Auf den ersten Blick erscheinen Flächenbrände in der Arktis ungewöhnlich. Das ist jedoch nicht der Fall: Brände gehören im Sommer am nördlichen Polarkreis dazu. Die Torfböden sind im Sommer ausgetrocknet und beginnen leicht zu brennen.
Seit einigen Jahren brechen die sommerlichen Waldbrände jedoch Rekorde: In der Region um den nördlichen Polarkreis wird es immer heißer und trockener, die Saison der Waldbrände dauert immer länger. Die arktischen Regionen erwärmen sich in besorgniserregendem Tempo.
Hitzewelle und heftige Feuer am nördlichen Polarkreis
Schuld an den heftigen sommerlichen Waldbränden sind die außergewöhnlich hohen Temperaturen in den Sommermonaten 2019 und 2020. In Sibirien wurden in der ersten Jahreshälfte 2020 mehr als fünf Grad wärmere Durchschnittstemperaturen gemessen als in den Jahren 1981 bis 2010. Werchojansk im Osten Sibiriens litt im Juni diesen Jahres unter einer besonders starken Hitzewelle: Ende Juni wurden 38 Grad plus gemessen, auch im Juli wurde die 30-Grad-Marke überschritten.
Die Zahl der Feuer lässt sich schwer abschätzen, da viele der Regionen so abgeschieden sind, dass die Brände nur von Satelliten aufgezeichnet werden. Deren Aufnahmen zeigen Flächenbrände, die mehr als 1.000 Quadratkilometer groß sein könnten. In Russland wüteten Anfang Juli Brände auf einer Fläche von ungefähr 1,9 Millionen Hektar.
Brände in der Arktis: Ein Teufelskreis
Auch wenn die Feuer in sehr abgelegenen Regionen lodern: Die Auswirkungen betreffen unseren ganzen Planeten. Die großflächigen Brände werden einerseits durch den Klimawandel begünstigt – denn je wärmer es ist, desto leichter fängt der trockene Boden Feuer. Andererseits verstärken die Brände die Klimaerwärmung zusätzlich. Ein Teufelskreis.
Die Torfböden speichern sehr große Mengen Kohlendioxid. Durch die Brände wird das klimaschädliche CO2 freigesetzt. Allein im Juni 2019 haben die Feuer in der Arktis 50 Millionen Tonnen CO2 abgegeben, schätzen die Forscher des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Das entspricht ungefähr der Menge, die eine mittelgroße Industrienation, wie zum Beispiel Schweden, in einem Jahr freisetzt.
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Durch die Klimaerwärmung, die in der Arktis besonders stark ist, wachsen mittlerweile mehr Pflanzen in der kargen Tundra. Diese Pflanzen bieten den Flammen zusätzliche Nahrung.
Die größte Gefahr: Tauende Permafrostböden
Die Hitze der Brände begünstigt außerdem das Auftauen der Permafrostböden, die unter der Torfschicht liegen. Hier haben sich in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden organische Stoffe gesammelt, die durch das Auftauen freigesetzt werden. Große Mengen an Treibhausgasen wie Methan und Kohlendioxid gelangen so in die Atmosphäre und treiben die Erderwärmung zusätzlich voran.
Die Permafrostböden gehören zu den bedeutendsten Kippelementen im Ökosystem Erde. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat das Auftauen der arktischen Permafrostböden als drohende und bisher unterschätzte Umweltgefahr definiert und in die Liste der fünf größten Umweltgefahren der Zukunft aufgenommen.
Hinzu kommt: Der Rauch verbreitet sich über große Distanzen. Wenn sich die Rußpartikel auf Schnee- und Eisflächen sammeln, werden diese dunkler und absorbieren Sonnenstrahlung, anstatt sie zu reflektieren. Das wiederum bringt das Eis noch schneller zum Schmelzen und beschleunigt die Erwärmung in der Arktis.
Forscher rechnen damit, dass die Brände in den Arktis-Regionen durch den Klimawandel weiter zunehmen werden.
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