Antibiotika, Blutdrucksenker, Schilddrüsentabletten: Verschreibungspflichtige Medikamente gibt es auf Rezept. Doch künftig soll es nicht mehr die rosa Muster-16-Verordnung sein, die gesetzlich Versicherte in der Arztpraxis ausgestellt bekommen. Sondern ein digitaler Code – das E-Rezept. So will es zumindest die Ampel-Regierung.
Die Bevölkerung steht laut einer aktuellen Umfrage mehrheitlich hinter den Plänen der Bundesregierung, das Gesundheitssystem stärker zu digitalisieren. In einer Bitkom-Umfrage erklärten 83 Prozent der rund 1.100 Befragten, dass sie die Digitalisierung im Gesundheitswesen grundsätzlich für richtig halten. 72 Prozent forderten in der Umfrage mehr Tempo bei der Umstellung auf digitale Arbeitsweisen.
So läuft 81 Prozent der Befragten die Einführung des E-Rezeptes zu langsam. Jeder zweite Patient will die neue Option nutzen, das Rezept mit der Gesundheitskarte einzulösen, 22 Prozent wollen das Smartphone verwenden. Knapp ein Viertel der Menschen in Deutschland will jedoch weiterhin ein Rezept auf Papier.
Rückgängig machen lässt sich der Prozess nicht mehr: Die ersten Schritte zur Einführung sind bereits gemacht. So können Versicherte bereits seit dem 1. Juli 2023 über ihre Krankenkassenkarte auch E-Rezepte einlösen, wenn sie wollen.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
E-Rezept: Was ist das überhaupt?
"Das E-Rezept ist ein elektronisches Rezept, das für gesetzlich Versicherte das rosa Kassenrezept ersetzt", sagt Sabine Wolter von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Das E-Rezept kann seit dem 1. Juli 2023 auch über die Versichertenkarte in der Apotheke eingelöst werden. "Die elektronische Gesundheitskarte wird ins Lesegerät gesteckt und dadurch das E-Rezept vom Server geholt", sagt Apothekerin Anke Rüdinger.
Vorausgesetzt natürlich, die jeweilige Arztpraxis ist technisch in der Lage, E-Rezepte an den sogenannten E-Rezept-Fachdienst, den Server, zu schicken. Auch die Software der Apotheke muss entsprechend aktualisiert sein.
Wichtig zu wissen: Es gibt zwei weitere Wege, das E-Rezept einzulösen:
- Versicherte können die E-Rezept-App nutzen.
- Oder den digitalen Code in der Arztpraxis als Papierausdruck bekommen.
Wie richte ich die E-Rezept-App ein?
Eins vorab: "Bei der E-Rezept-App ist die Datensicherheit besonders wichtig", so Sabine Wolter. "Das hat zur Folge, dass die Anmeldung und Registrierung etwas komplexer sind."
- Um die App "Das E-Rezept" nutzen zu können, brauchen Versicherte erst einmal eine NFC-fähige Gesundheitskarte. Die erkennt man am Kontaktlos-Logo und an der sogenannten sechsstelligen CAN-Nummer unter den Deutschlandfarben. Wer noch keine NFC-fähige Karte hat, kann sie bei der Krankenkasse anfordern.
- Auch das Smartphone, auf dem man die App einrichten möchte, muss NFC-fähig sein. Laut der Gematik, der nationalen Agentur für digitale Medizin, sollte als Betriebssystem mindestens iOS 15 bzw. Android 7 vorliegen.
- Außerdem brauchen Versicherte eine PIN, um die App nutzen zu können. "Die PIN bekommen Sie allerdings nicht automatisch mit Ihrer Gesundheitskarte per Post, sondern die müssen Sie bei der Krankenkasse anfordern", so Wolter.
- Ehe sie die PIN erhalten, müssen sich Versicherte bei ihrer Krankenversicherung authentifizieren. Das geht laut Wolter über das sogenannte Postident-Verfahren in Postfilialen oder vor Ort in einer Filiale der Krankenkasse. Erst wenn diese Schritte gegangen, diese Voraussetzungen erfüllt sind, können Versicherte E-Rezepte in der App hinterlegen lassen.
Wie nutze ich das E-Rezept als Papierausdruck?
Die Einrichtung der App ist komplex, was so einige davon abhalten dürfte, sie zu nutzen. Der hauptsächliche Einlöseweg des E-Rezepts war daher laut Apothekerin Rüdinger bislang ein Ausdruck des digitalen Codes, den man in der Arztpraxis bekommt und dann zur Apotheke trägt – "auch wenn das nicht im Sinne des Erfinders ist".
Gilt das E-Rezept auch für Online-Apotheken?
Ja, das geht. Und ist sogar einigermaßen praktisch, denn: Das rosa Papier-Rezept müssen Versicherte der Online-Apotheke bislang per Post zusenden, ehe sie die Medikamente geliefert bekommen. Wer ein E-Rezept hat, überspringt diesen Schritt. Voraussetzung: Man hat den Code in der App oder auf dem Papierausdruck parat.
Wie genau die Einlösung abläuft, hängt von der jeweiligen Online-Apotheke ab. In aller Regel scannt man den Code mit der Smartphone-Kamera. Alternativ kann man das E-Rezept auch abfotografieren und als Bilddatei hochladen.
Welche Vorteile bringt mir das E-Rezept?
Bisher oft ein Problem: Der Apotheker bemerkt, dass auf dem rosa Rezept die Unterschrift der Ärztin fehlt. Die Verordnung muss dann noch einmal zurück in die Arztpraxis, weil sie so nicht eingelöst werden kann. Situationen wie diese sollen mit dem E-Rezept beispielsweise nicht mehr passieren.
Insbesondere durch die Nutzung der App sollen Versicherte Zeit und Wege sparen können. Zum Beispiel dann, wenn sie ein Medikament regelmäßig benötigen und im aktuellen Quartal bereits in der Praxis waren. "Dann können Sie ein Rezept in der Arztpraxis anfordern und bekommen es über die App auf elektronischem Wege übermittelt", so Rüdinger.
Weitere sinnvolle Funktionen der App: Man kann in Apotheken anfragen, ob das Medikament vorrätig ist. Und es gibt eine Familienfunktion, mit der zum Beispiel Eltern in der App Profile für ihre Kinder anlegen und deren Rezepte verwalten können. Eine Funktion, die auch pflegenden Angehörigen helfen soll.
Übrigens: Für Privatversicherte gibt es noch kein E-Rezept. Laut dem PKV-Verband arbeiten die privaten Krankenversicherungen aber daran, dass auch für sie das Papierrezept durch eine digitale Lösung ersetzt wird.
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