Das Corona-Virus ändert sich laufend, die momentan vorherrschenden Varianten können den bisherigen Impfschutz teilweise umgehen. Aus diesem Grund werden die Corona-Impfstoffe an die neuen Varianten angepasst. Nach den Omikron-BA.1-Impfstoffen, deren Auslieferung kürzlich begonnen hat, ist nun ein weiteres Präparat in der EU in greifbarer Nähe.
Booster-Impfstoff gegen Variante BA.4 und BA.5
Die Europäische Kommission hat einen weiteren an Omikron angepassten Impfstoff zugelassen. Der Booster der Unternehmen Biontech/Pfizer richte sich gegen die aktuellen Corona-Varianten, teilte Präsidentin Ursula von der Leyen am Montag auf Twitter mit. Zuvor hat ein Expertenausschuss der EU-Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung des an die Omikron-Sublinien BA.4/BA.5 angepassten Vakzins empfohlen. Das Mittel zielt daneben wie die bisherigen Impfstoffe auf die Ursprungsvariante von Sars-CoV-2 ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wertete die Nachricht auf Twitter als gut im Kampf gegen das Virus.
Erwartet werde ein breiterer Schutz gegen verschiedene Corona-Varianten, teilte die EMA mit. Empfohlen werde die Impfung für Menschen ab 12 Jahren als Auffrischung. BA.4/BA.5 sind die Omikron-Sublinien, die derzeit nach Daten aus Stichproben quasi alle Corona-Infektionen in Deutschland verursachen.
Wegen der Aktualität gibt es zu dem BA.4/BA.5-Impfstoff noch keine abgeschlossenen klinischen Studien. Wie die EMA erklärte, berücksichtigte der Expertenausschuss alle verfügbaren Daten - zum Beispiel auch zu dem erst kürzlich in der EU zugelassenen angepassten Impfstoff, der auch auf die Omikron-Sublinie BA.1 abzielt. Für ihn existieren klinische Daten. Die Auslieferung dieses BA.1-Impfstoffes hat in Deutschland vor einigen Tagen begonnen.
Wann gibt es den Booster gegen BA.4 und BA.5?
Nach Ankündigung des Unternehmens sollen EU-Bürgerinnen und -Bürger "noch vor der Wintersaison" Zugang zu den an Omikron angepassten Impfstoffen haben.
Für wen wird der angepasste Impfstoff empfohlen?
Bislang gibt es noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zum Einsatz von an Omikron angepassten Auffrischimpfungen. Laut Minister Lauterbach arbeitet das Gremium aber bereits an Empfehlungen. Mehrere Fachleute, die der Stiko nicht angehören, hatten zuletzt gesagt, dass die Auffrischung mit den neuen Präparaten etwa für die Gruppen infrage kommt, denen die Stiko auch jetzt schon eine zweite Booster-Impfung empfiehlt. Das sind zum Beispiel Menschen über 60, Gruppen mit Risikofaktoren und Mitarbeiter im Gesundheitswesen.
Wer soll auf den neuen Omikron-Booster warten?
Nach der Zulassung des neuen Omikron-Boosters in der EU rät der Immunologe Carsten Watzl Risikogruppen dazu, nicht auf dessen Verfügbarkeit in Deutschland zu warten. "Wer unter die bisherige Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine zweite Auffrischimpfung fällt, sollte jetzt besser den an die Omikron-Sublinie BA.1 angepassten Impfstoff nehmen, der in diesen Tagen bei den Hausärzten ankommt", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Diese Menschen, etwa über 60-Jährige und/oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, sollten auch wegen mehrerer offener Fragen besser nicht wochenlang auf das etwas neuere Präparat warten.
Welche Booster-Impfstoffe stehen sonst noch zur Verfügung?
Am 1. September hat die EU-Kommission zwei an die Omikron-Variante BA.1 angepasste Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna zugelassen. In Deutschland spielen diese Viren mittlerweile keine Rolle mehr. Die Hoffnung ist aber, dass dieser Impfstoff auch gegen die aktuell kursierenden Omikron-Sublinien besser wirkt.
Wichtig zu wissen: Alle momentan verfügbaren Impfstoffe schützen weiterhin gut vor einem schweren oder tödlichen Verlauf.
Welcher der neuen Impfstoffe ist besser?
Zu der häufig gestellten Frage, welcher der beiden neuen Impfstoffe besser sei, gebe es keine Daten, so Watzl. In Versuchen mit Tieren seien die jeweiligen Ergebnisse ähnlich gewesen, direkte Vergleiche fehlten aber. "Insofern ist für mich offen, wie viel Vorteil der an BA.4./BA.5 angepasste Impfstoff wirklich bringt."
Die Effektivität hängt auch davon ab, welche Corona-Varianten in den nächsten Monaten zirkulieren werden - es ist derzeit aber offen, in welche Richtung sich das Virus weiterentwickelt. Für jüngere, immungesunde Menschen und Menschen, die im Sommer eine Corona-Infektion durchmachten, sehen Experten im Moment keine Notwendigkeit für einen Omikron-Booster.
"Es wäre überraschend, wenn BA.4/BA.5 uns auch noch im Herbst und Winter beschäftigen würden. Es werden irgendwann neue Varianten kommen", sagte der Dortmunder Immunologe. In den beiden Omikron-Sublinien, die international derzeit unter Beobachtung stünden - BA.2.75 und BA.4.6 - sehe er eher nicht das Potenzial für eine Ausbreitung hierzulande.
Der BA.4/BA.5-Impfstoff sei im Vergleich zum BA.1-Vakzin und letztlich auch zum ursprünglichen Präparat minimal verändert, erklärt Watzl.