Aktualisiert am 17.10.2019; Einkauf Testprodukte Aug 2018 | Vitamin-D-Präparate, egal ob aus der Apotheke oder Drogerie, sind stark gefragt. Dabei sind sich Experten einig: Gesunde Erwachsene und Kinder benötigen in der Regel keine Mittel mit Vitamin D, weil sie ihren Bedarf mithilfe der Sonne locker decken können. Lediglich Babys müssen grundsätzlich mit Vitamin D versorgt werden, um Rachitis vorzubeugen. Denn für Säuglinge ist direkte Sonne tabu, und auch die Muttermilch liefert nicht ausreichend Vitamin D.
Der Körper von gesunden Erwachsenen und älteren Kindern bildet selbst Vitamin D. Mithilfe der Sonne produziert er rund 80 bis 90 Prozent seines Bedarfs in der Haut. Weitere 10 bis 20 Prozent steuern Lebensmittel bei. Im Sommer speichert der Körper überschüssiges Vitamin D vor allem im Fett- und Muskelgewebe und kann dann darauf im Winter zurückgreifen.
Vitamin D im Test: Risiken bei zu hoher Dosis
In der dunklen Jahreshälfte ist die Sonnenstrahlung allerdings schwächer. Viele Menschen greifen dann vorbeugend zu Tabletten mit Vitamin D aus der Apotheke oder der Drogerie. Zwar ist der Stoff unbestritten vor allem für gesunde Knochen wichtig. Allerdings riskieren Menschen, die in Eigenregie dauerhaft zu hohen Dosen einnehmen, nicht nur Störungen des Calciumstoffwechsels und der Knochengesundheit, sondern auch Nierenschäden. Hinzu kommt: Es gibt kaum wissenschaftliche Erkenntnis, die für die zusätzliche Einnahme von Vitamin D spricht. Dafür, dass Vitamin D gegen verschiedene Krankheiten hilft, mangelt es an Belegen.
Im Test: Wir haben 20 Mittel mit Vitamin D bewertet. Darunter fünf rezeptfreie Arzneimittel und 15 Nahrungsergänzungsmittel, die es vor allem in Drogerie- und Supermärkten zu kaufen gibt. Im Fokus: wissenschaftliche Belege für Wirksamkeit und Nutzen der Präparate. Unser Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt hat dafür die aktuelle Studienlage gesichtet und ausgewertet.
Neun Mittel mit Vitamin D fallen im Test durch
Das Ergebnis: Die Arzneimittel im Test sind meist "sehr gut". Wir können sie grundsätzlich empfehlen – jedoch nur nach Abklärung des Vitamin-D-Blutspiegels durch einen Arzt. Sechs Nahrungsergänzungsmittel bewerten wir mit "befriedigend", neun Mittel fallen durch.
Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D raten wir von einem Konsum auf eigene Faust ab. Zudem ist ihr Nutzen für gesunde Verbraucher fraglich. Sie gehören rechtlich zu den Lebensmitteln und sind nicht dazu gedacht, einen durch den Arzt festgestellten Mangel zu beheben.
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Vitamin-D-Präparate: Tagesdosis oft erhöht
In sieben Nahrungsergänzungsmitteln im Test sind die Gehalte an Vitamin D aus unserer Sicht erhöht oder stark erhöht. Bei der Beurteilung der Vitamin-D-Gehalte pro Tagesdosis hat sich der von uns beauftragte Gutachter an der Höchstmengen-Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für Nahrungsergänzungsmittel orientiert. Sie liegt seit Anfang 2018 bei 20 Mikrogramm (µg) oder 800 Internationalen Einheiten (I.E.). Davor lag sie deutlich niedriger.
Eine Kommission mit Experten des Bundesamtes für Verbraucherschutz (BVL) und des Bundesinstituts für Arzneimittel (BfArM) hat zudem 2017 klargestellt: Mehr als 20 µg Vitamin D in Nahrungsergänzungsmitteln sind nicht sinnvoll. Die Europäische Lebensmittelbehörde bemisst die gesundheitlich kritische Obergrenze für die tägliche Gesamtzufuhr von Vitamin D bei 100 μg.
Im Test bemängeln wir zudem den Beipackzettel eines Präparates mit Vitamin D. Der Text weist auf einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Krebserkrankungen, multipler Sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus hin. Ob Vitamin D eventuell vor solchen Erkrankungen schützt, ist jedoch nicht belegt. Wir finden: Solche Zusammenhänge herzustellen, verunsichert Verbraucher nur unnötig.
Vitamin-D-Mangel: Wann Tabletten einnehmen?
Vitamin D ist für Muskeln und Knochen wichtig. Es existiert allerdings kaum eine Erkrankung, die noch nicht auf zu wenig Vitamin D im Blut zurückgeführt worden ist. Offiziellen Empfehlungen wird dabei oft misstraut. Die meisten ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Studien geben jedoch kaum etwas her, was für Tabletten und Kapseln mit Vitamin D spricht.
Eine Einnahme von Vitamin D ist nur sinnvoll, wenn eine unzureichende Versorgung per Bluttest nachgewiesen ist, die nicht durch Ernährung oder kurze Sonnenbäder verbessert werden kann. Dies empfehlen sowohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Robert-Koch-Institut (RKI) als auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
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Arzt sollte Versorgung mit Vitamin D klären
Ein niedriger Blutserumwert an Vitamin D weist nur auf ein Mangelrisiko hin. Ob tatsächlich aufgrund der Blutwerte eine behandlungsbedürftige und gesundheitsgefährdende Unterversorgung vorliegt, sollte immer ein Arzt im Einzelfall entscheiden. Dies empfiehlt unter anderem auch das BfR.
Der Hausarzt kann die Versorgung mit Vitamin D über eine Blutmessung feststellen. Sie sollte laut BfR nur in begründeten Einzelfällen sowie bei Risikogruppen erfolgen. Die Krankenkassen zahlen die Laborkosten, wenn ein konkreter Mangelverdacht besteht. Ein Test kostet Selbstzahler derzeit ab 26 Euro aufwärts.
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Das sind die Risikogruppen für Vitamin-D-Mangel
In Deutschland gilt knapp ein Drittel der Erwachsenen als unzureichend mit Vitamin D versorgt. Zu diesem Ergebnis kommt eine große Studie des RKI von 2016, für die das Blut von 7045 Erwachsenen überprüft wurde. 30 Prozent der Bevölkerung sind laut der Studie "suboptimal" und rund 40 Prozent ausreichend versorgt.
Als unzureichend versorgt gelten vor allem Menschen, bei denen die Produktion von Vitamin D durch den Körper nicht (mehr) richtig funktioniert. Dazu zählen vor allem:
- ältere Menschen ab etwa 65 Jahren
- Menschen mit dunkler Hautfarbe
- chronisch Kranke und Pflegebedürftige
- Menschen, die sich selten oder nur mit bedeckter Haut draußen aufhalten
- Säuglinge und Babys bis zum zweiten Lebensjahr
Vitamin-D-Mangel erst ab sehr niedrigem Blutwert
Das BfR spricht, wie auch etwa die DGE oder das BfArM, von einer ausreichenden Versorgung ab einer Blutkonzentration von 50 Nanomol pro Liter (nmol/l). Auch geringere Mengen sind den Experten zufolge noch akzeptabel. Werte zwischen 30 bis 50 nmol/l gelten als "suboptimal".
Erst Werte von unter 12,5 nmol/l deuten laut RKI auf einen schweren Vitamin-D-Mangel hin. Er kann zu Osteomalazie oder Rachitis führen. Bei Werten zwischen 12,5 bis unter 25 nmol /l spricht man von einem moderaten Vitamin-D-Mangel mit wissenschaftlich gut belegter Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel.
Bedarf an Vitamin D natürlich decken
Sie können Ihre Versorgung mit Vitamin D in der Regel auch ohne Tabletten sicherstellen:
- Sonnen Sie Gesicht und Arme regelmäßig ohne Sonnenschutz 5 bis 25 Minuten. So können Sie Ihren Vitamin-D-Bedarf über das ganze Jahr hinweg decken.
- Essen Sie regelmäßig fetten Seefisch, Pilze, Eier und Milchprodukte. Diese Lebensmittel sind reich an Vitamin D.
- Wenn Sie befürchten, zu wenig Vitamin D zu bilden, lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel bestimmen. Nehmen Sie Präparate mit Vitamin D nur nach Rücksprache mit einem Arzt und unter ärztlicher Kontrolle ein.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 12/2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020 im Oktober 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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