- Wasser ist lebensnotwendig – zwei bis drei Liter sollten Erwachsene im Sommer täglich zu sich nehmen.
- Immer wieder ist zu lesen, dass die Kohlensäure im Wasser unserem Körper schaden könnte. Wir klären auf.
- ÖKO-TEST untersucht regelmäßig zahlreiche Mineralwässer auf Schadstoffe. Aktuell kritisieren wir Belastungen mit Chromat, Uran oder Bor in einigen Classic-Wässern.
Von der Apfelschorle bis zur Weinschorle – oder einfach pur: Sprudelwasser ist beliebt. Was das Mineralwasser so spritzig und erfrischend macht, ist die enthaltene Kohlensäure. Wie aber entsteht Kohlensäure?
Wird Wasser (H2O) mit Kohlenstoffdioxid (CO2) versetzt, löst sich das CO2 – vor allem unter Druck – im Wasser. Dabei entsteht unter anderem Kohlensäure (H2CO3). Tatsächlich ist in Mineralwasser nur wenig dieser "echten" Kohlensäure enthalten. Was wir als spritzig und blubbernd wahrnehmen, ist im Wasser gelöstes Kohlendioxid. Beim Öffnen der Flasche, wenn der Wasserdruck nachlässt, entweicht das CO2 als Gas.
Mineralwasser: Besser mit oder ohne Kohlensäure?
Rund um die Frage, ob Mineralwasser ungesund oder gesund ist, ranken sich viele Mythen. Sie hängen vor allem mit dem – mitunter falschen – Verständnis von Kohlensäure bzw. Kohlenstoffdioxid zusammen, das im Wasser gelöst ist. Immer wieder ist beispielsweise zu lesen, dass das Blubberwasser den Zahnschmelz angreift, zu Übersäuerung führt oder das richtige Abnehmen erschwert. Was ist dran an den Mythen rund um kohlensäurehaltiges Mineralwasser?
#1: Greift Wasser mit Kohlensäure die Zähne an?
Schenkt man einigen Veröffentlichungen Glauben, soll Mineralwasser mit Kohlensäure den Zahnschmelz angreifen und dadurch die Zähne anfälliger für Karies machen. Zahnärzte geben Entwarnung: "Kohlensäure ist nicht schädlich für die Zähne, hier handelt es sich ja 'nur' um CO2", erklärt uns Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK).
Andere Säuren wie Zitronensäure (in Limos und Eistees enthalten) oder Phosphorsäure (in Cola-Getränken) seien jedoch tatsächlich zu sauer für die Zähne, gibt der Mediziner zu bedenken.
Auch die Bundeszahnärztekammer kann beruhigen: "Kohlensäure hat kein erosives [d.h. zerfressendes oder abbauendes] Potential." Die Erklärung der Mediziner: "Die Kohlensäure (H2CO3) ist eine sehr instabile Säure, die an der Luft schnell zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) zerfällt. Beim Trinken kohlensäurehaltiger Getränke wird das CO2 abgeatmet und somit entfernt. Daher sind Behauptungen, auch der dauerhafte Konsum kohlensäurehaltiger Mineralwässer könne Erosionen verursachen, nicht richtig."
#2: Macht Wasser mit Kohlensäure dick?
Und noch ein Mythos, der sich hartnäckig hält: Menschen, die Wasser mit Kohlensäure trinken, sollen leichter zunehmen als solche, die stilles Wasser bevorzugen. Basis für die Theorie ist eine Studie der Universität Birzeit in Ramallah aus dem Jahr 2017. Die Erklärung der Autoren: Das CO2 erhöhe den Druck auf die Magenwände, weshalb der Körper mehr appetitanregende Ghrelin-Hormone produziere.
Es stimmt zwar, dass das Hormon Ghrelin unser Hungergefühl regelt – aber nicht alleine, sondern in einem äußerst komplexen Zusammenspiel mit anderen Hormonen und Faktoren. Ein medizinisch plausibler Nachweis für die These, dass Kohlensäure bzw. Kohlendioxid dabei eine entscheidende Rolle spielen könnten, fehlt bislang – die Forscher aus Ramallah hatten die Untersuchung nur an 16 Ratten und mit 20 Studenten durchgeführt.
#3: Führt Sprudelwasser zu Sodbrennen?
Wenn wir nach einem großen Glas Sprudelwasser aufstoßen müssen und das Gas vom Magen in die Speiseröhre aufsteigt, kann dabei auch Magensäure mitgelangen. Das kann tatsächlich zu Sodbrennen führen. "Menschen, die auf kohlensäurehaltige Getränke mit Magenbeschwerden reagieren, reagieren nicht auf die Kohlensäure im Sprudel, sondern auf die Bläschen des CO2, die Speiseröhre und Magen reizen können", erklärt Silke Restemeyer voon der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Wer einen sensiblen Magen hat oder unter Reflux leidet, sollte es deshalb mit sprudelnden Getränken nicht übertreiben. Die Verbraucherzentrale rät: "Bei einem empfindlichen Magen sollte besser auf Kohlensäure verzichtet und eher auf ein Wasser mit viel Hydrogencarbonat gesetzt werden." Hydrogencarbonate sind die Salze der Kohlensäure, die unter anderem überschüssige Säuren neutralisieren können, die aus dem Stoffwechsel entstehen. Es findet sich deshalb beispielsweise auch in Bullrichsalz.
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Ansonsten gilt: Wer das prickelnde Wasser mit den Blubberbläschen gut verträgt, kann es natürlich auch unbesorgt trinken. Und wer zu Verstopfung neigt, kann ausprobieren, seinen Darm durch Wasser mit Kohlensäure anzuregen.
#4: Führt Mineralwasser mit Kohlensäure zu Übersäuerung?
Manche Menschen befürchten, dass ihr Körper übersäuert, wenn sie Wasser mit Kohlensäure trinken. Tatsächlich hat Wasser mit Kohlensäure einen niedrigeren pH-Wert als Wasser ohne. Leitungswasser und stilles Wasser haben meist einen pH-Wert von ca. 7, bei Sprudelwasser kann er durch das enthaltene Kohlenstoffdioxid bei 5,5 liegen – und damit chemisch im leicht sauren Bereich. Mit dieser Begründung wird in der Naturheilkunde mitunter von kohlensäurehaltigen Getränken abgeraten.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt jedoch Entwarnung: "Die enthaltene Kohlensäure ist recht instabil und zerfällt schnell wieder in ihre Bestandteile CO2 und Wasser". Beim Öffnen der Flasche entweicht die Kohlensäure zischend (in Form von CO2). "Der übrige Teil zerfällt im Magen. Das sorgt dafür, dass man aufstoßen muss bzw. ein Teil gelangt über den Verdauungstrakt ins Blut und wird unbemerkt über die Lunge abgeatmet. Damit trägt kohlensäurehaltiges Wasser nicht zu einer Übersäuerung des Körpers bei."
Der Verband der Heilwasser-Vertreiber rät zu Wassern mit mindestens 1.300 mg Hydrogencarbonat pro Liter. "Hydrogencarbonat wirkt im Körper als Säurepuffer. Dadurch können Heilwässer mit viel Hydrogencarbonat bei Sodbrennen, zu viel Magensäure oder Übersäuerung die Beschwerden lindern."
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Nachhaltige Alternative: Wasser selbst aufsprudeln
Eine umweltfreundliche und günstige Alternative zu Wasserflaschen aus dem Supermarkt ist es, das heimische Leitungswasser mit einem Trinkwassersprudler selbst aufzusprudeln. Wer sein Wasser selbst aufsprudelt, sollte dafür übrigens möglichst kaltes Wasser nehmen: Es nimmt dann mehr Kohlensäure auf.
Kochen und backen mit Wasser mit Kohlensäure
Wer Mineralwasser mit Kohlensäure zum Kochen und Backen verwendet, wird überrascht sein, wie locker Kuchen und Mehlspeisen werden. Auch bei Saucen und Dressings ist Sprudelwasser ein wahres Multi-Talent. Tipps dazu:
- Wasser mit Kohlensäure wirkt im Teig wie ein Backtriebmittel: Die Kohlensäure setzt einen Gärprozess in Gang, der dafür sorgt, dass der Teig leicht und fluffig wird – und aufgeht. Wer Wasser mit Kohlensäure versetzt, kann deshalb den Anteil an Backpulver verringern.
- Saucen und Desserts werden cremiger, wenn Wasser mit Kohlensäure verwendet wird. Dazu das Wasser erst zum Schluss hinzufügen.
- Pfannenkuchen und Rührei werden besonders locker, wenn man Mineralwasser unterrührt.
Achten Sie darauf, dass Sie nur leicht mineralisiertes Wasser verwenden, damit der Geschmack durch die Mineralien nicht verfälscht wird.
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