Die Antibabypille für Frauen ist derzeit das verbreitetste Verhütungsmittel. Doch die Einnahme ist mit vielen möglichen Nebenwirkungen behaftet – darunter ein erhöhtes Risiko für Depressionen. Männer können bislang nur mit Kondomen verhüten. Doch Forscher testen derzeit neue Wirkstoffe, die die Möglichkeit einer künftigen Pille für den Mann realistischer erscheinen lassen.
Im vergangenen Jahr hat ein Team von US-Forschern bereits den Wirkstoff Dimethandrolon-Undecanoat (DMAU) erprobt. Er besteht aus künstlich hergestellten Hormonen, die die Testosteron-Produktion in den Hoden blockieren und so die Produktion von Spermien unterdrücken soll.
Zwei Wirkstoffe werden parallel erprobt
Eine erste Studie mit 100 Männern zwischen 18 und 50 Jahren zeigte solche Effekte, wenn die Probanden die höchste von drei möglichen Dosierungen (400 Milligramm täglich) nahmen. Zudem habe es kaum Nebenwirkungen gegeben, abgesehen von leichter Gewichtszunahme und leichten Veränderungen des Cholesterinspiegels. Eine Langzeitstudie ist nun der nächste Schritt, um das Potenzial des Mittels zu untersuchen.
Das Team um Stephanie Page von der University of Washington in Seattle arbeitet jedoch parallel noch an einem weiteren oralen Verhütungsmittel für Männer und hat jetzt seine neuesten Ergebnisse auf dem Endokrinologen-Kongress "ENDO 2019" vorgestellt. Der zweite Wirkstoff heißt 11-Beta-Methyl-19-Nortestosteron-Dodekylcarbonat oder kurz 11-Beta-MNTDC. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Form von Testosteron. Sie soll die körpereigene Produktion des Hormons, und somit auch die Spermienproduktion unterdrücken.
Wann könnte die Pille auf den Markt kommen?
Die Untersuchung des neuen Mittels fand nur an 40 Probanden statt, wobei zehn von ihnen ein Placebo bekamen. Diejenigen, die das echte Präparat über einen Zeitraum von 28 Tagen einnahmen, hatten eine deutlich geringere Konzentration von körpereigenem Testosteron. Fünf Männer berichteten von einem leichten Rückgang ihrer Libido, zwei von einer leichten erektilen Dysfunktion. Für eine genaue Untersuchung des Effekts auf die Spermienproduktion hätte der Zeitraum allerdings länger ausfallen müssen. Auch hier sollen künftige Langzeitstudien den Wirkstoff genauer untersuchen.
Die Zulassung des Medikaments ist ein langwieriger Prozess. Der nächste Schritt der Wissenschaftler ist nun, die Forschung an beiden Wirkstoffen weiter voranzutreiben, um das beste Präparat zu ermitteln. Sie prognostizieren, dass in rund zehn Jahren ein verlässliches hormonelles Verhütungsmittel für den Mann erhältlich sein könnte.
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