Im Vergleich zu den 1990er Jahren ist die Feinstaubbelastung in Deutschland zwar zurückgegangen, nimmt aber inzwischen nur noch langsam ab. Studien gehen immer noch von 13.000 Menschen aus, die hierzulande jährlich an den Folgen der Luftverschmutzung sterben. Auch zu Silvester übersteigt die Belastung regelmäßig Grenzwerte.
Nun haben belgische Forscher nachgewiesen, dass die Belastung durch verschmutzte Luft wohl deutlich früher beginnt als angenommen. Die Wissenschaftler der Hasselt Universität wiesen mit einer neuen Methode feinste Kohlenstoffpartikel (sogenanntes "Black Carbon") auf der fetalen Seite der Plazenta nach. Diese kindszugewandte Seite des Mutterkuchens, zu der auch die Nabelschnur gehört, steht in direktem Austausch mit dem Fötus. Der Verdacht liegt nahe, dass der Feinstaub über Lunge und Blutbahn der Mutter auch in den Fötus gelangt, auch wenn die Studie, die in der Zeitschrift Nature Communications erschien, dazu keine belastbaren Aussagen liefert.
Je schmutziger die Luft, desto "schwärzer" die Plazenta
Insgesamt wurden die Plazentas von 25 Frauen untersucht, entweder nach der Geburt oder einem vorzeitigen Schwangerschaftsabbruch zwischen der 12. und der 31. Woche. Eine Kontamination des Mutterkuchens wurde in allen Phasen der Schwangerschaft festgestellt.
Wenig überraschend: Die Plazenta von Müttern, die in Gegenden mit hoher Luftverschmutzung wohnten, war doppelt so stark belastet wie die von Mütter aus Gegenden mit niedrigeren Schadstoffwerten. Die gefundenen Kohlenstoffpartikel stammen also mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Umwelt. Sie entstehen bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Energieträgern: Der Feinstaub dürfte also vor allem aus dem Straßenverkehr und der Energiewirtschaft stammen.
Studienleiter Tim Nawrot sagte dem britischen "Guardian", Menschen sollten vermeiden, sich in der Nähe von vielbefahrenen Straßen aufzuhalten. Dass Luftverschmutzung die Entwicklung des Fötus beeinflusst, legten bereits verschiedene Studien nahe. Als Folgen wurde auch ein höheres Risiko für Fehlgeburten sowie eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion von Neugeborenen ins Spiel gebracht, so eine Studie aus dem Jahr 2013.
Quellen: Nature Communications, Ärzteblatt, Spiegel online, FAZ, The Guardian
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