Hähnchenfleisch waschen? Lieber nicht. Hier handelt es sich um einen Küchen-Irrtum, der leider noch immer verbreitet ist. Er findet sich auch noch in vielen Rezepten, in denen steht: "Geflügelfleisch vor dem Zubereiten waschen."
Sollte man Geflügel vor dem Zubereiten waschen?
Richtig ist: Diese Regel dürfen Sie getrost ad acta legen. Einrichtungen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen schon seit Jahren davor, Geflügel vor dem Kochen oder Braten unter dem Wasserhahn abzuwaschen.
Der Grund für die Empfehlung, Geflügelleisch nicht zu waschen, sind Campylobacter-Bakterien oder Salmonellen, die häufig auf rohem Hähnchenfleisch, aber auch auf Puten- und Entenfleisch zu finden sind. Entsprechende Belastungen kommen sogar relativ häufig vor.
Das Zoonosen-Monitoring 2022 des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ergab, dass 61 Prozent der Entenfleischproben mit Campylobacter verunreinigt waren.
Rohes Geflügel kann selbst dann mit Krankheitserregern belastet sein, wenn es tiefgekühlt wurde: So werden beispielsweise Salmonellen auch bei Minusgraden nicht abgetötet und können lange infektionsfähig bleiben.
Das Risiko: Wird das rohe Fleisch aber vor dem Zubereiten abgewaschen, werden die Bakterien unnötig in der Küche und auf andere Speisen verteilt. Durch das spritzende Wasser können sich die Keime weiträumig verteilen und auf Arbeitsflächen, Kleidung oder Kochgeräte gelangen. Vor allem besteht die Gefahr, dass andere Speisen kontaminiert werden.
Gefahr durch Campylobacter und Salmonellen
Insbesondere Kinder und ältere Menschen haben ein höheres Risiko, an Salmonellen zu erkranken. Campylobacter sind hierzulande die häufigsten Verursacher von Darmerkrankungen, die durch Lebensmittel verursacht werden.
Der häufigste Grund für eine Infektion: nicht richtig durchgegartes Geflügelfleisch. Campylobacter-Infektionen zeigen sich durch Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt zudem vor gefährlichen Spätfolgen wie Arthritis oder dem Guillain-Barré-Syndrom.
Nicht das Geflügel waschen – sondern die Hände
Wichtige Tipps zum Umgang mit rohem Geflügel lauten deshalb:
- Bewahren Sie rohes Geflügel gut verpackt und getrennt von anderen Lebensmitteln im Kühlschrank auf.
- Achten Sie darauf, dass das rohe Geflügel nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt, vor allem, wenn die anderen Lebensmittel nicht mehr erhitzt werden.
- Tauen Sie gefrorenes Geflügelfleisch ohne Verpackung im Kühlschrank auf. Geben Sie es in eine Schüssel und decken Sie diese ab. Entsorgen Sie das Auftauwasser und achten Sie darauf, dass es nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommt.
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Entsorgen Sie Verpackungsmaterialien von rohem Geflügel sorgfältig – auch daran könnten sich Keime befinden.
- Waschen Sie rohes Geflügel vor dem Zubereiten nicht. Eventuelle Bakterien werden beim späteren Garen durch die Hitze abgetötet.
- Reinigen Sie alle verwendeten Küchengeräte wie Messer und Schneidebretter sowie alle Flächen, die mit dem Fleisch in Berührung gekommen sind, sorgfältig.
- Waschen Sie Ihre Hände gründlich mit Seife und warmem Wasser.
- Für das Aufwischen von Lebensmittelrückständen am besten Küchenpapier verwenden und dieses anschließend direkt entsorgen.
- Achten Sie darauf, dass Geflügelfleisch immer gut durchgegart ist. Wenn das Fleisch weißlich ist, ist das ein Zeichen, dass es durch ist. Als Anhaltspunkt: Das Fleisch sollte zwei Minuten lang eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad haben.
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