- Gegen die Ansteckung mit dem Coronavirus hilft unter anderem der regelmäßige Luftaustausch in geschlossenen Räumen.
- Luftreiniger und Luftfilter sollen die Viruspartikel in Aerosolen aus der Luft herausfiltern können.
- Die Wirksamkeit dieser Geräte ist jedoch umstritten.
Das Coronavirus verbreitet sich nach aktuellen Erkenntnissen hauptsächlich über Aerosole. Das sind kleine Tröpfchen in der Luft, in denen sich Coronaviren befinden können. Besonders in geschlossenen Räumen steigt das Risiko einer Infektion, wenn nicht regelmäßig gelüftet wird.
Doch die Bereitschaft, in den kalten Wintermonaten die Fenster zu öffnen, sinkt mit den winterlichen Temperaturen. Deswegen wird die Forderung nach der Anschaffung und Installation von Luftfiltern insbesondere in den Klassenräumen von Schulen immer lauter. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädiert, neben einer Verkleinerung der Schulklassen, für die flächendeckende Ausrüstung von Schulen mit Luftfilteranlagen.
Aber sind Luftreiniger tatsächlich in der Lage geschlossene Räume virenfrei zu halten? Wir geben Antworten auf die häufigsten Fragen.
Wie funktionieren Luftreiniger und Luftfilter?
Luftfilter saugen die im Raum befindliche Luft über Ventilatoren an. Die angesogene Luft wird dann durch ein Filtersystem gepresst, das aus verschiedenen Filtern besteht. Diese filtern jeweils eine bestimmte Schadstoffart, von Staub über Pollen bis hin zu Bakterien und Viren. Die gereinigte Luft wird anschließend wieder in den Raum gespeist.
Je größer der Ventilator ist, desto langsamer ist übrigens die Umdrehungsgeschwindigkeit und desto mehr Luft kann in den Luftfilter gesogen werden. Damit ein Luftfilter wirksam sein kann, sollte er mindestens das sechsfache Volumen des Raumes in einer Stunde filtern können. Ein weiterer Vorteil: Größere Geräte sind in der Regel leiser.
Verschiedene Gerätetypen von Luftfiltern
Für die Bekämpfung des Coronavirus setzen die Hersteller von Luftfiltern derzeit auf drei verschiedene Filtertechniken: HEPA-Filter, UV-C-Licht-Filter (Ozon) und Plasmafilter:
HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air/Arrestance) enthalten ein spezielles, sehr engmaschiges Filtervlies. An diesem bleiben auch kleinste Partikel, wie Aerosole hängen und werden so aus der Luft gefiltert. Wichtig: Um Viren aufzufangen, braucht es einen Hepa-Filter der Klasse H 13 oder H 14. Der benutzte Filter muss darüber hinaus regelmäßig ausgetauscht werden.
UV-C-Licht-Filter führen die angesogene Luft an einer UV-C-Strahlquelle vorbei. Die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht soll die Viren inaktivieren und damit für den Menschen ungefährlich machen. Ähnlich funktionieren Luftfilter, die mit Ozongas betrieben werden. Beide Varianten haben jedoch auch ihre Risiken. So kann aus den Geräten austretendes UV-C-Licht Haut und Augen schädigen. Ozon wiederum reizt die Atemwege und reagiert mit chemischen Stoffen in der Luft, wobei neue gesundheitsschädliche Stoffe entstehen können.
Plasmafilter mit einem Plasmafilter leiten die angesogene Raumluft durch ein elektrisches Hochspannungsfeld, in dem die Luft in den gasförmigen Plasmazustand versetzt wird. Durch einen Ladungsausgleich zwischen den einzelnen Luft-Molekülen werden dabei die Aerosole eliminiert. Dies zerstört die Schutzschicht der Viren. Bei diesem Prozess entsteht ebenfalls Ozon, welches in den meisten Luftfiltergeräten durch einen nachgeschalteten Aktivkohlefilter neutralisiert wird. In der Gastronomie werden Plasmafilter bereits seit einigen Jahren in Dunstabzugshaben eingesetzt, um Essensgerüche zu elimieren.
Schützen Luftfilter vor Coronaviren?
Die Wirksamkeit von Luftfiltergeräten ist umstritten. So empfiehlt die Kommission für Innenraumlufthygiene (IRK) am Umweltbundesamt (UBA) Luftreiniger lediglich als Ergänzung und nicht als Ersatz für ausreichendes Lüften einzusetzen. Sinnvoll sei ihr Einsatz allerdings dort, wo Fenster nicht ausreichend geöffnet werden können.
Nach Ansicht des IRK können Luftreiniger mit integrierten HEPA-Filtern die Luft in einem geschlossenen Raum nicht dauerhaft von virenhaltigen Aerosolen befreien. Luftfilter mit Ozon- oder UV-Licht-Technik lehnt die Kommission aus Sicherheitsgründen ganz ab.
Auch das Robert Koch Institut warnt davor, dass der Einsatz von Luftfiltern zu einem Gefühl der "falschen Sicherheit" führen könnte. Bewährte Schutzmaßnahmen – wie das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung und die Einhaltung der Abstandsregeln – müssen auch in Räumen mit Luftreinigern weiter beibehalten werden.
Universität der Bundeswehr empfiehlt Luftfilter
Anders wird die Wirksamkeit dagegen vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München beurteilt. Dessen Leiter, Christian Kähler, spricht sich für den Einsatz von Luftfiltergeräten aus. Gerade im Winter sieht er das regelmäßige Lüften nur als Ergänzung zu den Luftfiltern. Denn bei kalten Temperaturen, so sagt auch er, werden die Menschen seltener die Fenster öffnen.
Damit ein Luftfilter jedoch seine volle Wirkung entfalten kann, rät Christian Kähler bei der Anschaffung auf drei wichtige Punkte zu achten.
- Das Gerät sollte in der Lage sein, mindestens das sechsfache Volumen des Raumes in einer Stunde zu filtern.
- Nur ein HEPA-Filter der Klasse H 13 oder H 14 filtert Viren wirksam aus der Luft.
- Wenn möglich einen größeren Luftfilter mit geringer Drehzahl wählen. Diese machen im Vergleich zu kleineren Geräten weniger Lärm und werden dadurch regelmäßiger genutzt.
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