Fleischverbote statt Fahrverbote? Landwirtschaft laut Studie der größte Feinstaub-Verursacher

Autor: Stefanie Jakob | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 18.01.2019

Fleischverbote statt Fahrverbote? Landwirtschaft laut Studie der größte Feinstaub-Verursacher

Der schlimmste Feinstaubsünder ist nicht das Auto – sondern die Landwirtschaft. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie eines Max-Planck-Instituts. Die Vegane Gesellschaft Deutschland fordert deshalb ein Verbot der Massentierhaltung.

Laut der Studie, über die das ARD-Magazin „Monitor“ berichtete, sterben in Deutschland pro Jahr nahezu 120.000 Menschen vorzeitig durch Feinstaub. Das sind fast doppelt so viele wie Wissenschaftler bisher angenommen haben. Noch überraschender ist allerdings: Nicht der Verkehr ist Hauptverursacher von Feinstaub, sondern die Landwirtschaft.

Die bisher unveröffentlichte Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Chemie stützt sich dabei auf 40 internationale Studien aus 16 Ländern, deren Daten über Jahrzehnte erhoben wurden. „Die Datengrundlage für diese Studie hat enorm zugenommen. Das ist einer der Gründe, dass wir jetzt zu diesen höheren Zahlen kommen", erklärt Studienleiter Jos Lelieveld bei „Monitor“. Feinstaub sei damit für etwa ebenso viele vorzeitige Todesfälle verantwortlich wie das Rauchen.

Vor allem die Massentierhaltung sorgt für hohe Feinstaubbelastung

Laut der Studie ist die Landwirtschaft mit einem Anteil von 45 Prozent hauptsächlich für die Feinstaubbelastung in Deutschland verantwortlich – und hier vor allem die Massentierhaltung.

Feinstaub in der Landwirtschaft entsteht, wenn sich Ammoniak-Ausgasungen aus Gülle mit anderen Gasen in der Atmosphäre verbinden. Laut Lelieveld sind allein die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft für 50.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich.

Vegane Gesellschaft fordert Verbot der Massentierhaltung

Die Vegane Gesellschaft Deutschland fordert deshalb nun ein Verbot der Massentierhaltung. „Da der meiste Feinstaub aus der Massentierhaltung stammt, begrüßen wir Musterklagen, die die Verursacher-Betriebe dicht machen und den Beginn von Fleischverboten. Alles andere wäre angesichts der Diesel-Fahrverbote ja geradezu unehrlich und inkonsequent“, sagt der Vorsitzende, Christian Vagedes, in einer Mitteilung.

Laut welt.de wolle Vagedes wegen der Verbote auf die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zugehen, die in der Vergangenheit Dieselfahrverbote in etlichen deutschen Großstädten gerichtlich durchgesetzt hat. „Wir erwarten von der DUH eine Antwort, ob sie jetzt auch gegen die Fleischindustrie klagt“, sagt Vagedes gegenüber welt.de.

Feinstaubbelastung in der Landwirtschaft unter Fachleuten längst bekannt

Fachleute wissen schon seit Jahren um den Zusammenhang zwischen Massentierhaltung und Feinstaubbelastung. Im Landkreis Cloppenburg, der zum sogenannten Schweinegürtel in Niedersachsen gehört, registrieren Luftmessstationen regelmäßig höhere Feinstaubwerte als Messungen in Großstädten wie Hannover.

Maßnahmen, die die Feinstaubbelastung hier reduzieren sollen, scheitern regelmäßig: Deutschland hat sich im Jahr 2001 selbst verpflichtet, die Ammoniak-Emissionen unter einen Wert von 550.000 Tonnen zu begrenzen – seit Jahren liegt der Wert aber rund 20 Prozent darüber.

Bauernverband hält Ergebnisse für Spekulation

Der Deutsche Bauernverband bestreitet die Zahlen aus der Studie des Max-Planck-Instituts gegenüber Monitor: „An diesen Spekulationen, ich halte das für Spekulationen, beteilige ich mich nicht“, erklärt der Umweltbeauftrage des Deutschen Bauernverbandes, Eberhard Hartelt. Jedoch sei man intensiv bemüht, die Ammoniak-Emissionen zu reduzieren.

Gegenüber „Monitor“ hält Studienleiter Lelieveld dem entgegen, die neue Studie sei schlicht „ein Wachsen von Erkenntnissen, woraus hervorgeht, dass die Gesundheitswirkung von Feinstaub eigentlich noch viel stärker ist, als wir gedacht haben.“ Das bestätigt auch der Ärztliche Direktor an der Universitätsklinik Mainz, Professor Doktor Thomas Münzel: „Feinstaub führt zu Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die hohe Zahl der vorzeitigen Todesfälle muss umgehend politische Konsequenzen haben.“

Anders als der Deutsche Veganverband fordern Experten deshalb lediglich eine Reduzierung der Tierbestände, um die Ammoniak-Belastung zu verringern.

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