Aktualisiert am 20.10.2016 | Wer in Deutschland rezeptfreie Warzenmittel anwendet, setzt seine Hoffnung auf Wirkstoffe wie Salicylsäure oder auf Vereisung. Allerdings helfen diese Mittel beileibe nicht jedem. Warum Wirkstoffe bei manchen Patienten anschlagen, bei anderen hingegen nicht, zähle zu den offenen Fragen in der medizinischen Forschung, sagt Dr. Christian Kors, Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Proktologie und Allergologie in Berlin.
"In der Regel heilen Warzen irgendwann von alleine. Das kann Wochen, Monate, aber auch Jahre dauern", sagt der Dermatologe. Befinden sich Warzen an den Händen oder haben sie sich bereits auf der Haut weiterverbreitet, sollten sie aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr behandelt werden. Patienten müssten dafür aber nicht gleich zum Arzt, so Christian Kors. Sofern sich eine Wucherung zweifelsfrei als vulgäre Warze oder Plantarwarze bestimmen lasse, könne sie zunächst auch zu Hause behandelt werden. In Apotheken stehen dafür verschiedene rezeptfreie Mittel zur Verfügung. Sie zielen auf die Zerstörung des verhornten Gewebes ab, beseitigen also nicht das Virus, sondern lediglich seine Symptome.
Warzenmittel im Test: Welche Stoffe werden eingesetzt?
Salicylsäure gilt als das am besten erprobte Mittel. Als Lösung aufgetragen, weicht sie verhorntes Gewebe auf, dieses kann dann Stück für Stück abgetragen werden. Salicylsäure wird bisweilen durch die ebenfalls hautätzende Milchsäure ergänzt. Monochlor- und Trichloressigsäure wirken deutlich stärker ätzend als Salicylsäure. Sie zerstören die Proteine der virusbefallenen Zellen, sodass diese absterben. Auch die ebenfalls ätzende Ameisensäure gilt als aggressiver als Salicylsäure.
Rezeptfreie Produkte zur Vereisung (Kryotherapie) enthalten Dimethylether, Propan- oder (Iso-)Butangas. Die Kälte verursacht eine Entzündung. Wie bei einer Verbrennung entsteht eine Blase, mit der die Warze schließlich abgeworfen werden soll. Mit gleichem Prinzip gehen auch Hautärzte bei einer Vereisungstherapie vor, sie verwenden allerdings den wesentlich kälteren Flüssigstickstoff. Die Kryotherapie gilt als relativ schmerzhaft.
Warzenmittel im Test: Fünf Produkte sind empfehlenswert
ÖKO-TEST hat 17 rezeptfreie Mittel gegen Warzen eingekauft. Unser langjähriger Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt hat Wirkstoffe und Packungsbeilagen für uns begutachtet.
Das Ergebnis: Von 17 Produkten erreichen die fünf mit Salicylsäure die Note "gut". Alle anderen Warzenmittel im Test bewerten wir mit "befriedigend", da ihre Wirksamkeit durch Studien nicht so gut belegt ist.
"Auf der Basis der aktuellen Studienlage kann festgehalten werden, dass der Warzenbehandlung mit Salicylsäure unter Okklusion in Kombination mit Hautabtrag der Vorzug gegeben werden kann", analysiert Professor Manfred Schubert-Zsilavecz in seinem Gutachten. "Unter Okklusion" meint, dass die Warze abgedeckt werden sollte, etwa durch ein Pflaster. Das aufgetragene Mittel bildet auf der Warze einen Film. Er sollte behutsam entfernt werden, bevor man eine neue Lösung aufträgt.
Gesunde Hautstellen in der Umgebung der Warze sollten auf keinen Fall verletzt werden. Wie alle Mittel im Test beseitigen auch salicylsäurehaltige Lösungen nur die Symptome der Erkrankung, nicht aber die Ursache. Deshalb bewerten wir sie nicht besser als mit "gut".
Warzenmittel mit Ameisensäure sind weniger wirksam
"Mittel zweiter Wahl", so bezeichnet Manfred Schubert-Zsilavecz Warzenbehandlungen per Vereisung und Ameisensäure. Bei Vereisung sollte "der Anwendung von flüssigem Stickstoff der Vorzug gegenüber der Anwendung von Dimethylether, Propan und anderen Gasen gegeben werden", so Manfred Schubert-Zsilavecz. Der Grund: Flüssigstickstoff, wie er in Hautarztpraxen eingesetzt wird, hat eine wesentlich niedrigere Temperatur, es sind bessere Ergebnisse zu erwarten. Die Produkte im Test enthalten ausschließlich weniger kalte Stoffe. Für Ameisensäure gibt es zwar Hinweise auf gute Wirksamkeit, die Studienlage ist insgesamt aber noch zu dürftig. Beide Produktgruppen erhalten deshalb maximal ein "befriedigend".
Monochlor- und Trichloressigsäure sind nicht nur deutlich stärker hautreizend als Salicylsäure und damit gefährlicher für gesundes Hautgewebe. Auch für diese beiden Wirksubstanzen ist die Studienlage deutlich dünner als für Salicylsäure. Die Wirksamkeit ist damit für die drei Mittel im Test, die solche Substanzen enthalten, ebenfalls nur teilweise belegt. Immerhin gelten die beiden Chloressigsäuren nicht als allergieauslösend.
Kritik an Inhaltsstoffen in einem Warzenmittel
Im einem der getesteten Warzenmittel wies das Labor chlorierte Verbindungen nach. ÖKO-TEST kritisiert diese Verbindungen, zu denen auch PVC zählt, seit Langem als umweltbelastend und in der Müllverbrennung gesundheitsschädlich.
Die Gebrauchsinformationen bemängeln wir nicht, aus ihnen geht klar hervor, um was für ein Produkt es sich handelt, wofür es gedacht ist und wie es angewendet werden soll. Wichtige Warnhinweise sind vorhanden.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 7/2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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