Die neue Corona-Variante B.1.1.529 sorgt in Südafrika für stark steigende Infektionszahlen. Experten befürchten, dass sie wegen ungewöhnlich vieler Mutationen ansteckender sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte.
Wissenschaftlern zufolge weist die neue Variante mindestens zehn Mutationen auf, andere sprechen von bis zu 30. Zum Vergleich: Bei der Delta-Variante sind es nur zwei, bei Beta drei.
Deutschland wird Südafrika zum Virusvariantengebiet erklären. Die Regelung trete in der Nacht zum Samstag in Kraft, Fluggesellschaften dürften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern, teilte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitagmorgen mit. Zudem müssten alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne, auch wenn sie vollständig geimpft sind.
Neue Variante in Belgien entdeckt
Die neue Corona-Variante B.1.1.529 ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher noch nicht in Deutschland entdeckt worden. Allerdings: Die neue Virus-Variante ist in Europa angekommen. Am Freitag wurde in Belgien der erste Fall bekannt. Das teilte der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke bei einer Pressekonferenz mit.
Einreisen aus Südafrika sollen minimiert werden
Wegen der Ausbreitung der neuen möglicherweise gefährlicheren Variante des Coronavirus will die EU-Kommission Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU auf ein absolutes Minimum beschränken. Die Brüsseler Behörde werde den EU-Staaten vorschlagen, die dafür vorgesehene Notbremse auszulösen um den Luftverkehr auszusetzen, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter mit. Die Echtheit des Tweet wurde der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.
Die EU-Staaten müssen darüber jetzt noch beraten und entscheiden. Rechtlich bindend wäre die Notbremse nicht, doch es wäre eine wichtige Richtungsentscheidung. Großbritannien und Israel hatten bereits vorsorglich den Flugverkehr in die Staaten der Region ein. Auch Österreich und Italien verbieten Einreisen aus Südafrika und einigen anderen afrikanischen Staaten. Auch die Niederlande, Teschechien und Malta ergreifen Maßnahmen. Weitere Länder werden vermutlich folgen.
Forscher arbeiten unter Hochdruck
Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD hatte am Donnerstag mitgeteilt, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen. "Obwohl die Datenlage noch beschränkt ist, machen unsere Experten mit allen Überwachungssystemen Überstunden, um die neue Variante und die damit möglicherweise verbundenen Implikationen zu verstehen", hieß es. Bestätigt wurden auch Fälle in Botswana und Hongkong.
Südafrikas Gesundheitsminister Joe Phaahla erklärte, die neue Variante bestätige die "Tatsache, dass dieser unsichtbare Feind sehr unvorhersehbar ist". Er rief die Südafrikaner auf, Masken zu tragen, Abstand zu halten und insbesondere sich impfen zu lassen. "Wir haben auch das zusätzliche Mittel der Impfungen, das uns helfen wird, schwere Erkrankungen zu vermeiden, einschließlich dass wir in Klinik enden oder sogar dem Virus zum Opfer fallen", sagte er.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht, ob B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe.
Weiterlesen bei oekotest.de: