zahnseidenhalter erleichtert die Handhabung und spart Abfall (zumindest im Vergleich zu Zahnseide-Sticks, die identisch funktionieren).
    Zahnseide benutzen: Ein Zahnseidenhalter erleichtert die Handhabung und spart Abfall (zumindest im Vergleich zu Zahnseide-Sticks, die identisch funktionieren). (Foto: Shutterstock/Raffaella Soddu)

    Ein möglicher Grund für die geringe Beliebtheit von Zahnseide an deutschen Waschbecken: die etwas umständliche Handhabung. Dem einen rutscht der Faden durch die Finger, einem anderen schneidet die Zahnseide unangenehm in die Fingerkuppen.

    Ein sogenannter Zahnseidenhalter aus Kunststoff (siehe Bild), den es im (Online-)Handel gibt, verspricht Abhilfe. Das Hilfsmittel, das aussieht wie eine kleine Astgabel, hat ein Verriegelungssystem, um die Zahnseide während dem Benutzen fest und gespannt zu halten. Der Halter ist damit der große – und ressourcenschonende – Bruder der kleinen Zahnseide-Sticks zum Einmal-Gebrauch.

    Ein Nachteil des Kunststoffhalters: Ist der Faden eingespannt, kann man ihn nicht weiter abspulen, sodass immer der gleiche Fadenbereich auf die Zahnzwischenräume trifft (was natürlich auch für Zahnseide-Sticks gilt): Damit aber steigt die Gefahr, dass Bakterien von Zahn zu Zahn getragen werden. Besser ist es deshalb, jeden Zahnzwischenraum mit einem "frischen" Stück Zahnseide zu reinigen.

    Weiterlesen auf oekotest.de: