- Wir haben 19 vegane Bratwürste getestet, darunter zehn Bio-Produkte.
- Sieben Produkte schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab.
- In der Kritik stehen unter anderem Mineralölbestandteile, zu hohe Salz- und Jodgehalte sowie bedenkliche Verdickungsmittel und unnötige Aromazusätze.
- Die Sensoriktester bemängelten teils den Geruch und Geschmack der veganen Bratwürstchen.
Aktualisiert am 20.12.2024 | In der Grillsaison brutzelt längst nicht mehr nur tierisches Grillgut vor sich hin. Der Fleischersatzboom ist auch auf deutschen Grillrosten angekommen. Über ein Viertel der Befragten ist laut einer Yougov-Umfrage vegetarischen oder veganen Bratwürstchen gegenüber aufgeschlossen – Männer ebenso wie Frauen. Auch der Umsatztrend von Fleischersatzprodukten geht weiter steil bergauf. Die Produktauswahl wird entsprechend immer größer.
Vegane Bratwurst im Test: Endori, Rügenwalder & Co.
Als pflanzliche Basis der fleischlosen Leckereien dienen in den meisten Fällen Weizen, Soja oder Erbsen, manche Hersteller nutzen auch Lupinen, Reis oder Kartoffeln. Für unseren Test haben wir 19 vegane Bratwürste umfangreichen Laboruntersuchungen und einer Sensorikprüfung unterziehen lassen. Das Ergebnis ist gemischt.
So enttäuschen gleich mehrere bekannten Marken. In drei Bio-Produkten zeigten die Laboranalysen außerdem Mineralölgehalte weit über dem Orientierungswert. Immerhin: Sieben vegane Würstchen können wir empfehlen.
Vegane Bratwürste enthalten Mineralölbestandteile
Konkret wies das von uns beauftragte Labor in den betroffenen Bio-Marken gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) nach – und zwar in Gehalten, die wir als "stark erhöht" bewerten. Das Problem? MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, der Leber, Milz und den Lymphknoten an. Welche Folgen die Aufnahme für den menschlichen Körper hat, ist noch nicht geklärt.
Auffällig dabei: Alle drei Produkte überschreiten deutlich den Orientierungswert von elf Milligramm pro Kilogramm, den die Ländergemeinschaft Verbraucherschutz und der Lebensmittelverband Deutschland 2022 für "vegane und vegetarische Pfannenprodukte mit Anlehnung an Erzeugnisse tierischen Ursprungs, wie Hack und Hackfleischerzeugnisse, Burgerpatties, panierte Erzeugnisse" empfohlen hat.
Auf aus unserer Sicht "erhöhte" Gehalte an Mineralölbestandteilen sind wir darüber hinaus in drei weiteren veganen Bratwürsten im Test gestoßen.
Übrigens: Mineralölbestandteile waren auch ein Thema in unserem Bratwurst-Test aus dem Juli-Magazin 2022:
In der Kritik: Erhöhte Salzgehalte
Neben enthaltenen Mineralölbestandteilen kritisieren wir zu viel Salz. Denn über die Hälfte der überprüften veganen Würstchen sind unserer Einschätzung nach zu salzig. Wir werten bei einem Salzgehalt von mehr als 1,7 Prozent ab. In Finnland müssen Lebensmittel ab diesem Wert per Gesetz einen Hinweis tragen, der Verbraucher vor dem hohen Salzgehalt warnt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen den Verzehr von nicht mehr als fünf Gramm Salz pro Tag, Kindern sogar höchstens zwei Gramm. Zur Einordnung: Mit dem Verzehr von zwei veganen Bratwürsten des Produkts mit dem höchsten Salzgehalt in unserem Test hätte ein Kind diese Empfehlung bereits deutlich überschritten und ein Erwachsener seine Tageszufuhr schon zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft.
Dass das besser geht, zeigen einige andere Hersteller im Test.
Eine vegane Bratwurst enthält zu viel Jod
Minuspunkte verteilen wir auch für zu viel Jod. Das betrifft ein Päckchen vegane Bratwürste in unserem Test. Mit nur einer Wurst aus dieser Packung übersteigen Kinder und Erwachsene die von der EFSA empfohlene Aufnahmenge an Jod deutlich.
Zwar ist Jod ein wichtiges Spurenelement – eine regelmäßig zu hohe Jodaufnahme kann aber zu Schilddrüsenproblemen führen. Darüber hinaus sollten Erzeugnisse aus Algen mit hohem Jodgehalt dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge einen entsprechenden Warnhinweis tragen. Diese Regelung sollte unserer Ansicht nach auch für die getestete vegane Bratwurst angewendet werden, daher werten wir den fehlenden Warnhinweis ab.
Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden
Darüber hinaus sind wir im Test von veganen Grillwürsten noch auf weitere unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen:
- Chlorat: Der Stoff kann durch Reinigungs- oder Desinfektionsmittel in Lebensmittel gelangen und potenziell die Schilddrüse beeinträchtigen.
- Carrageen/ Euchema-Algen: Diese Stoffen werden als Verdickungsmittel eingesetzt. Sie stehen im Verdacht, Allergien zu fördern. In Tierstudien zeigte Carrageen negative Effekte auf den Verdauungstrakt und das Immunsystem.
- Aromazusätze: Aromastoffe werden Lebensmitteln zugesetzt, um Qualitätsunterschiede in der Rohware auszugleichen und die Produkte zu standardisieren. Wir finden, dass Lebensmittel mit ihren natürlichen Zutaten überzeugen sollten und kritisieren sie deshalb.
Wie schmecken die veganen Grillwürstchen?
Kommen wir zum Geschmack der veganen Würstchen. Geschulte Prüfer beurteilten die Sensorik. Zu Abzügen führten vor allem Mängel bei Konsistenz und Mundgefühl, vier Marken konnten auch in Sachen Geruch oder Geschmack nicht ganz überzeugen.
Fleisch vs. vegan: Nährwerte im Check
- Fett: Vegane Würstchen enthalten fast immer weniger Fett als die Fleischvariante. Es stammt vorrangig aus Pflanzenölen – im Test vor allem Sonnenblumen- und Rapsöl. Erfreulich: Fettschadstoffe waren in keiner Pflanzenwurst ein Problem.
- Eiweiß: "Reich an Eiweiß" dürfen Produkte mit einem Proteinanteil von mehr als 20 Energieprozent genannt werden. Der durchschnittliche Eiweißgehalt veganer Würstchen ist vergleichbar mit dem von Bratwürsten aus Fleisch, bei den Bio-Produkten im Test liegt er sogar höher.
- Eisen: Fleisch gilt als Eisenlieferant. Bei fleischloser Ernährung braucht es andere Quellen. Laut DGE sollen Erwachsene 10 bis 15 Milligramm (mg), Kinder 8 bis 10 mg Eisen pro Tag aufnehmen. Die veganen Würste im Test enthalten im Schnitt 2,2 mg pro 100 Gramm. Vitamin-C-reiche Nahrung hilft dem Körper, Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln besser zu verwerten.
- Ballaststoffe: Einige vegane Würstchen werden als Ballaststoffquelle beworben. Von den teils hohen Gehalten sollte man sich aber nicht blenden lassen. Sie kommen nicht aus hochwertigen Zutaten wie Vollkorn oder Gemüse, sondern aus Verdickungsmitteln, Flohsamenschalen, Weizenhalm- oder Zitrusfasern. Richtig ist aber auch: Fleisch enthält überhaupt keine Ballaststoffe.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de: