- Im Test: 37 parfümfreie Baby-Feuchttücher, darunter zwei zertifizierte Naturkosmetikprodukte.
- Viele Feuchttücher ohne Parfüm sind empfehlenswert.
- In der Kritik stehen PEG- und halogenorganische Verbindungen sowie fragwürdige Werbeversprechen.
- Feuchttücher gehören in den Restmüll, nicht in die Toilette. Wer der Umwelt etwas Gutes tun möchte, greift lieber zum Waschlappen.
Aktualisiert am 5.12.2024 | Wenn die Windel voll ist, ist das Zuhause meist kein Problem: Mit einem Waschlappen lässt sich die empfindliche und durchlässige Babyhaut am schonendsten reinigen. Und auch der Umwelt tut man einen Gefallen, indem man Restmüll vermeidet. Doch unterwegs ist es nicht immer möglich. Oft sind Feuchttücher auf Reisen noch immer die einfachste Lösung, um den Kinderpo schnell zu säubern.
So ist es kein Wunder, dass 96 Prozent aller Eltern in einer Statista-Umfrage angeben, Feuchttücher zu benutzen. Beim Kauf der Tücher sollte man auf die Inhaltsstoffe achten. Denn die falschen Substanzen im Feuchttuch führen schnell zu gereizter Haut oder Allergien.
Pampers, Lillydoo, Hipp & Co.: Feuchttücher im Test
Deshalb haben wir 37 Produkte unter die Lupe genommen. Die Auswahl ist auf parfümfreie Tücher beschränkt. Für die sensible Kinderhaut gibt es gute Nachrichten: Wir können viele Feuchttücher im Test empfehlen. Manche Produkte schneiden jedoch nur mittelmäßig ab, und eine Packung Feuchttücher fällt mit "mangelhaft" durch.
Insgesamt fällt positiv auf, dass viele Feuchttücher im Test keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten. So ließen wir zum Beispiel Babyfeuchttücher mit Pflanzenextrakten, die allergieauslösende ätherische Öle enthalten könnten, auf Duftstoffallergene untersuchen – ohne Befund.
Mikrobiologische Untersuchung ohne Auffälligkeiten
Erfreulich ist außerdem, dass das Labor nicht auf Formaldehyd/-abspalter gestoßen ist. Formaldehyd galt früher als wirksamer Bakterienkiller, seit 2019 ist der Konservierungsstoff aber in der EU in Kosmetik verboten. Der Grund: Der Stoff kann Allergien auslösen und gilt als krebserregend. Weiterhin erlaubt bleiben allerdings Formaldehydabspalter – Stoffe, die Formaldehyd in gebundener Form enthalten und es nach und nach freisetzen können.
Immerhin: Kosmetika mit diesen Stoffen müssen den Hinweis "spaltet Formaldehyd ab" tragen, sofern die Gesamtkonzentration 0,001 % (10 ppm) überschreitet. Produkte, die bereits im Handel sind und keinen Hinweis tragen, dürfen noch bis Ende Juli 2026 abverkauft werden.
Generell setzen die Hersteller der Feuchttücher im Test auf weniger kritische Konservierungsstoffe. Denn ganz ohne Konservierungsstoffe kommen die Feuchttücher nicht aus. Im feuchtem Milieu der Tücher bilden sich schließlich schnell Keime oder Schimmel. Doch trotz der hohen Wassergehalte und der damit verbundenen Gefahr, dass sich Keime bilden, war die mikrobiologische Untersuchung aller Produkte im Test unauffällig.
Unerwünschte Stoffe in Babyfeuchttüchern gefunden
Dennoch haben wir im Test von Babyfeuchttüchern Inhaltsstoffe entdeckt, die wir kritisieren. Dabei handelt es sich um diese Stoffe:
- PEG-Verbindungen: Einige dieser Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Aus unserer Sicht ist das vor allem im Windelbereich von Babys ein No-Go.
- Halogenorganische Verbindungen: Manche Vertreter dieser großen Stoffgruppe gelten als krebserregend, viele als allergieauslösend und fast alle als umweltschädigend. Deshalb werten wir sie ab.
Feuchttücher sind nicht ökologisch
Seit 2021 sind Plastik-Einwegprodukte in der EU eigentlich verboten. Feuchttücher zählen zu den Ausnahmen. Sie müssen aber das EU-Plastikwarnlabel tragen, das eine leblos im Meer treibende Schildkröte und eine durchgestrichene Toilette zeigt.
Um Plastik als Einwegprodukt zu vermeiden und das Gewissen der Eltern zu erleichtern, setzen immer mehr Produzenten bei der Herstellung von Feuchttüchern auf Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen. Ansätze zur Plastikvermeidung finden wir gut. Deshalb werten wir es nicht ab, wenn Hersteller darauf hinweisen, dass ihre Tücher aus natürlichen Rohstoffen bestehen.
Am Ende können allerdings auch plastikfreie Babyfeuchttücher nicht umweltfreundlich sein – auch sie landen nach einmaliger Nutzung im Restmüll. Die Aussage "umweltschonendes Tuch" werten wir bei einem Produkt ab, weil uns eine nachvollziehbare Erklärung dafür auf dem Produkt fehlt.
Fragwürdige Werbeversprechen in der Kritik
Vier Babyfeuchttücher in unserem Test werben mit biologischer Abbaubarkeit, Kompostierbarkeit oder ähnlichen Auslobungen. Im Fall der Babyfeuchttücher könnten solche Aussagen die Verbraucher dazu verleiten, sie in die Toilette den Biomüll oder auf den Kompost zu werfen.
Und da gehören sie einfach nicht hin. Wie das Umweltbundesamt (UBA) erklärt, setzen Prüfmethoden zum biologischen Abbau oft nur voraus, dass das Material bis zu einer bestimmten Faserlänge zerfällt und nicht dass es vollständig abgebaut wird.
Einige Anbieter verweisen auf die Norm DIN EN 13432. Demnach dürften nach drei Monaten in einer industriellen Kompostierungsanlage und anschließendem Sieben bis zu zehn Prozent Rückstände zurückbleiben. Diese Zeitspanne ist jedoch deutlich zu lang für die meisten Kompostierungsanlagen.
Benutzte Babyfeuchttücher gehören in den Restmüll
Außerdem bleibt die Frage, was mit den Rückständen passiert. Deshalb werden Feuchttücher, die in die Biotonne geworfen wurden, in der Regel aufwendig aussortiert und verbrannt. Auf dem heimischen Kompost ist der vollständige Abbau ebenfalls nicht sichergestellt. Ist das Tuch mit einer pflegenden Lotion getränkt, könnte es den Kompost verunreinigen. Und Fäkalien gehören laut UBA weder in den Biomüll noch auf den Kompost.
Hersteller können zudem nicht vorhersehen, was am Ende genau mit den Tüchern weggewischt wird und dann wiederum im Kompost landen würde. Häufig dürften dies menschliche Fäkalien sein – diese gehören laut UBA ohnehin weder in den Biomüll noch auf den heimischen Kompost.
Was soll der Verbraucher also mit Hinweisen wie "biologisch abbaubar" oder "kompostierbar" anfangen? Für uns schwer nachvollziehbar.
Feuchttücher mit Parfüm bei ÖKO-TEST
2023 haben wir Babyfeuchttücher mit Parfüm getestet. Kein einziges Produkt schnitt damals mit Bestnote ab. Immerhin: Zehnmal vergaben wir das Gesamturteil "gut". Neben unerwünschten Stoffen kritisierten wir auch hier die Deklarierung "biologisch abbaubar". Denn wir finden, dass solche Aussagen einen falschen Eindruck erwecken können. Der Test ist zuletzt in unserem Spezial Schwangerschaft 2024 erschienen.
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Waschlappen sind die bessere Wahl
Nicht nur auf dem Kompost oder im Biomüll macht die Entsorgung von Feuchttüchern Probleme: Seit Jahren legen Tücher, die in die Toilette geworfen werden, Abwasserpumpen lahm. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft schätzt die dadurch entstehenden Kosten auf einen höheren dreistelligen Millionenbetrag. Dieser wird eingepreist und treibt die Abwassergebühren in die Höhe. Denn die Reinigung der Pumpen ist arbeitsintensiv, da diese aufwendig auseinandergebaut und von Hand gereinigt werden müssen.
Dabei scheint es egal zu sein, ob die Tücher aus Plastik bestehen oder als "biologisch abbaubar" ausgelobt sind. Knackpunkt ist, dass sie reißfest sind. "Von der Nutzung der Feuchttücher bis zur Kläranlage vergehen nur wenige Stunden", heißt es dazu vom Umweltbundesamt. In dieser kurzen Zeitspanne könne kein biologischer Abbau stattfinden.
Besonders kritisch sehen wir es daher, wenn auf Babyfeuchttüchern der Hinweis fehlt, dass sie nicht in der Toilette entsorgt werden dürfen. Das ist bei einem Produkt im Test der Fall.
Es bleibt also dabei: Feuchttücher sind zwar praktisch, ein feuchter Waschlappen wäre aber die bessere Lösung, auch für den Babypo.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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