Salzstangen und Cola als angebliche Medizin, um Durchfall zu lindern? Für viele Kinder schon immer ein willkommener Nebeneffekt von Magen-Darm-Beschwerden – auch wenn Ärzte inzwischen von derlei Hausmitteln abraten.
Nun lässt die Wissenschaft Kinder wieder träumen: Professor Alyn Morice von der University of Hull meint, dass ein Inhaltsstoff, der in Schokolade vorkommt, besonders wirksam ist, um Hustenreiz zu lindern. Er hatte zuvor gemeinsam mit anderen britischen Forschern eine Studie durchgeführt, bei der 163 Patienten rezeptfreie Hustenmittel verabreicht worden waren.
Enthält Kakao hustenlindernde Stoffe?
Dabei aßen die Probanden freilich keine Schokolade. Vielmehr wurde untersucht, wie effektiv das als kakaohaltig beworbene Hustenmittel "Unicough" im Gegensatz zu einem anderen Präparat wirkte. Das Ergebnis: Sie konnten das Mittel mit einer geringeren Hustenfrequenz und weniger Schlafstörungen in Verbindung bringen.
Morice schrieb nun in der britischen Boulevardzeitung "Daily Mail", dass Schokolade den gleichen Effekt haben könnte wie das Hustenmittel "Unicough", das in der Studie untersucht worden war. Er argumentiert, dass Schokolade aufgrund ihrer Konsistenz besser in der Kehle haften bleibe als normale Hustenmittel. Die lindernden Stoffe, die in Kakao enthalten seien, könnten damit effektiver auf die gereizte Nervenenden einwirken.
Süße Erkenntnis auf dünner Faktenlage
Ob die süße Erkenntnis, die das Boulevardblatt zu einer Schlagzeile aufblies, einer weiteren Untersuchung standhält? Tatsächlich ist Kakao kein aktiver Wirkstoff in "Unicough". Dem aktuellen Beipackzettel zufolge enthält das Mittel überhaupt keinen Kakao, sondern lediglich Kakao-Aroma als unwirksamen Hilfsstoff. Der Vergleich mit der Schokolade hinkt also schon an dieser Stelle.
Gegen Hustenreiz sollen in "Unicough" laut Anbieter die Stoffe Diphenhydramin, Ammoniumchlorid und Menthol helfen. Wesentlich wahrscheinlicher ist deshalb aus unserer Sicht, dass diese Inhaltsstoffe zum positiven Effekt des Mittels in der Studie beigetragen haben könnten. Diese Vermutung äußert immerhin auch Forscher Morice einschränkend.
Auch erscheint die Zahl der Studienteilnehmer von 163 gering, um wirklich belastbare Aussagen zum Hustenmittel selbst treffen zu können. Die genauen Erkenntnisse von Alyn Morice sollen in den nächsten Monaten in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden.
Im Handel erhältliche Schokolade unterliegt darüber hinaus dem Lebensmittelrecht und darf deshalb schon nicht im Sinne eines Arzneimittels wirken.
Immerhin weist ältere Forschung darauf hin, dass Theobromin – ein Alkaloid, das in Kakaobohnen enthalten ist - den Hustenreiz effektiver lindern könnte als beispielsweise Codein, das in vielen Hustenmitteln verwendet wird. Ob die Menge an Kakaobohnen, die man zu sich nehmen müsste, um einen solchen Effekt zu erzielen, noch genießbar ist, ist allerdings fraglich.
Unser vorläufiges Fazit: Wer dem Rat von Forscher Morice nachkommt, gegen Husten langsam Schokolade zu lutschen, wird wohl enttäuscht. Aber vielleicht bessert sich ja die eigene Stimmung: Dem ebenfalls in Kakaobohnen enthaltenen Serotonin sagt man eine aufhellende Wirkung nach. Ob dafür allerdings eine essbare Menge ausreicht, daran scheiden sich auch die wissenschaftlichen Geister.
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