- Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass der Verzehr von Lebensmitteln wie Tees oder Nahrungsergänzungsmitteln das Ausscheiden von Giftstoffen aus dem Körper fördert.
- Der Detox-Begriff wird häufig nur für Marketingzwecke missbraucht – dabei ist die Werbung mit "Detox" bei Lebensmitteln sogar verboten.
- Manche Detox-Produkte können auch schädlich wirken. Reine Saft- oder Gemüsekuren belasten wiederum möglicherweise die Leber durch ihre hohen Zuckergehalte.
- Was dem Körper bei der Entgiftung helfen und auch das Immunsystem stärken kann, ist bewusstes Fasten.
Detox ist die Abkürzung für Detoxification, also Entgiftung. Den Körper entgiften oder entschlacken – das versprechen unzählige sogenannte Detox-Nahrungsergänzungsmittel oder -Tees. Zur Fastenzeit haben sie Hochkonjunktur. Doch viele Mittel zur innerlichen Anwendung sehen Medizinerinnen und Mediziner mit Sorge.
Denn: Dauerhaft eingenommene entwässernde Tees und Pillen können mehr schaden als sie nützen, Präparate mit Aktivkohle binden wichtige Nährstoffe und beeinflussen die Wirkung von Medikamenten. Wir haben zusammengestellt, was Sie über Detox wissen sollten.
Ist es nötig, den Körper zu entgiften?
Experten wie der Hamburger Ernährungsmediziner Matthias Riedl – bekannt aus der TV-Reihe "Die Ernährungs-Docs" (NDR) –, sehen Detox-Produkte kritisch: "Die Philosophie von Detox bedient einen mittelalterlichen Mythos, der besagt, wir haben Schlackenstoffe, und die muss man irgendwie ausleiten.”
Tatsächlich erledige der Körper das selbst und scheide sämtliche Abbauprodukte über Leber und Niere und auch die Atmung aus. Lediglich bei akuten Vergiftungen, etwa durch eine Überdosis an Medikamenten oder Drogen, braucht es Maßnahmen von außen, etwa indem Ärztinnen und Ärzte das passende Gegengift verabreichen.
Einige Schadstoffe lagern sich zwar tatsächlich im menschlichen Körper ab. Im Fettgewebe etwa Blei aus Wasserleitungen oder Quecksilber aus Speisefischen. Doch die gängigen Mittel am Markt können daran nichts ändern. Wie Anbieter die eingelagerten Schwermetalle aus dem Körper ausleiten wollen, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar.
Werbung mit "Detox" ist verboten
So schreibt auch die Verbrauchzentrale auf ihrer Webseite: "Für die Behauptung, dass "Detox-Produkte" den Körper entgiften, fehlt jede wissenschaftliche Grundlage. Anbieter setzen den Begriff "Entgiftung" tatsächlich vielmehr als Werbemasche ein. Die Nahrungsergänzungsmittel sind in ihrer Wirksamkeit so fragwürdig wie die angepriesenen Detox-Diäten, dafür aber relativ teuer."
Übrigens: Da keine Wirkung bewiesen ist, dürfen entsprechende Lebensmittel auch gar nicht mit dem Wort "Detox" beworben werden oder die Bezeichnung im Namen tragen.
Das halte aber der Verbraucherzentrale zufolge einige Anbieter nicht davon ab, die jeweiligen Produkte mit minimalen Änderungen des Begriffes "Detox" weiterhin zu vertreiben. Auf den Verpackungen stehen etwa Bezeichnungen wie "minus Tox", "antitox", "d-tox", "freetox" oder "de-tox", die mit Reinigung, Entgiftung und Entschlackung werben.
Körper entgiften: Detox-Tees können belastet sein
Warum aber kann zum Beispiel ein Detox-Tee schädlich wirken? Teetrinken ist prinzipiell eine gute Sache. Ausreichend trinken hilft schließlich dem Entgiftungsorgan Niere. Doch viele Teearten wie Roiboos, Schwarztee, Grüntee und Kräutertees können mit Pflanzengiften aus Beikräutern verunreinigt sein, mit sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden.
Und ausgerechnet Mate-Tees enthalten häufig das als möglicherweise krebserzeugend eingestufte Anthrachinon, das vermutlich beim Trocknen der Blätter entsteht. Darüber hinaus stoßen wir in unseren Tee-Tests immer wieder auf Rückstände von Pestiziden.
Aufgrund möglicher Schadstoffbelastungen ist es daher ratsam, immer mal wieder nicht nur das Produkt, sondern auch die Teesorte zu variieren.
Viele Detox-Produkte wirken entwässernd
Auch Präparate zum Einnehmen versprechen, den Körper zu entgiften – mit den Mikroalgen Spirulina und Chlorella, Extrakten aus Grünem Tee und Kürbiskernen und, und, und. Viele Detox-Produkte enthalten zudem zur "Reinigung" Bestandteile, die entwässernd wirken wie Brennnessel, Wacholderbeeren, Schachtelhalm, Löwenzahn oder grüner Hafer.
Doch wer ständig Entwässerungsmittel nimmt, scheidet möglicherweise auch zu viele Mineralstoffe wie Natrium, Kalzium oder Magnesium aus, die der Körper benötigt. Auf Dauer kann das zu Störungen des Elektrolyt-Haushalts führen und die Wirkung von Medikamenten abschwächen, warnt die Verbraucherzentrale.
"Das kostet außerdem alles Geld", gibt Ernährungsmediziner Dr. Riedl zu bedenken. "Dieses Geld würde ich immer lieber in Bio-Produkte investieren, denn dann nehmen Sie schon einmal weniger Pestizide auf.”
Warnung vor Blei in Detox-Produkten auf Zeolith-Basis
Einige beliebte Detox-Zutaten sind von menschlicher Nahrung zudem weit entfernt, weshalb ihr dauerhafter Einsatz einem Experiment mit ungewissem Ausgang gleicht. Zeolithe etwa sind Kristalle, die in Vulkangestein vorkommen oder auch synthetisch hergestellt werden. Aufgrund der Beschaffenheit ihrer Oberfläche können sie theoretisch Schwermetalle abfangen, allerdings möglicherweise auch lebenswichtige Mineralstoffe aus der Nahrung.
Aber: Detox-Produkte auf Zeolihbasis können auch selbst mit giftigen Schwermetalllen, insbesondere Blei, belastet sein, warnt die Verbraucherzentrale. Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Queckssilber oder Arsen können sich jedoch im Körper anlagern und giftig auf das zentrale Nervensystem oder Organe wie Leber, Nieren oder Bauchspeicheldrüse wirken.
Darüber hinaus raten Expertinnen und Experten davon ab, regelmäßig Lebensmittel mit Aktivkohle zu essen. Denn sie kann zwar im Magen-Darm-Trakt Stoffe binden, unterscheidet dabei aber laut Verbraucherzentrale nicht zwischen "gut" und böse". Kohle bindet also auch lebenswichtige Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe – und kann so mit der Zeit zu einer Mangelversorgung beitragen. Sie kann zudem die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen und zu Verstopfungen führen.
Detox: Ist eine Saftkur gesund?
Und was ist das Problem von Detox-Saftkuren? Als "echte Nahrungsmittel" wirken Säfte erst einmal vertrauenswürdig. Doch Saftkuren, bei denen man tagelang nur Saft trinkt, lohnen sich eher nicht.
Der Grund: Reine Frucht- und Gemüsesäfte enthalten oft so viel Zucker wie Limonaden. Viel Zucker wiederum belastet die Leber und feuert Entzündungen im Körper an. Der Hamburger Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl rät deshalb von Saftkuren ab.
Körper entgiften durch Fasten?
Ein bisschen was könnte am Entschlackungsmythos aus dem Mittelalter aber doch dran sein, nämlich, dass Fasten dem Körper hilft. Seit einigen Jahren forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv dazu, wie der Körper defekte Zellen repariert, recycelt oder entsorgt.
Der Japaner Yoshinori Ohsum erhielt im Jahr 2016 den Nobelpreis für seine Entdeckungen zu diesen sogenannten Autophagieprozessen. Bei diesen Prozessen können wir den Körper unterstützen, indem wir ihm Phasen ohne Nahrung gönnen.
"Ernährungsdoc" Matthias Riedl sagt: "Wenn ich das Immunsystem belaste, beispielsweise durch ständiges Snacken, dann funktionieren die Abraumprozesse etwas schlechter, denn das Immunsystem ist bei jedem Essen involviert, um zu entscheiden, ist das Freund, ist das Feind, sind das gefährliche Substanzen oder zum Beispiel Salmonellen?"
Immunsystem stärken: Weniger essen, mehr bewegen
Ein überlastetes Immunsystem fördere dann auch sogenannte stille Entzündungen, die Alterungsprozesse in Gang setzen oder fördern. Fasten sorgt für Pausen. Auch das Intervallfasten könnte helfen.
Hierbei verzichtet man für einen bestimmten Zeitraum auf Nahrung, häufig für 16 Stunden am Tag. Beliebt ist auch die Methode, sich fünf Tage die Woche wie gewohnt zu ernähren und an zwei Tagen die Kalorienzufuhr auf ein Minimum zu beschränken.
Dr. Riedl empfiehlt, zum Stärken des Immunsystems, besser nur zwei oder drei Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Außerdem: wenig Zucker essen, am besten nicht mehr als 25 Gramm am Tag, und viel Gemüse. Regelmäßige Bewegung im Freien wirkt nachweislich vitalisierend auf Immunsystem und Psyche. Und sorgt zudem für guten Schlaf. Auch ein intaktes Sozialleben ist wichtig.
Fit und gesund werden und bleiben: Tipps
Das rät ÖKO-TEST:
- Gönnen Sie sich frische Luft. Bewegung hält gesund. 15 Minuten Sonnenlicht für Gesicht und Hände helfen, die Vitamin-D-Speicher nach der dunklen Jahreszeit wieder zu füllen.
- Ein Sonnenbrand schwächt dagegen den ganzen Organismus und ist Gift für die Haut. Sorgen Sie daher schon im Frühjahr für ausreichend Sonnenschutz. Schenken Sie sich zu Ostern einen schönen Hut.
- Lieb zur Leber sein: Das Entgiftungsorgan profitiert, wenn es öfter mal ein oder zwei Wochen lang keinen Alkohol verarbeiten muss. Zuckerhaltige Getränke wie Säfte und Limonaden setzen der Leber ebenfalls zu.
- Gifte gar nicht erst aufnehmen: Wer Bio kauft, nimmt weniger Pestizide zu sich. Mithilfe unserer Tests finden Sie schadstoffarme Lebensmittel und Kosmetika.
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Mit Material von dpa.