Makaber: Vielleicht sollten wir froh sein über den Feinstaub, der unsichtbar durch die Luft wirbelt. Tatsächlich: Die allgegenwärtigen Minipartikel, die für Atemnot und Herzbeschwerden sorgen, haben etwas Gutes. "Ohne die Partikel würden die von den Menschen erzeugten Klimagase die globale Temperatur schon um gut zwei Grad erhöht", erklärt Daniel Klingenfeld vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.
Zwar heizen die in der Luft schwebenden winzigen Rußpartikel, die wie alle dunklen Stoffe durch Sonnenstrahlen erwärmt werden, uns sogar ein, aber das wird von den vielen hellen schwefelhaltigen Partikeln mehr als ausgeglichen, welche die Sonnenstrahlen reflektieren. Unterm Strich stieg die globale Durchschnittstemperatur deshalb im langfristigen Trend gegenüber der vorindustriellen Zeit bisher nur um 0,8 Grad.
Aber kein Vertun: Ansonsten verursachen die Luftpartikel so gravierende Schäden für die Gesundheit von Mensch und Tier, für den Pflanzenwuchs oder etwa an Gebäuden, dass es kein "weiter so wie bisher" geben kann, betont Klingenfeld. 2007 starben in der EU 290.000 Bürger wegen Feinstaub, dem mit Abstand gefährlichsten Luftschadstoff, und gut 20.000 wegen des Reizgases Ozon. 3,2 Millionen Lebensjahre gehen den Betroffenen verloren, denn jedem Einzelnen entgehen im Schnitt zehn Jahre. 56 Millionen medizinische Behandlungen waren zusätzlich nötig, 83.000 EU-Einwohner mussten sogar in Kliniken eingewiesen werden - insgesamt kostet das samt dem Arbeitsausfall mindestens 450 Milliarden Euro, meldet die Brüsseler EU-Kommission.
Die Konsequenz: Verschärfte Grenzwerte sollen die Lage bis 2020 verbessern. Aber auch in diesem fernen Jahr werden 225.000 Menschen wegen der belasteten Außenluft sterben, hat die EU hochgerechnet. Gut sieben Milliarden sollen für den besseren Umweltschutz pro Jahr zusätzlich ausgegeben werden, er dürfte aber mindestens den sechsfachen Betrag bei den medizinischen Behandlungen einsparen.
Schon heute ist die Luft in Deutschland recht sauber, es kommt nur auf den Vergleichsmaßstab an. Bis Mitte der 1970er-Jahre drang an westdeutschen Standorten der Schwerindustrie wie Duisburg und Dortmund die Sonne nur selten durch den Dunst. Und im ehemaligen DDR-Chemiezentrum rund um Leuna und Bitterfeld ist es nur knapp 20 Jahre her, dass sich die Rußschwaden lichteten, als die veralteten Betriebe modernisiert oder stillgelegt wurden.
Dicke Luft in Peking
Gemessen an dem Qualm und Dunst, der in den Ballungsräumen der Dritten Welt herrscht, ist jede Stadt in Deutschland ein Luftkurort. In den Kohlerevieren Chinas leiden Millionen Einwohner unter 200 und mehr Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft, das Vierfache des europäischen Grenzwerts. Die Stahlstadt Panzhihua meldet sogar 250 Mikrogramm. "China ist die Werkstatt der Welt: Wir importieren das Rohmaterial, exportieren die Fertigprodukte - und behalten den Abfall", bringt es der chinesische Umweltaktivis...