Insgesamt analysierte das Forschungsteam der US-amerikanischen University of New Mexico 62 Plazentaproben. In allen Proben fanden die Forscher dabei Mikroplastik. Die Konzentration reichte von 6,5 bis 790 Mikrogramm pro Gramm Gewebe.
Mit ihren Analysemethoden konnten die Forscher darüber hinaus auch feststellen, welche Kunststoffe sich in den Gewebeproben befanden. Am häufigsten stießen sie dabei auf Polyethylen, gefolgt von PVC und Nylon. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin Toxicological Sciences.
Plazenta entwickelt sich über kurzen Zeitraum
Prof. Matthew Campen von der University of New Mexico, USA, der die Forschung leitete, kommentierte die Studienergebnisse gegenüber dem Guardian wie folgt: "Wenn wir Auswirkungen auf die Plazenta sehen, dann könnte das gesamte Säugetierleben auf diesem Planeten betroffen sein. Das ist nicht gut."
Besonders bedenklich an den Ergebnissen sei, dass die Plazenta sich lediglich über eine Zeitraum von acht Monaten entwickle, andere Organe des menschlichen Körpers aber viel länger existieren und dementsprechend auch über einen längeren Zeitraum Mikroplastik aufnehmen könnten.
Bereits 2020 hatte ein italienisches Forschungsteam Mikroplastik in den Plazentaproben von vier Patientinnen nachgewiesen. Die Studie der University of New Mexico zeigt nun, dass das Problem auch in anderen Ländern besteht.
Warum ist Mikroplastik gefährlich?
Mikroplastik kommt inzwischen überall vor, auch in unserer Nahrung, unserem Trinkwasser und unserer Atemluft. Einer Studie der australischen University of Newcastle von 2019 zufolge, nehmen wir pro Woche bis zu fünf Gramm Mikroplastik auf, was ungefähr dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht.
Welche gesundheitlichen Langzeitfolgen das für uns hat, ist bisher noch unklar. Fest steht: Mikroplastik reichert sich in vielen Organen des menschlichen Körpers an, darunter dem Magen-Darm-Trakt, den Blutbahnen und eben der Plazenta. In Laborversuchen hat sich bereits gezeigt, dass Mikroplastikpartikel Zellen schädigen können, in dem sie sie zum Beispiel aufdehen und so in ihrer Funktion beeinträchtigen.
Gegenüber dem Guardian mutmaßte Prof. Matthew Campen zudem, dass das zunehmende Vorkommen von Mikroplastik in der Umwelt mit dem Anstieg bestimmter Krankheiten, wie etwa entzündlichen Darmerkrankungen (CED), Darmkrebs bei Menschen unter 50 Jahren und sinkende Spermienzahlen, zusammenhängen könnte.
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