Bauchschmerzen, Übelkeit & Co.: Was bei Verdauungsproblemen nach dem Essen hilft

Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 07.04.2023

Wer nach einem üppigen Essen über Magenschmerzen, Übelkeit & Co. klagt, sollte einige Hausmittel ausprobieren.
Foto: DimaBerlin/Shutterstock

An Feiertagen gibt es oft jede Menge leckeres Essen. Häufig sind die Augen dann größer als der Magen – mit unangenehmen Folgen wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Übelkeit. Aber wie lassen sich die Verdauungsbeschwerden lindern? Wir haben bei einem Facharzt für Innere Medizin und Naturheilkunde nachgefragt.

  • Nach einem üppigen Festessen bringen pflanzliche Bitterstoffe in Form von Tropfen oder Tees das Magen-Darm-System wieder in Schwung. 
  • Bei Übelkeit kann ein Ingwer-, Pfefferminz- oder Kamillentee den Magen beruhigen.
  • Bewährte Hausmittel gegen Sodbrennen sind unter anderem Heilwasser und -erde.

Knödel, Braten, Torte: An Feiertagen wird oft viel geschlemmt. Besonders gesund und kalorienarm ist das allerdings selten. Hinzu kommt, dass die Portionen häufig größer ausfallen als an anderen Tagen. Die typischen Konsequenzen der Völlerei: Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit und Sodbrennen. Doch warum ist das eigentlich so?

Fettreiches Essen überfordert den Magen

"Die traditionellen Festessen sind meistens sehr fetthaltig und reich an Kohlenhydraten. Dadurch kommt es zu einer kurzfristige Auslastung des Magen-Darm-Traktes, insbesondere des Magens", sagt Professor Jost Langhorst, Chefarzt und Leiter der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum am Bruderwald in Bamberg.

"Der Magen ist auf ein bestimmtes Volumen ausgelegt. Wenn wir zu viel essen, führt das zu einer relevanten Dehnung nach unten – und damit zu Bauchschmerzen und Völlegefühl. Der Magen stößt schließlich an seine Kapazitätsgrenzen", erklärt Prof. Langhorst.

"Fett- und kohlenhydratreiche Speisen fördern außerdem die Gasproduktion im Darm." Diese Wirkung werde durch blähende Zutaten wie Zwiebeln, Kohl oder Bohnen noch verstärkt. "Hinzu kommt, dass wir oft zu große Portionen in kürzester Zeit essen. Dabei sollten wir lieber bewusst und langsam genießen. Die Verdauung beginnt nämlich schon mit dem Kauen", betont der Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Integrative Medizin der Universität-Duisburg-Essen.

Wer also weniger und langsamer isst, beugt Verdauungsbeschwerden vor. Wenn es aber bereits "zu spät" ist, gibt glücklicherweise eine Vielzahl an Hausmitteln, die Linderung verschaffen können.

An Feiertagen kommen oft üppige, fettreiche Speisen auf die Teller. Das kann leicht zu Verdauungsbeschwerden führen.
An Feiertagen kommen oft üppige, fettreiche Speisen auf die Teller. Das kann leicht zu Verdauungsbeschwerden führen. (Foto: Sergii Koval/Shutterstock)

Hausmittel gegen Bauchschmerzen nach dem Essen

Jeder Körper reagiert nach einem üppigen Festessen anders. Was kann man zum Beispiel gegen Bauchschmerzen bzw. Blähungen tun? "Hier helfen vor allem Bitterstoffe", sagt Naturheilkunde-Experte Jost Langhorst. Den sekundären Pflanzenstoffen werden viele positive Effekte zugeschrieben; sie wirken unter anderem entkrampfend, beruhigend und verdauungsfördernd.

Zu den Pflanzen mit dem höchsten Bitterstoffgehalt zählen die traditionellen Heilpflanzen Wermut und Enzian. Bitterstoffe stecken aber auch etwa in Fenchel, Kümmel, Anis oder Blutwurz. "Es gibt verschiedene Bitterstoff-Mischungen in Form von Tropfen, die vor oder nach dem Essen eingenommen werden können." Alternativ könne ein bitterstoffhaltiger Tee die Bauchschmerzen oder Blähungen lindern.

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Alternativ feucht-warmen Wickel anwenden

Ergänzend oder alternativ zu Bitterstoffen kann äußerlich ein Wickel angewendet werden. "Man kann zum Beispiel eine kleine Hand voll Kümmel- oder Melissenöl in den Bauch einmassieren und danach eine angenehm warme, mit einem feuchten Leinentuch umwickelte Wärmflasche auflegen", sagt Langhorst.

Mit der Wärmflasche werde die Aufnahme der entkrampfenden Inhaltsstoffe über die Haut unterstützt. Die Öle könnten entweder als Fertigmischung gekauft oder selbst hergestellt werden.

Was außerdem effektiv gegen Völlegefühl helfe, sei ein klassischer Verdauungsspaziergang. "Durch die Bewegung wird die Atmung vertieft und der Beckenboden aktiviert." Dies bringe den Kreislauf und somit auch die Verdauung in Schwung.

Ingwer wirkt gegen Übelkeit 

Ist das Essen besonders fettig, klagen einige Menschen hinterher über Übelkeit. Welche Hausmittel sollten dann zum Einsatz kommen? Bei Übelkeit ist laut Langhorst Ingwertee das Mittel: "Die Scharfstoffe und ätherischen Öle können effektiv gegen Übelkeit helfen."

Daneben könne man auch auf Pfefferminz oder Kamille setzen, entweder als Tee oder in Tropfenform. Denn auch sie seien dank ihrer ätherischen Öle in der Lage, den Magen zu beruhigen. Ein positiver Nebeneffekt von Ingwer, Pfefferminz und Kamille: Alle drei Pflanzen wirken gegen Blähungen.

Welche Hausmittel helfen gegen Sodbrennen?

Auch Sodbrennen zählt zu den typischen Folgen einer deftigen Mahlzeit. "Nach einer besonders fettreichen Mahlzeit ist Sodbrennen ein häufig auftretendes Phänomen", weiß Langhorst aus Erfahrung als Gastroenterologe.

Der Grund: Da Fette schwer verdaulich sind, regen sie die Produktion von Magensäure an. Gleichzeitig kann ein zu voller Magen zu Sodbrennen führen. Dann ist nämlich der komplexe Verschlussmechanismus am Mageneingang nicht mehr richtig in der Lage, den Rückfluss ("Reflux") des Mageninhaltes in die Speiseröhre ausreichend zu verhindern.

Doch in der Naturheilkunde gebe es auch hier viele Mittel, die Linderung verschaffen können, so der Facharzt. Wer unter Sodbrennen leidet, kann etwa folgende Hausmittel ausprobieren:

  • Heilwasser: Mineralwassersorten mit viel Hydrogencarbonat können die überschüssige Magensäure binden und neutralisieren. "Hier verdichten sich gerade die Daten, dass Heilwasser effektiv gegen Sodbrennen helfen kann." 
  • Leinsamen: Die enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein schützender Film um die empfindlichen Schleimhäute im Magen und in der Speiseröhre. Die Leinsamen sollten vorab durch Aufkochen bereits aufgequollen sein. Wichtig ist zudem, viel zu trinken, da die Schleimstoffe sonst im Darm "verkleben"; das kann schlimmstenfalls zum Darmverschluss führen.
  • Heilerde/Trinkmoor: Die beiden Heilmittel können ebenfalls Sodbrennen lindern, indem sie den Magensäure-Überschuss binden und neutralisieren.
  • Bitterstoffe: Die Pflanzenstoffe beschleunigen die Magenentleerung, fördern die Verdauung und wirken allgemein beruhigend.

Fettiges Essen kann zu Verstopfung führen

Manchmal machen sich Verdauungsbeschwerden aber nicht gleich, sondern erst nach den Feiertagen bemerkbar – in Form von Verstopfung. Warum ist das so? "Das liegt vor allem daran, dass wir an den Feiertagen kurzfristig unser Essverhalten ändern: Wir nehmen meist große, fettreiche und vor allem ballaststoffarme Mahlzeiten zu uns. Dabei sind gerade Ballaststoffe enorm wichtig für den Darm und die Verdauung", erklärt Chefarzt Jost Langhorst.

Die Ballaststoffe quellen schließlich im Darm auf und fördern so die Darmtätigkeit. "Zuckerhaltige und fettreiche Speisen hemmen den Verdauungsprozess, wodurch es zur Verstopfung kommen kann." Ein bewährtes Hausmittel gegen Verstopfung sind Flohsamen, da sie einen hohen Ballaststoffanteil haben und leicht abführend wirken. Sie können einfach in ein Glas Wasser oder Saft eingerührt werden.

In der Regel sollte sich aber die Verdaung nach den Feiertagen relativ schnell wieder normalisieren. Hält die Verstopfung aber länger als drei Wochen an, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Verdauungsprobleme nach dem Essen: Wann zum Arzt?

Generell stellt sich hier die Frage, ab wann es bei Verdauungsproblemen nach dem Essen Zeit für einen Arztbesuch ist? Vorrübergehende Verdauungsbeschwerden nach einer Völlerei seien erstmal erklärbar und nicht unnormal, so Langhorst. "Nach ein bis zwei Wochen sollte man die Symptome aber hinterfragen." 

Würden sich etwa die Verdauungsgewohnheiten signifikant verändern, sollte man zum Arzt gehen. Insbesondere hartnäckiger Durchfall sei ein Warnzeichen, sich besser untersuchen zu lassen – "vor allem, wenn damit Fieber, Blut im Stuhl, Erbrechen oder Gewichtsverlust einhergeht", sagt der Fachmann. "Wer nach der dritten Woche immer noch Durchfall hat, sollte unbedingt zum Arzt."

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