Feinstaub durch Kerzen: Wie man die Belastung verringert

Autor: Rebecca Welsch | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 22.12.2024

Kerzen im Winter spenden tolles Licht, erzeugen aber auch Feinstaub.
Foto: Andriana Syvanych/Shutterstock

Mit dem Winter kommt auch die Kerzenzeit. Das sanfte Licht bringt Behaglichkeit und Wärme in den Raum. Dabei wird oft übersehen, dass bei der Verbrennung von Kerzen Feinstaub und Schadstoffe freigesetzt werden. Was man deshalb beachten sollte.

Wenn es draußen früher dunkel und kalt wird, ist es umso schöner, sich zu Hause einzukuscheln. Sanftes Kerzenlicht macht die Atmosphäre noch gemütlicher. Das Problem: Kerzen sind eine Quelle für Feinstaub.

Dieser ist nämlich nicht nur auf der Straße in der Luft. Auch in Innenräumen gibt es Feinstaubpartikel. Einige Partikel fliegen durchs offene Fenster herein, andere, insbesondere ultrafeine Partikel, entstehen erst in der Wohnung.

Feinstaub in Innenräumen häufig höher

Mögliche Emissionsquellen für Feinstaub in Innenräumen sind laut Umweltbundesamt Zigarettenqualm, Staubsaugen ohne Feinfilter, das Benutzen von Druckern sowie der Qualm beim Kochen und Backen – und vor allem im Winter auch Kerzen.

Denn beim Abbrennen der Kerzen entstehen, wie bei jeder Verbrennung, Stickstoffoxide und Ruß, die sich in höheren Konzentrationen nachteilig auf die Gesundheit auswirken können. Ruß gehört zu den Feinstaubpartikeln. Stickstoffdioxid hingegen ist eine Vorläufersubstanz für die Bildung von Feinstaub. Denn es reagiert mit Ammoniak in der Luft. Daraus entsteht dann sogenannter sekundärer Feinstaub.

Dazu kommt, dass in Innenräumen weniger starke Verdünnungseffekte als draußen an der frischen Luft wirken. Deshalb ist die Feinstaubbelastung der Innenraumluft häufig höher als die der Außenluft.

Kerzenfeinstaub ist besonders gesundheitsschädlich

Kurzfristig kann eine hohe Feinstaubbelastung in der Luft Husten, Halskratzen und Atemnot auslösen, sie reizt die Augen und Schleimhäute und kann zu Müdigkeit und Kopfschmerzen führen. Es ist auch erwiesen, dass sich das Einatmen von Feinstaub mittelfristig negativ auf den Gesundheitszustand des Menschen auswirkt. Entscheidend für die gesundheitliche Wirkung von Feinstaub ist die chemische Zusammensetzung der Partikel und ihre Größe. 

"Brennende Kerzen können insbesondere die Anzahl der kleinsten Feinstaubpartikel, der ultrafeinen Partikel, in der Luft erhöhen", erklärt Innenraumhygienikerin Anja Daniels vom Umweltbundesamt. Diese seien am gesundheitsschädlichsten. Das Risiko zu erkranken, sei umso größer, je kleiner die Staubpartikel sind.

Denn: Die ultrafeinen Partikel können aufgrund ihrer Größe tiefer in die Atemwege eindringen als größere Partikel. So gelangen sie in Bereiche, aus denen sie beim Ausatmen nicht einfach wieder ausgeschieden werden. Laut Umweltbundesamt können ultrafeine Partikel zudem über die Lungenbläschen bis in die Blutbahn vordringen. So können sie sich über das Blut im ganzen Körper verteilen. Und: Weil Lunge und Blutkreislauf eng zusammenarbeiten, können Entzündungen im Atemtrakt auch Herz und Kreislauf belasten.

Außerdem schwierig: "Man muss sich im Klaren darüber sein, dass durch Kerzenabbrand neben Feinstaubpartikel auch andere Schadstoffe freigesetzt werden, da der Abbrand unvollständig erfolgt", sagt Daniels. Außerdem würden laut Daniels bei der Verbrennung, insbesondere im Ruß, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) freigesetzt werden. PAK sind umweltschädliche und potenziell krebserregende Verbindungen, die sich auf dem Feinstaub festsetzen und so tief in den Körper gelangen können. 

Duftkerzen sind schädlicher als normale Kerzen

Noch gesundheitsschädlicher sind Duftkerzen. Gerade in der Winterzeit sind Düfte wie Vanille, Bratapfel oder Zimt in Kerzen beliebt. Diese geben jedoch mehr Feinstaubpartikel und PAK ab als herkömmliche Kerzen, da sie zusätzliche Inhaltsstoffe wie etwa Duftstoffe und Lacke enthalten. 

"Duftstoffe gehen häufig, auch ohne dass die Kerze brennt, in die Raumluft über", erklärt Anja Daniels. Wer empfindlich auf solche Stoffe reagiert, sollte also lieber auf Duftkerzen verzichten. Ein weiterer Grund, auf normale Kerzen zu setzen: Häufig werden in Duftkerzen auch Farbstoffe zugesetzt, entweder als Lackschicht oder als Durchfärbung. Diese können beim Abbrennen zu weiteren Schadstofffreisetzungen führen.

Kerzenlicht mit wenig Feinstaub

Wenn Sie nicht auf Kerzenschein verzichten möchten, haben wir hier einige Tipps für Sie, wie Sie die Schadstoffbelastung durch Kerzenabbrand so gering wie möglich zu halten können: 

  • Lüften Sie nach der Benutzung der Kerzen ausreichend. 
  • Achten Sie darauf, dass die Kerze nicht in der Zugluft steht. Denn beim Flackern der Kerzen kommt es vermehrt zum Rußen und zu einer Erhöhung der schädlichen PAK-Emissionen. 
  • Der Docht sollte mit maximal 1,5 Zentimeter nicht zu lang sein. Denn bei längeren Dochten entsteht mehr Ruß.
  • Material: Die meisten Kerzen werden aus Paraffin hergestellt, einem Nebenprodukt bei der Erdölgewinnung. Diese Kerzen brennen schnell ab und rußen häufiger, was schlecht für die Feinstaubbelastung ist. Am besten, aber auch am teuersten, sind Bienenwachskerzen. Hier muss man aber darauf achten, ob es sich um reine Bienenwachskerzen handelt. 
  • Es sollte auch bedacht werden, dass Zusätze wie Duftstoffe, Farben, Glitter oder ähnliches beim Abbrennen der Kerze weitere Schadstoffe freisetzen. 
  • Achten Sie beim Kerzenkauf auf das RAL Gütesiegel Kerzen. RAL-Kerzen sind ruß- und raucharm und aus gütegesicherten Rohstoffen hergestellt. Kerzen mit dem RAL-Zeichen sind frei von PAK, Schwermetallen und Schwefel.

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