Dieser Artikel wird regelmäßig aktualisiert. Letztes Update: 21. Dezember 2021
Das Interesse an Auffrischungsimpfungen ist groß, gut 20 Millionen Menschen in Deutschland haben bereits die dritte Impfung gegen Corona erhalten. Damit sind rund 25 Prozent der Deutschen "geboostert".
Hier haben wir Sie alle wichtigen Informationen rund ums Boostern zusammengefasst:
Booster-Empfehlung für alle und schon nach drei Monaten
Bund und Länder hatten sich verständigt, Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus grundsätzlich für alle Bürger zu ermöglichen. Besonders aufgrund der neuen Omikron-Variante gelten Auffrischimpfungen als wichtig. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat nun den Rahmen für ein beschleunigtes Boostern beschlossen: Die STIKO empfiehlt Auffrischimpfungen wegen der Omikron-Variante des Coronavirus bereits nach mindestens drei statt nach sechs Monaten.
Die Empfehlung zum verkürzten Impfabstand gilt ab sofort für Erwachsene, teilte das Gremium am Dienstag mit. Die neue STIKO-Empfehlung für Boosterimpfungen soll für einen verbesserten Schutz vor schweren, durch Omikron hervorgerufenen Erkrankungen in der Bevölkerung und auf eine verminderte Übertragung der Variante sorgen.
Als Grund für die aktualisierte Impfempfehlung für Auffrischimpfungen nannte die STIKO aktuelle Daten, die auf einen deutlich verringerten Impfschutz nach der Grundimmunisierung gegenüber der Omikron-Variante hindeuten. Der Impfschutz gegen Corona nehme nach drei bis vier Monaten signifikant ab. Nach einer Auffrischimpfung steige die Schutzwirkung vor symptomatischer Infektion mit der Omikron-Variante jedoch wieder deutlich an. Es sei derzeit davon auszugehen, dass auch der Schutz vor schweren Verläufen zunehme. Zur Dauer des Schutzes könne man derzeit noch nichts sagen.
Ältere und vorerkrankte Menschen sollen laut STIKO aufgrund ihres höheren Covid-19-Risikos bevorzugt eine Boosterimpfung erhalten. Die beiden mRNA-Impfstoffe, die zum Boostern verwendet werden (Comirnaty von Biontech/Pfizer und Spikevax von Moderna), sind dabei laut dem Expertengremium "hinsichtlich ihrer Wirksamkeit völlig gleichwertig".
Impfempfehlung für Auffrischimpfungen wegen Omikron verkürzt
Bislang hatte die STIKO empfohlen, dass eine Auffrischimpfung in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen soll. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate konnte "im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden". Für Immungeschwächte war bereits ein noch kürzerer Abstand zwischen zweiter und dritter Dosis möglich. Bei der Änderung von Dienstag handelt sich im Unterschied zu manchen früheren Aktualisierungen bereits um eine finale STIKO-Empfehlung.
Auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte kürzlich mitgeteilt, dass Booster-Impfungen schon nach drei Monaten erfolgen können. Im Land Berlin war der auf drei Monate verkürzte Impfabstand in Hinblick auf eine erwartete STIKO-Empfehlung bereits am Montag angekündigt worden. Das RKI schätzt das Risiko für zweifach Geimpfte und Genesene seit Montag wegen Omikron als hoch ein. Für Ungeimpfte bleibt es "sehr hoch". Für Menschen mit Auffrischimpfung sprach das Institut von moderatem Risiko.
Als wenig sinnvoll hatten Immunologen hingegen das Boostern bei immungesunden Menschen nach noch kürzerer Zeit beurteilt, etwa nach vier Wochen. Der Booster wirke dann viel schlechter, weil bestimmte immunologische Prozesse noch nicht abgeschlossen seien.
Boostern allein reicht wohl nicht aus
Fachleute betonten, dass Boostern allein gegen die stark mutierte Omikron-Variante nicht ausreichen dürfte. "Eine massive Ausweitung der Boosterkampagne kann die Dynamik verlangsamen und damit das Ausmaß mindern, aber nicht verhindern", hieß es etwa in einer Stellungnahme des neuen Expertenrats der Bundesregierung, dem auch STIKO-Chef Thomas Mertens angehört. Laut mathematischer Modelle könne eine Überlastung des Gesundheitssystems und die Einschränkung der kritischen Infrastruktur nur "zusammen mit starken Kontaktreduktionen eingedämmt werden". Ähnlich äußerte sich am Dienstag auch das Robert Koch-Institut.
Neue EU-Regel: Impfnachweise ohne Booster nur noch neun Monate gültig
Auch neu: Ohne Boosterimpfung sind EU-Impfzertifikate in der Europäischen Union künftig neun Monate nach der Grundimmunisierung gegen das Coronavirus ungültig. Die Entscheidung tritt am 1. Februar 2022 in Kraft, wie die EU-Kommission am Dienstag mitteilte. Damit sollen einheitliche Reiseregeln innerhalb der EU garantiert werden.
Der EU-Impfnachweis besteht aus einem QR-Code, der direkt nach der Impfung in Praxen und Impfzentren erstellt wird oder nachträglich in Deutschland etwa in Apotheken erhältlich ist. Der Code ist in einer Smartphone-App darstellbar und kann digital ausgelesen werden. Die Codes werden trotz verschiedener Apps der einzelnen Länder überall in der EU erkannt und erleichtern auf Reisen Nachweise über Impfungen, frische Tests und kürzlich überstandene Infektionen mit dem Coronavirus.
Ersetzt die dritte Impfung den Schnelltest?
Für Geimpfte mit Booster-Auffrischimpfung fallen zusätzliche Tests bei Corona-Zugangsregeln vorerst weitgehend weg. Darauf verständigten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag, 14. Dezember 2021, nachdem einige Länder bereits so vorgehen.
Die Erleichterungen beim Zugang nach dem Modell 2G plus sollen aber spätestens nach zwei Monaten überprüft werden, wie der Vorsitzende der Länderminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte. Nach Angaben des neuen Bundesministers Karl Lauterbach fehlt für die weitere Booster-Kampagne Anfang 2022 überraschend genug Impfstoff.
Lauterbach rechtfertigte den Wegfall von Extra-Tests für dreifach Geimpfte. "Der Verzicht auf die Testung von Geboosterten macht epidemiologisch Sinn", sagte er noch vor der Bund-Länder-Runde in Berlin. Mit einer Auffrischimpfung habe man nur noch ein geringes Risiko, sich zu infizieren - und ein noch geringeres, dass man für andere ansteckend sei.
Konkret geht es um Corona-Regeln nach dem Modell 2G plus - also, wenn bei Zugang nur für Geimpfte und Genesene (2G) zusätzlich ein Test verlangt wird. 2G gilt nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen etwa für Gaststätten, Freizeit- und Kultureinrichtungen - ergänzend können auch noch 2G-plus-Vorgaben dazu kommen. Holetschek erläuterte, dass eine Befreiung 15 Tage nach der Booster-Impfung greifen könne.
Allerdings soll bei medizinischen und Pflege-Einrichtungen zum Schutz der dort besonders verwundbaren Menschen weiter auch von Geboosterten zusätzlich ein Test verlangt werden, wie es im Beschluss heißt.
Warum die dritte Impfung?
In Deutschland sind bereits viele Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Alle in Deutschland zugelassenen COVID-19-Impfstoffe schützen vor schweren Erkrankungen mit dem Coronavirus oder dem Tod infolge einer Erkrankung. Außerdem schützt die Impfung vor einer Corona-Infektion und reduziert somit das Risiko, das Virus zu übertragen.
Immer mehr Studien weisen jedoch darauf hin, dass der Impfschutz vor schweren Corona-Verläufen nach mehreren Monaten zurückgeht. Einer schwedischen Untersuchung zufolge, die soeben als Vorabdruck veröffentlicht wurde, nimmt der Schutz nach einem halben Jahr stark ab. Für die Studie der Universität Umea waren die Daten von mehr als 800.000 Geimpften und ebenso vielen Ungeimpften ausgewertet worden. Mit Blick auf schwere Verläufe sinke die Effektivität über alle Impfstoffe hinweg nach sechs Monaten von anfangs 89 Prozent auf 42 Prozent.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie bezeichnete die aktuelle Studie aus Schweden allerdings als "Extrembeispiel". Zwar zeigten vergleichbare Untersuchungen ebenfalls einen Rückgang des Impfschutzes, der aber nicht so stark ausfalle. Die hohen Werte der schwedischen Studie könnten durch die Methode, die bei der Datenbank-Untersuchung verwendet wurde, erklärt werden.
Die Forschung steht hinter Booster-Impfungen
Auch die STIKO erklärt, dass "der Impfschutz mit der Zeit insbesondere in Bezug auf die Verhinderung asymptomatischer Infektionen und milder Krankheitsverläufe nachlässt." Weiter heißt es, die Immunantwort nach der Impfung falle im höheren Alter "insgesamt geringer aus und Impfdurchbrüche können häufiger auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen."
Deshalb sollten bestimmte Bevölkerungsgruppen ihren Impfschutz mit einer dritten Impfung auffrischen. Diese Booster-Impfung verstärkt die Antikörperbildung gegen das Coronavirus und beugt damit einem nachlassenden Immunschutz vor.
Booster-Impfung nach Corona-Infektion?
Grundsätzlich steht die Auffrischimpfung gegen das Coronavirus allen Menschen offen. Aber ist sie auch für Genese sinnvoll und bei Corona-Erkrankten mit doppelter Impfung?
Die Robert Koch Institut (RKI) und die STIKO empfehlen die Auffrischungsimfung explizit nicht für Personen, die vor oder nach der vollständigen Impfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben.
Anders sieht die Sache bei Menschen aus, die genesen waren und anschließend mit einem Vektor-Impfstoff (Vakzin von AstraZeneca und Johnson & Johnson) vollständig immunisiert wurden. Diese Personen sollten laut BMG eine Auffrischimpfung erhalten.
Wo kann ich die Auffrischimpfung bekommen?
Die Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus werden an verschiedenen Orten angeboten: bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, bei mobilen Impfteams und bei Betriebsärztinnen und Betriebsärzten. In vielen Bundesländern können Sie die Booster-Impfung auch in einem Impfzentrum erhalten.
Die Bundesländer organisieren die Durchführung der Auffrischimpfungen. Am besten informieren Sie sich online bei Ihrem jeweiligen Bundesland, die Bundesregierung bietet eine Bundesländer-Übersicht an. Alternativ können Sie sich auch bei Ihrer Hausarztpraxis erkundigen.
Welcher Impfstoff wird bei der Auffrischimpfung verimpft?
Die STIKO empfiehlt für die Booster-Impfdosis einen mRNA-Impfstoff, egal welcher Impfstoff zuvor verimpft wurde. Deshalb werden bei der Auffrischimpfung in Deutschland nur mRNA-Impfstoffe verwendet. Hierfür sind die Vakzine der Hersteller Biontech (Comirnaty) und Moderna (Spikevax) zugelassen.
Wurde bei der Grundimmunisierung bereits ein mRNA-Impfstoff verimpft, sollte nach Ansicht der STIKO bei der dritten Impfung möglichst derselbe Impfstoff benutzt werden. Doch einige Menschen fragen sich, ob eine Mischung der Vakzine von Biontech und Moderna nicht zu einer noch besseren Immunabwehr führen könnten.
Impfstoffe von Biontech und Moderne mischen?
Daten aus den USA, auf die auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter hinwies, zeigen: Eine Mischung der Impfstoffe – etwa eine Grundimmunisierung mit Biontech und Auffrischung mit Moderna – bringt tatsächlich kleine Unterschiede bei der Booster-Wirkung.
Aber die Unterschiede sind eben klein: So lagen die Effekte auf den Antikörperspiegel bei der Kombination Biontech/Moderna im Mittel beim Faktor 17,3. Bei Biontech/Biontech waren es 14,9. Umgekehrt lagen sie bei Moderna/Biontech bei 9,7, bei Moderna/Moderna bei 7,9.
Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, erklärt: Es sei deshalb unerheblich, welchen mRNA-Impfstoff man für die Auffrischung nehme. Zudem lägen dieser Studie Booster-Impfungen mit der vollen Dosis Moderna (100 Mikrogramm) zugrunde. Für die Auffrischung in Deutschland solle aber die halbe Dosis (50 Mikrogramm) verwendet werden. Damit würden die Unterschiede noch mal etwas kleiner oder sogar verschwinden, erklärt Watzl.
Hinzu kommt, dass Moderna laut jüngster Empfehlung der STIKO für Menschen unter 30 Jahre nicht mehr zum Einsatz kommen soll.
Die US-Studie zeigt außerdem, dass niemand Nachteile beim Booster-Effekt befürchten muss, wenn er oder sie ein drittes Mal den Biontech-Impfstoff geimpft bekommt.
Zum Vergleich: Verabreicht man mRNA-Geimpften zur Auffrischung den Impfstoff von Johnson & Johnson, liegt der Antikörper-Verstärkungseffekt laut Studie im Mittel nur beim Faktor 6,2 (bei Kombination mit Biontech) oder 4,7 (Kombination mit Moderna).
Wer hingegen als erste Impfung das Vakzin von Johnson & Johnson bekommen hat, profitiert sehr vom mRNA-Booster: Bei Biontech lag der Faktor bei 32,8, bei Moderna sogar bei 56,1. Somit liefern auch diese Daten einen Beleg, warum es sinnvoll ist, eine Vektorimpfstoff-Grundimmunisierung mit einem mRNA-Impfstoff zu boostern.
Parallele Impfung von Grippeimpfung und Corona-Auffrischung?
Im Herbst und Winter lassen sich viele – vor allem ältere – Menschen gegen Grippe impfen. Gemäß der aktuellen STIKO-Empfehlung können beide Impfungen parallel erfolgen und sogar an einem Termin. Das sei möglich, da der Grippe-Impfstoff ein Totimpfstoff sei. Wichtig bei einer Parallelimpfung: Es sollten nicht beide Impfstoffe in denselben Oberarm gespritzt werden, sondern je ein Impfstoff in einen Arm verimpft werden.
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