- Wir haben 25 Sonnencremes für Babys und Kinder mit hohem und sehr hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50/50+) getestet.
- Sie müssen keine Kompromisse machen: Acht Kindersonnenschutzmittel sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
- Trotz der Debatte um Weichmacher in UV-Filtern und möglicher Bedenken: Verzichten Sie keinesfalls auf ausreichenden Sonnenschutz. UV-Strahlung ist schließlich die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs.
Es war ein medialer Aufreger im zeitigen Frühjahr: In Proben von Kinderurin war ein staatliches Untersuchungsamt auf das giftige Abbauprodukt eines Weichmachers gestoßen. Genauer: auf Mono-n-hexylphthalat (MnHexP), das im Körper aus verschiedenen Weichmachern entstehen kann.
Zu diesen gehört Di-n-hexylphthalat (kurz: DnHexP). Dabei handelt es sich um eine Substanz, die in der EU schon vor Jahren als "besonders besorgniserregend" eingestuft wurde und als Inhaltsstoff in kosmetischen Mitteln seit 2019 verboten ist. Klar, dass sich nicht nur Eltern besorgt fragten, wie das Abbauprodukt einer verbotenen Substanz in den Urin von Kindern gelangt – und, wie sich später herausstellte, auch in den von Erwachsenen.
Sonnencreme für Babys und Kinder im Test
Als eine mögliche Quelle für die Belastung wurden schon früh Sonnencremes vermutet, die den UV-Filter Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoat (DHHB) enthalten, der mit dem verbotenen Weichmacher verunreinigt sein kann.
Da wir dazu viele Anfragen verunsicherter Eltern bekamen, haben wir 25 speziell für Kinder ausgelobte Sonnencremes und -sprays in verschiedenen Laboren umfangreich testen lassen – natürlich auch auf giftige und verbotene Weichmacher.
So viel vorab: Auch wir sind in einigen Produkten auf DnHexP gestoßen. Anlass für Panik geben die Funde jedoch nicht. Und sie sind erst recht kein Grund, aus lauter Bedenken auf konsequenten Sonnenschutz für (Kinder-)Haut zu verzichten.
Weichmacher DnHexP in Kindersonnencremes
Der verbotene Weichmacher DnHexP war tatsächlich nur in Sonnencremes für Babys und Kinder nachweisbar, die den UV-Filter DHHB enthalten. Siebenmal hat das von uns beauftragte Labor Rückstände nachgewiesen. Da DnHexP eine verbotene Substanz ist, werten wir selbst Spurengehalte ab.
Einige der Anbieter teilten uns mit, die DnHexP-Rückstände seien "technisch unvermeidbar". Neun Sonnencremes in unserem Test enthalten allerdings auch den UV-Filter DHHB, sind jedoch frei von DnHexP.
Um es nochmals zu betonen: Nach aktuellem Forschungsstand geht von den gefundenen DnHexP-Gehalten keine gesundheitliche Gefährdung aus. Ein kleines Kind müsste täglich mit mehr als einem Kilo des belasteten Sonnenschutzmittels eingeschmiert werden, um in die Nähe bedenklicher Aufnahmemengen über die Haut zu kommen.
Kritik an einem weiteren entdeckten Weichmacher
Das gilt auch für die Spuren des verbotenen und als fortpflanzungsgefährdend eingestuften Weichmachers DEHP, die das Labor in zwei Sonnencremes für Babys und Kinder nachgewiesen hat.
Einer der betroffenen Anbieter hat auf unsere Ergebnisse hin eigene Analysen beauftragt. Diese hätten ergeben, dass die Phthalat-Rückstände aus der Verpackung der Produkte stammen. Das Unternehmen hat daraufhin umgehende Korrekturmaßnahmen angekündigt.
Eine Kindersonnencreme enthält UV-Filter Octocrylen
Seit Jahren kritisiert ÖKO-TEST auch den chemischen UV-Filter Octocrylen – und inzwischen werben etliche Anbieter damit, dass ihre Sonnenschutzmittel frei von der Filtersubstanz sind.
Octocrylen steht im Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Erschwerend kommt hinzu, dass sich daraus Benzophenon bilden kann. Dieses Abbauprodukt ist "als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft und kann aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung vermutlich Schilddrüse und Fortpflanzungsorgane schädigen.
Umso unverständlicher, dass eine Kindersonnencreme im Test noch immer Octocrylen enthält. Der Lieferant des Produkts teilte uns mit, der getestete Sonnenschutz stamme aus Restbeständen und sei für die aktuelle Saison inzwischen mit neuer Rezeptur am Markt.
Sonnencremes für Babys und Kinder: Greenwashing im Blick
Abgesehen von den umstrittenen UV-Filtern haben wir erfreulich wenig an den Kindersonnencremes auszusetzen. Vier der konventionellen Sonnencremes enthalten jedoch nach wie vor Kunststoffverbindungen wie synthetische Polymere. Deren langfristige Folgen für Mensch und Umwelt sind nicht ausreichend erforscht.
Darüber hinaus ärgern wir uns auch, wenn Hersteller grüne Versprechen machen, wie etwa das, dass die Sonnencreme besonders "korallenfreundlich" sei. Hintergrund ist, dass die Hersteller auf zwei ganz besonders korallenschädliche UV-Filter verzichten, was erst einmal gut ist.
Daraus aber einen Marketinggag zu machen und die Sonnencreme, die ja trotzdem andere Inhaltsstoffe wie etwa chemische UV-Filter in die Meere spült, im Umkehrschluss als "korallenfreundlich" zu bezeichnen, ist aus unserer Sicht nichts anderes als Greenwashing.
Kinder vor Sonne schützen: 5 Tipps
- Textilien bieten UV-Schutz: Am besten geeignet ist luftige Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen aus dicht gewebtem Stoff. Dazu eine Kopfbedeckung – idealerweise mit Nackenschutz – und eine Sonnenbrille aufsetzen.
- Ab in den Schatten: Babys und Kleinkinder unter 2 Jahren möglichst gar nicht in die direkte Sonne lassen. Zwischen 11 und 15 Uhr ist es für alle Familienmitglieder ratsam, sich in den Schatten zurückzuziehen. Wenn Kinder draußen spielen, ein Sonnensegel über Planschbecken und Sandkasten spannen.
- Wolken nicht überschätzen: Zwischen April und September erreicht UV-Strahlung trotz Wolken oft unerwartet schnell Werte, die ungeschützte Haut schädigen kann. Ab UV-Index 3 ist Sonnenschutz angesagt.
- Großzügig nachcremen: Regelmäßig – alle zwei bis drei Stunden – und großzügig nachcremen. Das erhält die Schutzwirkung, verlängert sie aber nicht. Auch wasserfeste Produkte waschen sich nach und nach ab. Sonnencreme deshalb vor allem nach dem Baden und Trockenrubbeln "nachlegen".
- Rundum-Schutz: Auch wenn die Kleinen quengeln: Überall eincremen – und auch Stellen wie Fußrücken, Zehen oder Kniekehlen nicht vergessen.
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