- Durchschnittlich berühren wir das Display unseres Handys oder Tablets über 2.500 Mal pro Tag.
- Dadurch können sich auf der Oberfläche Bakterien und Viren ansammeln.
- Eine Desinfektion der mobilen Endgeräte halten Forscher jedoch in den meisten Fällen für unnötig.
Bereits vor Corona galten die Displays von Handys und Tablets als Nährboden für Keime und Bakterien. Bis zu 2.500 Mal pro Tag berühren wir, laut einem Bericht der Techniker Krankenkasse, den Bildschirm unseres mobilen Endgeräts. Im Zuge von verschärften Hygieneregeln geraten Handy und Tablets deshalb nun verstärkt in den Fokus. Aber ist eine Desinfektion überhaupt nötig?
Handydisplays: Nährboden für Coronaviren?
Laut einer Studie der australischen Wissenschaftsbehörde Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) können Coronaviren bei Raumtemperaturen bis zu 28 Tage auf glatten Oberflächen wie Handy- und Tabletdisplays überleben. Das ist rund zehn Tage länger als das Grippevirus.
Allerdings: Die Forschungsergebnisse entstanden unter Laborbedingungen, die sich so nicht in der realen Welt finden. So wurden die Experimente zum Beispiel im Dunkeln durchgeführt, um den Einfluss von UV-Licht auszuschalten. Der Hintergrund: Unter direkter Sonneneinstrahlung zerfällt das Virus schneller. Unter normalen Bedingungen, in Wohn- und Arbeitsräumen und natürlich an der freien Luft, ist die Überlebenszeit von Viren wie Covid-19 deutlich kürzer.
Kaum Bakterien auf Handydisplays
Bereits 2015 untersuchte der Mikrobiologe Markus Egert in einer Studie an der Hochschule Furtwangen die Verunreinigung von Handydisplays mit Bakterien. Das Ergebnis: Auf einem Quadratzentimeter Touchscreen findet sich durchschnittlich nur eine Bakterie.
Die gefundenen Bakterien zählen größtenteils zu zwei Gattungen, die typischerweise auf der Haut, im Mund, in der Lunge und im Darm vorkommen. Damit, so schlussfolgerte Markus Egert, weisen Handydisplays eine Bakterienbelastung und ein Speziesspektrum auf, welches typisch für häufig berührte Oberflächen in häuslichen und öffentlichen Umgebungen ist. Zur potenziellen Verunreinigung mit Viren macht er ein seiner Studie jedoch keine Angaben.
Handys werden selten aus der Hand gegeben
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es in Deutschland bisher keine bekannten Fälle, bei denen eine Ansteckung mit dem Coronavirus über den Übertragungsweg Smartphone erfolgt ist. Grundsätzlich sei es jedoch möglich, dass Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und von dort über Schmierinfektionen weitergegeben werden.
Da die meisten Menschen ihr Handy allerdings nicht oder kaum aus der Hand geben, ist die Kontamination durch eine fremde Person hierüber so gut wie ausgeschlossen, erklärte der Ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH), Ernst Tabori, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Deswegen sieht er aktuell keinen Bedarf für die Desinfektion von Handydisplays. Wichtiger als die Handyreinigung sei die eigene Handhygiene.
Handy richtig reinigen – so geht's
Natürlich schadet es nicht, das eigene Smartphone oder Tablet regelmäßig von Fingerabdrücken und Schmutz zu befreien. Und so funktioniert es, ohne dass die Technik Schaden nimmt:
- Wer das mobile Endgerät wie Tablet oder Handy reinigen möchte, sollte ein feuchtes Mikrofaser- oder Brillenputztuch verwenden. Das Tuch sollte nicht trocken eingesetzt werden, denn so entstehen kleine Kratzer auf dem Display.
- Mit dem feuchten Mikrofasertuch wischen Sie das Display und die Außenseiten in kreisenden Bewegungen vorsichtig ab.
- Auf scharfe Putzmittel mit Alkohol oder herkömmliche Seife sollten Sie verzichten. Besser sind spezielle Bildschirmreiniger. Geben Sie etwas Reinigungsflüssigkeit auf das Putztuch und nicht direkt auf das Handy oder Tablet.
- Mit speziellen Druckluftsprays oder Reinigungsmasse lassen sich zudem Anschlüsse und Lautsprecheröffnungen bequem reinigen.
Darüber hinaus gilt: Nehmen Sie das Handy nicht mit auf die Toilette, und halten Sie es vom Esstisch fern.
Handy desinfizieren – mit UV-Licht oder Ozon?
Im Zuge der verschärften Hygieneregeln haben einige Hersteller Desinfektionsgeräte für Handys und andere Kleinteile auf den Markt gebracht, die unter anderem auf UV-Licht oder Ozon setzen. So bot der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd im August einen Ozon Sterilisator für Smartphones mit eingebauter Akku-Ladefunktion an, und im Onlinehandel finden sich mittlerweile zahlreiche Geräte unterschiedlichster Anbieter.
In der Theorie soll das enthaltene Ozon-Gas die vorkommenden Viruspartikel auf Displays und Handyhüllen ungefährlich machen. Der Nachteil: Ozon ist für Menschen und Tiere gefährlich und kann zu Atemwegs- und Augenreizungen führen.
Erfolgsversprechend soll zudem die Reinigung unter UV-Licht sein. Verschiedene Hersteller bieten bereits für kleine Beträge Desinfektionsboxen oder -lampen an. Wie effektiv diese Geräte wirklich sind, dazu gibt es bisher noch wenige Erkenntnisse.
Bereits im April stellten Ingenieure des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB eine Desinfektionslösung auf der Basis von UV-Licht vor. Der Prototyp ihres Handy- und Tablet-Desinfektionsgeräts arbeitet mit kurzwelligen ultravioletten UVC-Strahlen, die Viren und Bakterien besonders schnell inaktivieren sollen.
Besonderes Risiko für medizinisches Personal
Vorerst sollen diese Geräte nur an Krankenhäuser geliefert werden. Denn wenn eine Bevölkerungsgruppe aktuell dem Risiko ausgesetzt ist, sich über das eigene Smartphone mit dem Coronavirus zu infizieren, dann sind es Ärzte und Pflegekräfte, sagt Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock.
Privatpersonen empfiehlt er, das Handy nur dann zu desinfizieren, wenn sie es an eine mit dem Virus infizierte Person gegeben haben. Ansonsten sei die Desinfizierung von Handys und Tablets nicht erforderlich.
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