Dry January: Das bringt der Alkoholverzicht im Januar

Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 30.12.2024

Der Dry January fordert dazu auf, für einen Monat auf Alkohol zu verzichten und den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu hinterfragen.
Foto: Iryna Imago/Shutterstock

Weniger Alkohol trinken – das ist ein echter Klassiker unter den guten Vorsätzen für das neue Jahr. Der "Dry January" fordert dazu auf, genau das in die Tat umzusetzen: Ziel der Aktion ist es, für einen Monat komplett auf Alkohol zu verzichten und den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen. So wirkt sich das auf die Gesundheit aus.

Ob Glühwein, Wein oder Sekt: Gerade in der Weihnachtszeit und an Silvester fließt besonders viel Alkohol. Einige Menschen geloben Besserung und starten das neue Jahr mit einem "Dry January" (trockenen Januar). Sie nehmen sich also vor, einen Monat lang, vom Neujahrstag bis zum 31. Januar, keinerlei Alkohol zu trinken. So soll sich der Körper – vor allem die Leber, die für den Abbau des Alkohols zuständig ist – nach der sündigen Jahreszeit erholen.

Die Gesundheitskampagne stammt aus Großbritannien. Dort ist Alkohol unter den 14- bis 49-Jährigen die häufigste Todesursache. Um dagegen anzukämpfen, hat die Organisation "Alcohol Change UK" im Jahr 2013 den ersten Dry January ins Leben gerufen. Wer mitmachen will, kann sich bei der Initiative registrieren und mit Tipps motivieren lassen. Eine kostenlose App soll helfen, das eigene Trinkverhalten im Auge zu behalten. An der Aktion nehmen inzwischen Millionen Menschen weltweit teil. 

Heute Wein, morgen Bier: Muss man wirklich so viel Alkohol trinken? Der Dry January lädt dazu ein, kritisch über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken.
Heute Wein, morgen Bier: Muss man wirklich so viel Alkohol trinken? Der Dry January lädt dazu ein, kritisch über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken. (Foto: Ground Picture/Shutterstock)

Warum der Dry January sinnvoll ist

Der Dry January ist eine begrüßenswerte Aktion. Denn Alkohol kann nicht nur Abhängigkeit machen – er ist schlicht gesundheitsschädlich. Schließlich handelt es sich um ein Zellgift, dass den Organen schaden kann. Alkohol steht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit 200 verschiedenen Krankheiten in Verbindung. Nach Schätzungen der WHO sterben jährlich drei Millionen Menschen – vor allem Männer – an übermäßigem Alkoholkonsum und dessen Folgen.

Mit hohem Alkoholkonsum gehen insbesondere Leber- und Herzkreislauferkrankungen einher. Zudem steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken. Auch das Immunsystem wird durch Alkohol geschwächt, sodass es leichter zu Infekten kommen kann, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Daneben schädigt Alkohol das Gehirn, fördert Übergewicht und kann unter anderem zu Depressionen, Angstzuständen oder Gewalttätigkeit führen. In Deutschland sind laut Bundesministerium für Gesundheit rund 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig. 

Der Dry January ist daher eine gute Gelegenheit, innezuhalten und die eigenen Trink-Gewohnheiten zu hinterfragen. Schließlich merkt man bei einem bewussten Verzicht, wie oft man tatsächlich zu Alkohol greift.

Aber: Wer bereits alkoholabhängig ist, sollte nicht an der Aktion teilnehmen. Denn Betroffene könnten bei einem Trinkstopp schwere Entzugserscheinungen erleiden und benötigen ärztliche Hilfe, betont das Blaue Kreuz, eine christliche Organisation zur Selbsthilfe bei Suchtkrankheiten.

Studie: Nach Dry January ist der Alkoholkonsum geringer

Die Aktion Dry January soll kein Freifahrtschein zu sein, um die nächsten elf Monate so weiterzutrinken wie zuvor. Im Gegenteil: Ziel ist es, sich dem eigenen Alkoholkonsum bewusst zu werden und ihn idealerweise zu senken. Dies gelinge auch größtenteils. Die Initiative wirbt auf ihrer Webseite damit, dass die Mehrheit der Teilnehmer auch nach dem trockenen Januar weniger trinkt.  

Das zeigt auch eine Studie der Wissenschaftler der University of Sussex. Sie hatten im August 2018 rund 800 Personen befragt, die am Dry January 2018 teilgenommen hatten. Diese tranken nun – zumindest nach eigenen Angaben – im Schnitt einen Tag weniger in der Woche. Konkret war die durchschnittliche Zahl der Tage, an denen pro Woche Alkohol getrunken wurde, von 4,3 auf 3,3 gesunken.

Darüber hinaus waren die früheren Teilnehmer angeblich weniger oft betrunken: Die Häufigkeit des Betrunkenseins sank von durchschnittlich 3,4 pro Monat auf 2,1 pro Monat.

Alkoholverzicht bringt mehr Energie und besseren Schlaf

Die Forscher der University of Sussex haben die Teilnehmer des Dry Januarys 2018 außerdem nach ihrem Wohlbefinden befragt. Auch hier waren die Rückmeldungen positiv: Die Teilnehmer berichteten, dass sie nach dem vierwöchigen Alkoholfasten unter anderem besser schlafen würden und mehr Energie hätten. Zudem würden sie sich über Gewichtsabnahme und ein besseres Hautbild erfreuen.

Diese Schlüsse konnten die Wissenschaftler ziehen:

  • 93 % der Teilnehmer empfanden es als Erfolgserlebnis, an der Initiative mitgemacht zu haben.
  • 88 % sparten Geld.
  • 82 % denken intensiver über ihren Alkoholkonsum nach.
  • 80 % haben das Gefühl, mehr Kontrolle über ihr Trinkverhalten zu haben.
  • 76 % erfuhren mehr darüber, wann und warum sie trinken.
  • 71 % erkannten, dass sie keinen Drink brauchen, um sich zu amüsieren.
  • 70 % teilten mit, dass sich ihre Gesundheit allgemein verbessert habe.
  • 71 % schliefen besser.
  • 67 % hatten mehr Energie.
  • 58 % verloren Gewicht.
  • 57 % konnten sich besser Konzentrieren.
  • 54 % hatten ein besseres Hautbild.

      Dies deutet darauf hin, dass der Dry January viele erfreuliche Effekte mit sich bringt und Menschen dabei unterstützen kann, einen gesünderen Umgang mit Alkohol zu finden.

      Der Alkoholverzicht kann unter anderem zu einem besseren Schlaf führen.
      Der Alkoholverzicht kann unter anderem zu einem besseren Schlaf führen. (Foto: Prostock-studio/Shutterstock)

      Wer sich anmeldet, hält den Dry January eher durch

      Zu einer positiven Bilanz kommt auch eine weitere Auswertung des Dry January 2019: Laut der University of Sussex gelang es zwei Dritteln (64 %) der Teilnehmenden, den Dry January durchzuhalten. Bei denjenigen, die im Januar komplett trocken geblieben waren, wurden nach sechs Monaten etwa folgende Effekte festgestellt:

      • 59 % hatten nach eigenen Angaben ihren Alkoholkonsum reduziert.
      • 49 % gaben an, nun mehr Kontrolle über ihr Trinkverhalten zu haben.
      • 43 % bemerkten ein verbessertes mentales Wohlbefinden.
      • 32 % berichteten, sich körperlich besser zu fühlen.

      Anders als bei vorherigen Untersuchungen wurden 2019 sowohl Personen befragt, die sich für die Aktion registriert hatten, als auch solche, die "inoffiziell" am Dry January teilnahmen. Dabei zeigte sich, dass 70 % der registrierten Teilnehmenden es schafften, im Januar trocken zu bleiben, während nur 36 % der Nicht-Registrierten abstinent blieben.

      Die Angemeldeten gaben an, besonders viel Unterstützung über die Kampagnen-Webseite, per E-Mail und über die App erhalten zu haben.  

      Die Leber kann sich durch den Dry January erholen

      Wer sich jetzt für den Dry January 2025 noch nicht bereit fühlt, bekommt im Februar quasi eine zweite Chance: In der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern lädt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein, an der Aktion "Kannst du ohne?" teilzunehmen. 

      Die BZgA hebt ebenfalls die vielen guten Aspekte hervor, wie erholsameren Schlaf und bessere Laune, die mit dem Alkoholfasten einhergehen. Darüber hinaus wirke sich der Alkoholverzicht positiv auf den Blutdruck aus. Denn der steige beim Trinken alkoholischer Getränke an – bei regelmäßigem Konsum erhöhe sich Bluckdruck sogar dauerhaft. Wird der Alkohol weggelassen, kann sich der Blutdruck wieder normalisieren, so die Behörde.

      Auch der Leber tut der Alkoholverzicht gut: Sie kann sich regenerieren, wenn sie mal nicht mit dem Alkoholabbau beschäftigt ist, betont die BZgA. Solche Auszeiten seien wichtig, weil die Leber ansonsten irreparabel geschädigt werden könne. Deshalb empfiehlt die Behörde generell, regelmäßig den Alkohol für eine gewisse Zeit komplett weg zu lassen.

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