Test: Sind elektrische Gesichtsreinigungsbürsten besser als einfache?

Jahrbuch für 2017 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 20.10.2016

Test: Sind elektrische Gesichtsreinigungsbürsten besser als einfache?

Elektrisch oder klassisch? Wir haben neun elektrische Gesichtsreinigungsbürsten getestet und diese mit einer einfachen Bürste für wenige Euro verglichen. Sind die Geräte empfehlenswert?

Sind elektrische Gesichtsreinigungsbürsten sinnvoll? Dermatologin Professor Julia Welzel, Chefärztin am Klinikum Augsburg gibt zu bedenken: "Unsere Haut hat eine Hornschicht, die vergleichbar ist mit einer Backsteinmauer mit Fugen. Sie ist ziemlich dicht. Wenn wir aber zu viel putzen, machen wir diese Schutzschicht kaputt. Es ist nicht sinnvoll, die Haut von ihrem natürlichen Hydro-Lipid-Film zu befreien, da dieser eine Schutzfunktion hat." Zwar könne die Massage kurzzeitig für eine bessere Durchblutung und somit für einen subjektiv frischeren Teint sorgen, doch aus hautärztlicher Sicht hält Welzel diese Art der Reinigung für unnötig.

Gesichtsreinigungsbürsten im Test: 15 Modelle überprüft 

Wir haben neun Gesichtsreinigungsbürsten zu einem umfangreichen Praxistest ins Labor geschickt. Um besser vergleichen zu können, ließen wir parallel auch eine herkömmliche manuelle Bürste aus der Drogerie antreten. Außerdem wurden die technischen Eigenschaften und das Material der Bürsten sowie die Inhaltsstoffe beigepackter Reinigungsprodukte genauer unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis: Mittelmäßig - dieses Wort beschreibt die Praxistauglichkeit der elektrischen Gesichtsbürsten wohl am besten. Merklich besser als die manuelle Gesichtsreinigungsbürste säubert kein Testprodukt die Haut. Zusätzlich stecken in den Materialien der meisten Bürsten problematische Inhaltsstoffe. Summieren sich diese Parameter auf, kommt manch eine Bürste gar nicht gut weg.

Drei Gesichtsbürsten überzeugen in der Praxis 

Drei Gesichtsreinigungsbürsten im Test überzeugten die Praxis-Testerinnen in Sachen Gründlichkeit, sie reizten die Haut nicht und lagen angenehm in der Hand. Alle anderen Geräte bewegen sich im moderaten Mittelfeld. Die objektive Abmusterung, mit der der Testleiter nach jeder Reinigung im genormten Verfahren prüfte, wie viel des zuvor aufgetragenen Make-ups die Geräte tatsächlich heruntergebürstet hatten, zeigte ein noch homogeneres Feld. Alle Produkte reinigen zwar - aber das weder besonders gut noch besonders schlecht. Einen maßgeblichen Reinigungsvorteil gegenüber der für rund zwei Euro in der Drogerie erhältlichen manuellen Bürste, die unter den gleichen Bedingungen von den Probandinnen getestet wurde, zeigte keines der elektrischen Pendants.

Die möglichen Reinigungszyklen hat das Praxislabor sowohl bei den akku- als auch den batteriebetriebenen Geräten für uns gezählt. Mit fünf Produkten sind wir zufrieden, die übrigen vier waren zu schnell erschöpft.

Wenn es um schadstofffreie Materialien geht, tun sich zwei Gesichtsreinigungsbürsten im Test hervor: In diesen haben die beauftragten Prüflabore keine problematischen Stoffe gemessen. Das rührt unter anderem daher, dass diese Bürsten keine weichen Bedienknöpfe besitzen. Denn die sind nicht selten mit PAK belastet - so auch bei drei getesteten Modellen. Im Knopf einer dieser Bürsten wies das Labor außerdem den Ersatzweichmacher Acetyltributylcitrat (ATBC) und eine phosphororganische Verbindung nach.

Kritik an Kabeln und Verpackungsmaterial 

Vor allem in den Netzkabeln der meisten akkubetriebenen Gesichtsreinigungsbürsten, aber auch in innen liegenden Kabeln und im Verpackungsmaterial hat das Labor PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen gefunden. Sie bilden in der Müllverbrennung gesundheitsschädliche Dioxine.

Diese Problematik trifft auch für bromierte Flammschutzmittel zu, die häufig auf der Platine von Elektrogeräten zu finden sind; in unserem Test wurden sie dort in sieben der neun Gesichtsreinigungsbürsten gefunden. Solche Stoffe kritisieren wir vor allem bei Produkten, für die der Hersteller von vornherein eine Reparierbarkeit ausschließt. Denn diese landen eher früher als später auf der Deponie und werden dort zum Umweltproblem.

Wir wollten von den Herstellern wissen, ob ihr Gerät repariert werden kann. Fünf Hersteller gaben an, dass dies durch Fachpersonal oder den Kundenservice möglich ist; zwei Gesichtsreinigungsbürsten sind nicht dazu gedacht, repariert zu werden, und zwei Anbieter gaben uns keine Rückmeldung. Dass die Verbraucher bei den elektrischen Gesichtsbürsten nicht selbst Hand anlegen können, akzeptieren wir, da sie wasserdicht sein sollen und daher nicht verschraubt sind.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben neun Gesichtsbürsten namhafter Hersteller eingekauft. Die günstigste fanden wir für 21,40 Euro - die teuerste kostet mit 199 Euro fast das Zehnfache.

Die Praxisprüfung

Wir wollten wissen, wie gut die Bürsten ihre Hauptaufgabe, die Reinigung der Gesichtshaut, meistern. Dafür haben wir sie in ein erfahrenes Prüflabor geschickt, wo jede Bürste über einen Zeitraum von mehreren Wochen von zwölf Frauen unter den gleichen Bedingungen ausprobiert wurde. Dafür bekamen die Testerinnen ein vorausgewähltes Make-up, das sie unter Aufsicht der Testleitung auftrugen und anschließend mit ebenfalls vordefinierten Reinigungsprodukten und der jeweiligen elektrischen Gesichtsreinigungsbürste wieder entfernten. Mit einem genormten Verfahren prüfte der Testleiter anschließend, wie gut die Bürste die Schminke entfernt hat. In einem Fragebogen notierten die Probandinnen ihre Eindrücke zur Reinigungsleistung, zur Hautreizung, zum Hautgefühl während und nach der Reinigung sowie zur Bedienung des Geräts. Jede der Frauen probierte zusätzlich die Reinigung mit einer handelsüblichen manuellen Gesichtsbürste aus. Außerdem testete das Labor, wie viele Reinigungszyklen die Bürsten bei vollem Akku beziehungsweise voller Batterie leisten können.

Die Materialprüfung

Standardmäßig lassen wir Produkte aus Kunststoff auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen prüfen, die sowohl in der Herstellung als auch in der Entsorgung die Umwelt belasten. Außerdem haben wir die Bürsten auf Schwermetalle untersuchen lassen. Weiche Teile wie die Bedienknöpfe unterzogen wir einem umfangreichen Materialscreening und ließen sie auf PAK testen.

Die Bewertung

Das Testergebnis Praxisprüfung berechnet sich aus den Teilergebnissen Technik (30 Prozent) und Anwendung (70 Prozent). Hier war uns die Reinigungsleistung besonders wichtig, weshalb wir diese stärker gewichtet haben als andere Aspekte der Praxisprüfung. Zusammen mit dem Testergebnis Material, in das die im Labor nachgewiesenen problematischen Inhaltsstoffe und gegebenenfalls das Testergebnis Weitere Mängel einfließen, ergibt sich daraus das Gesamturteil. Besser als das schlechteste der beiden Testergebnisse Praxisprüfung und Material kann die Gesamtnote nicht ausfallen.

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