Medikamente bei Hitze: Diese Medikamente können im Sommer Nebenwirkungen verursachen

Autor: Brigitte Rohm | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 01.08.2024

Medikamente bei Hitze: Was man wissen sollte.
Foto: Aniaht Arrais/Shutterstock; Kira Garmashova/Shutterstock

Kreislaufprobleme, Dehydratation, Kopfschmerzen: Die Hitze setzt unserer Gesundheit zu. Was viele nicht wissen: Sie beeinträchtigt auch Medikamente – und kann zu verstärkten Nebenwirkungen führen.

Sommerliche Hitzewellen bergen viele Risiken für die Gesundheit: Von Flüssigkeitsmangel und Kreislaufproblemen bis zu Hitzeerschöpfung mit Schwindel und Kopfschmerzen. Besonders Senioren, Kleinkinder und Betroffene verschiedener Krankheiten leiden unter den hohen Temperaturen.

Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommt es in heißen Sommern zu einer signifikanten Anzahl hitzebedingter Sterbefälle. Auch die Erkrankungen häufen sich. Während Ratschläge zum richtigen Umgang mit der Hitze recht verbreitet sind, wird eine Gefahr dabei oft unterschätzt: Auch an Medikamenten geht der heiße Sommer nicht spurlos vorbei.

Medikamente kühl, aber nicht zu kalt lagern

Arzneimittel reagieren unterschiedlich auf hohe Temperaturen – und Hitzeschäden sieht man ihnen meist nicht an. Besonders empfindlich sind Medikamente mit flüssiger oder weicher Konsistenz wie Zäpfchen, Salben, Säfte, Cremes, aber auch Wirkstoffpflaster und Sprays. Widerstandsfähiger sind Tabletten und Dragees – aber auch sie sollten nicht dauerhaft über 25 Grad gelagert werden.

Gesundheitsexperten empfehlen daher, Arzneimittel grundsätzlich kühl, aber auch nicht zu kalt aufzubewahren – denn sowohl heiße als auch frostige Temperaturen können die Wirksamkeit verändern. Zudem sollten Medikamente dunkel und trocken gelagert werden.

Arzneimittel werden in der Regel entweder bei Raumtemperatur (15 bis 25 Grad Celsius) oder im Kühlschrank (2 bis 8 Grad) gelagert. Informationen zur Aufbewahrung der Medikamente finden sich auf der Verpackung und der Packungsbeilage.

Häufig muss die Medikamenten-Dosis den heißen Sommermonaten angepasst werden. Schauen Sie deswegen im Zweifelsfall lieber genau in den Beipackzettel und suchen Sie sich ärztlichen Rat.

Nebenwirkungen bei Hitze: Warnung an Mediziner

Die "Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit" (KLUG) hat 2019 ein Dokument mit Hintergrundinformationen für Ärzte veröffentlicht. Darin warnt sie Mediziner vor Nebenwirkungen, die bei einer Hitzewelle besondere Probleme bereiten können. Und sie listet Medikamente, die bei Hitze Probleme bereiten können und aus diesem Grund "hinsichtlich einer Dosisanpassung sorgfältig beobachtet werden sollten".

Zu den speziell bei Hitze kritischen Nebenwirkungen zählen laut KLUG:

  • Erhöhte Körpertemperatur zum Beispiel durch Neuroleptika, Anticholinergika und Antidepressiva
  • Verringertes Schwitzen (was zur Erhöhung der Körpertemperatur führt) zum Beispiel durch Medikamente mit Anti-Muscarin-Effekten wie Alimemazin, Chlorpromazin, Amitriptylin, Hyoscin (Scopolamin), Oxybutynin, Procyclidin, Topiramat
  • Verringertes Durstgefühl zum Beispiel durch ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane), Neuroleptika, Carbamazepin, Parkinsonmittel
  • Verringerte Herzleistung zum Beispiel durch Betablocker
  • Dehydratation oder Elektrolytstörung durch Abführmittel, Diuretika und ACE-Hemmer/Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane)
  • Sedierung (reduzierte Wahrnehmung einer Hitzeerschöpfung) zum Beispiel durch Benzodiazepine und "Z-Arzneimittel", sedierende Anti-Histaminika, Anti-Muscarin-Substanzen, Antiepileptika, Antidepressiva
  • Hemmung der zentralen Thermoregulation zum Beispiel durch Neuroleptika und SSRI
  • Hitzegefühl als Nebenwirkung zum Beispiel durch Goserelin, Bicalutamid, Cyproteron, Anastrozol, Tamoxifen, Atomoxetin, Dipyridamol, Duloxetin, Methadon, PEG-Interferon, Sertralin, Topiramat, Triptane, Venlafaxin
  • Erniedrigter Blutdruck zum Beispiel durch Alkohol, Antihypertensiva, Vasodilatatoren (Nitrate, Calcium-Antagonisten) und tricyclische Antidepressiva

Hinzu kommt, dass die Hitze bei manchen Medikamenten zu Überdosierungen führt, indem sich entweder durch Dehydratation die Arznei-Konzentration im Körper erhöht (etwa bei Lithium) oder verstärkt Wirkstoffe freigesetzt werden (zum Beispiel bei Fentanyl-Pflastern).

Was Patienten bei Hitze beachten sollten 

Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte die Dosis bei großer Hitze anpassen – jedoch niemals im Alleingang, sondern in Absprache mit dem Arzt und im Rahmen einer regelmäßigen Kontrolle von Blutdruck, Puls und Blutzucker.

Darüber hinaus können Betroffene ihren Körper gründlich beobachten, verstärkt auf mögliche Symptome achten und gefährlichen Situationen vorbeugen, indem sie zum Beispiel regelmäßig selbst ihren Blutdruck messen. 

Achten Sie auch auf Ihre Mitmenschen

Und es gelten die bewährten Tipps gegen Hitze:

  • Genügend Wasser trinken und Salz zu sich nehmen (wobei "viel trinken" für Menschen mit Nieren- und Herzleiden mit Einschränkungen gilt).
  • Körperliche Anstrengungen in den heißesten Stunden meiden und kühle Räume aufsuchen.
  • Leichte, frische Kost essen – gut geeignet sind Suppen und Salate mit wasserreichem Obst und Gemüse.

Noch ein wichtiger Hinweis aus dem Dokument der "Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit": "Achten Sie auch auf Familienmitglieder, Freunde und ältere Nachbarn, die einen Großteil ihrer Zeit allein verbringen. An heißen Tagen benötigen schutzbedürftige Personen möglicherweise Unterstützung. Wenn jemand, den Sie kennen, gefährdet ist, helfen Sie ihm, Rat und Unterstützung zu erhalten."

Weiterlesen auf oekotest.de: