- Die Niere reinigt unseren Körper und reguliert den Blutdruck – das lebenswichtige Organ besitzen wir in zweifacher Ausführung.
- Zu den schmerzhaften Nieren-Erkrankungen zählen Nierensteine, eine Nierenbeckenentzündung, Nierenentzündung oder chronische Nierenschwäche.
- Über Blut- und Urintests kann eine Erkrankung der Niere meist zuverlässig erkannt werden.
Um unsere Nieren machen wir uns selten Gedanken – es sei denn, uns plagen eine schmerzhafte Nierenbeckenentzündung oder sogar Nierensteine. Zeit, sich das wichtige Organ genauer anzusehen und die häufigsten Nieren-Erkrankungen samt Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten zu beleuchten.
Die Niere – Kläranlage und Zentrale der Blutdruckregulation
Die Niere ist neben der Lunge das einzige innere Organ, das der Mensch in doppelter Ausführung besitzt. Wenn eine Niere versagt, schafft die andere die Arbeit auch allein. Das Organpaar sitzt beiderseits der Wirbelsäule unterhalb der Rippenpartie: rechts in unmittelbarer Nachbarschaft der Leber, links neben Magen und Milz.
Die Niere ist lebenswichtig: Ohne sie würde der Körper langsam vergiften. Als zentrale Kläranlage des menschlichen Körpers hat die Niere die Aufgabe, Abfallprodukte des Stoffwechsels wie Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin, auch Reste von Medikamenten oder andere Schadstoffe zusammen mit Wasser aus dem Blut herauszufiltern. Wasser, Salze und Nährstoffe werden zum größten Teil wieder zurückgeführt. Was übrig bleibt, sammelt sich als Urin im Nierenbecken und wird über Harnleiter und Harnblase ausgeschieden.
Die Niere ist ein Hochleistungsorgan: Unser gesamtes Blut wird pro Tag 300-mal gereinigt. Das bedeutet: Täglich strömen 1.800 Liter durch die feinen Gefäßknäuel, die das Organ durchziehen. In dieser Zeitspanne produziert das Nierenpaar rund 170 Liter eines Filtrats, das die Mediziner Primärharn nennen. Etwa 99 Prozent des darin enthaltenen Wassers wird gleich wieder zurück in den Blutkreislauf befördert.
Die genaue Steuerung der Flüssigkeitsmengen hängt eng mit dem Blutdruck zusammen, den die Niere mithilfe spezieller Sensoren an den Gefäßen ständig überwacht. Ist der Blutdruck zu hoch, sorgt die Niere dafür, dass über den Urin mehr Wasser ausgeschieden wird. Dadurch nimmt das Blutvolumen ab und der Blutdruck sinkt. Ist der Blutdruck zu niedrig, gibt die Niere über den Urin weniger Wasser ab: Das Blutvolumen nimmt zu und der Blutdruck steigt. Insofern ist das Entgiftungsorgan auch die Zentrale der Blutdruckregulation.
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Nieren-Erkrankungen und ihre schmerzhaften Folgen
Folgende Krankheiten zählen zu den häufigsten Nieren-Erkrankungen:
- Nierensteine
- Nierenbeckenentzündung
- Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Chronische Nierenschwäche: Schrumpfniere
2. Nierenbeckenentzündung
Infektionen der unteren Harnwege kommen sehr häufig vor. Bei manchen Patienten wandern die Keime aber aus der Blase entlang der Harnleiter bis in die Niere und bewirken eine eitrige Entzündung des Nierenbeckens und Nierengewebes. Auch über den Blutweg können Krankheitserreger die Niere erreichen.
Grund für eine akute Nierenbeckenentzündung ist oft ein nicht ausreichend behandelter Harnwegsinfekt. Auch bei einer Schwangerschaft steigt das Risiko. Eine andere häufige Ursache sind Fehlbildungen und Verengungen im Harntrakt, die zu chronischen Entzündungen führen können – vor allem bei Männern, die wegen ihrer längeren Harnröhre sonst nur selten betroffen sind.
Weitere Risikogruppen für eine Nierenbeckenentzündung sind Schwangere, alte Menschen, Diabetes- und Gichtpatienten sowie Menschen mit einer generell geschwächten Immunabwehr.
Symptome: Nierenschmerzen an der betroffenen Seite und hohes Fieber. Es kommt aber vor allem bei älteren Menschen auch vor, dass kein Fieber auftritt. Das gilt auch für chronische Nierenbeckenentzündungen. Chronische Krankheitsverläufe äußern sich eher durch unklare Beschwerden wie Angeschlagenheit, häufig wiederkehrende Blaseninfektionen, andauernde Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder ständigen Durst.
Diagnose: Schon mit einem Urinstreifen kann der Arzt Entzündungen nachweisen. Um herauszufinden, um welchen Keim es sich handelt, legt er eine Urinkultur an. Häufig werden auch eine Ultraschall- und Röntgenuntersuchung durchgeführt, um einen Rückstau des Harns und Fehlbildungen im Harntrakt auszuschließen.
Behandlung: Neben schmerzstillenden oder fiebersenkenden Medikamenten werden vor allem Antibiotika eingesetzt, um die Infektion zu bekämpfen. Bettruhe, eine Wärmflasche auf dem Bauch und viel Trinken helfen gegen die akuten Beschwerden.
Bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung müssen neben der Antibiotikatherapie vor allem die Ursachen gefunden und behandelt werden. Die Dauerinfektion führt sonst zur Schrumpfniere und Dialyse. Ist nur eine Niere betroffen, kann sie notfalls entfernt werden.
1. Nierensteine
Nierensteine sind eine Zivilisationskrankheit. In den westlichen Ländern treten bei fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung irgendwann einmal Beschwerden durch Nierensteine auf. Die Substanzen, die an der Bildung der Steine beteiligt sind, liegen im Urin normalerweise in gelöster Form vor. Erhöht sich die Konzentration einzelner Stoffe, bilden sich daraus nach längerer Zeit Harnsteine.
Mögliche Ursachen für Nierensteine
Die genauen Ursachen sind nicht abschließend geklärt, ein ungesunder Lebensstil trägt jedoch maßgeblich dazu bei, an Harnsteinen und später Nierensteinen zu erkranken. Zu den Risikofaktoren zählen: zu hoher Fleischkonsum, Übergewicht, zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel wie längere Bettruhe nach Knochenbrüchen, erhöhte Anfälligkeit in der Familie, häufige Harnwegsinfekte, Diabetes oder andere Erkrankungen, die den Stoffwechsel verändern.
Männer erkranken häufiger daran als Frauen. Aber auch Frauen nach den Wechseljahren sind relativ häufig betroffen, weil bei ihnen durch Östrogenmangel vermehrt Knochensubstanz abgebaut wird. Außerdem können Präparate mit Calcium, Vitamin C oder Vitamin D Nierensteine begünstigen.
Die meisten Steine sind calciumhaltig und entstehen schon im Nierengewebe. Oft werden sie problemlos über die Harnröhre ausgeschieden. Wenn sich aber größere Steine in den Nierengängen oder Harnwegen festsetzen, lösen sie heftige Koliken aus. Bei einem kompletten Harnleiterverschluss kann es auch zu einer Störung der Nierendurchblutung und dauerhaften Schädigung der Niere kommen.
Symptome: Eine Nierenkolik beginnt plötzlich mit krampfartigen Schmerzen, die in Wellen verlaufen und sich innerhalb von 15 bis 30 Minuten bis zur Unerträglichkeit steigern. Übelkeit oder Erbrechen sind typische Begleiterscheinungen. Oft strahlen die Schmerzen seitlich bis in die Leistengegend aus. Erreicht der Stein die Verbindung zwischen Harnleiter und Blase, können Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Der Urin ist manchmal blutig. Mit dem Eintritt des Steines in die Blase verschwindet die Kolik abrupt.
Diagnose: Die Beschwerden können mit verschiedenen anderen Erkrankungen verwechselt werden. Schon deshalb ist eine genaue ärztliche Diagnose unbedingt notwendig. Durch Ultraschall und spezielle Röntgenverfahren, manchmal auch mithilfe von Kontrastmitteln, kann die Größe und genaue Lage des Steins ermittelt werden. Eine Urinanalyse liefert Hinweise auf das Ausmaß einer Blutung, die Art des Steins und begleitende Harninfektionen.
Behandlung: Sind die Steine klein, gehen sie oft innerhalb von sechs Wochen spontan ab. Deshalb wird nach einer Kolik und der Ermittlung der genauen Lage und Größe meistens erst einmal abgewartet. In dieser Zeit sind ständige Kontrollen nötig.
Steine, die Infektionen, Harnstau oder Nierenschäden verursachen, müssen dagegen sofort entfernt werden. Bestimmte Typen, Harnsäure- und kleine Zystinsteine, können durch Medikamente aufgelöst werden. Das klappt aber nicht immer.
Oft wird versucht, die Steine per Ultraschall durch Stoßwellen zu zertrümmern. Manche Steine müssen dabei vorher mit einem Endoskop in eine günstigere Position geschoben werden. Liegen sie im unteren Teil des Harnleiters, ist es auch möglich, sie mit einer Schlinge herauszuholen. Eine klassische Operation ist nur in wenigen Prozent der Fälle notwendig.
3. Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
Anders als eine durch Bakterien hervorgerufene Entzündung des Nierenbeckens ist die Nierenentzündung eine Autoimmunerkrankung. Genau genommen geht es um eine Entzündung der feinen Gefäßknäuel im Nierengewebe, in denen die Filterzellen sitzen. Betroffen sind immer beide Nieren.
Es gibt viele unterschiedliche Verlaufsformen. Beispielsweise wird zwischen einer akuten und einer chronischen Nierenentzündung unterschieden sowie zwischen einer primären und sekundären Form. Die nicht bakterielle Nierenentzündung kann zu einer fortschreitenden Schädigung des Organs bis hin zum vollständigen Nierenversagen führen. Sind beispielsweise nur die Nieren betroffen (primäre Form), ist der Verlauf günstiger, als wenn auch andere Organe beteiligt sind (sekundäre Form). Manchmal ist auch eine vollständige Heilung möglich.
Symptome: Die in Mitteleuropa inzwischen sehr seltene akute (postinfektiöse) Nierenentzündung tritt etwa ein bis vier Wochen nach einem Infekt auf, beispielsweise nach einer Haut- oder Racheninfektion, Lungenentzündung oder Zahnabszessen. Sie beginnt oft mit Fieber und Nierenschmerzen. Etwas später zeigen sich die typischen Symptome einer Nierenentzündung wie dunkler, schäumender Urin, hoher Blutdruck und Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gesicht und an den Beinen.
Die akute Form heilt meist von alleine aus. Bei etwa fünf Prozent der Patienten kommt es jedoch zu einer Sonderform, bei der sich die Beschwerden sehr rasch entwickeln und innerhalb von Wochen die Nierenleistung stark abfällt.
Dagegen ist die häufigere chronische Entzündung meist schmerzlos: Die Niere verliert über Jahre langsam ihre Funktion bis zu einem dialysepflichtigen Nierenversagen. Erst bei fortgeschrittenem Nierenversagen verspüren die Patienten Probleme wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, blassgelbe Haut, Juckreiz, Schwäche. Oder der Arzt stellt bei einer zufälligen Routineuntersuchung krankhafte Urinwerte fest.
Diagnose: Meist lassen sich größere Mengen Blut und Eiweiß im Urin sowie ein erhöhter Kreatinin-Wert im Blut nachweisen. Es folgt eine Ultraschalluntersuchung der Nieren, außerdem wird eine Gewebeprobe entnommen, um festzustellen, welche Art der Entzündung vorliegt. Durch eine spezielle Untersuchung des über 24 Stunden gesammelten Urins wird ermittelt, wie stark die Nieren bereits geschädigt sind.
Wenn sich bei diesen Untersuchungen der Verdacht auf eine Nierenentzündung bestätigt, folgt üblicherweise eine Gewebeprobe aus der Niere (Biopsie). Die Gewebeentnahme findet unter Ultraschall-Kontrolle statt.
Behandlung: Bei der akuten Entzündung lässt sich der Verlauf durch Medikamente nicht beeinflussen. Liegt gleichzeitig eine Infektion vor, verordnet der Arzt Antibiotika. Allgemein soll die körperliche Anstrengung vermieden und bei der Ernährung auf eiweißarme Speisen geachtet werden. Kochsalz und Fett sollten Erkrankte auf jeden Fall reduzieren und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
Bei der Sonderform einer rasch verlaufenden Zerstörung der Niere setzt man hoch wirksame Medikamente ein, die das überschießende körperliche Abwehrsystem unterdrücken, um die Niere zu retten. Diese sogenannten Immunsuppressiva sind teilweise sehr erfolgreich, haben aber auch starke Nebenwirkungen.
In vielen Fällen lässt sich ein chronischer Verlauf aber nicht verhindern, sodass die Niere allmählich ihre Funktion einbüßt. Es können nur die Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Ödeme, Thromboseneigung und Infektionen behandelt werden, um die Erkrankung zu verzögern.
4. Chronische Nierenschwäche: Schrumpfniere
Wenn die Filterfunktion der Niere aufgrund einer lang andauernden und fortschreitenden Schädigung eingeschränkt ist, spricht man von einer chronischen Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz. Die ständigen Vernarbungen führen dazu, dass das Organ schrumpft. Im Endstadium dieser schweren Erkrankung wiegt das ursprünglich 150 Gramm schwere Organ kaum mehr 80 Gramm. Ursache können bakterielle, vor allem aber nicht bakterielle Entzündungen sein.
Ein hohes Risiko für chronische Nierenschäden haben Menschen mit Diabetes oder jahrelangem Missbrauch von Schmerzmitteln oder anderen nierenschädigenden Medikamenten. Als häufiger Grund gilt außerdem Bluthochdruck, der zu Gefäßverkalkungen und Durchblutungsstörungen führt. Das Tückische ist, dass eine Schädigung und Verkleinerung der Niere umgekehrt den Blutdruck weiter in die Höhe treibt: ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muss. In manchen Fällen ist auch nur eine Niere betroffen sein.
Symptome: Eine Schrumpfniere entwickelt sich schleichend, die Symptome sind lange Zeit so schwach, dass die Betroffenen sie kaum bemerken. Ein Warnsignal sind Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, hauptsächlich an den Augenlidern, Knöcheln und Unterschenkeln. Schäumender Urin weist auf einen starken Eiweißverlust der Niere hin. Auch roter oder rotbrauner Harn ist immer ein Warnsignal, das weiter untersucht werden muss.
Große Mengen Urin, vor allem nachts, sind möglicherweise ein Anzeichen für eine fortgeschrittene Nierenschwäche, während wenig Urin – weniger als ein halber Liter pro Tag – auf einen bereits eingetretenen Funktionsverlust der Niere hindeutet. Weitere Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz sind Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Juckreiz oder Muskelschwäche.
Diagnose: Urin- und Blutanalysen geben Aufschluss über mögliche Entzündungen und Leistungseinschränkungen des Filterorgans. Daneben ist das Ultraschallverfahren eine einfache und zuverlässige Methode, um seine Größe und Struktur zu erkennen. Bei einer Schrumpfniere findet man vor allem eine Verschmälerung der Nierenrinde. Möglicherweise wird auch eine kleine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht, um die genaue Ursache zu ermitteln.
Behandlung: Um den weiteren Schrumpfungsprozess zu bremsen oder die Dialyse zumindest aufzuhalten, müssen einige Regeln strikt eingehalten werden. Wichtig sind: rechtzeitige und konsequente Senkung des Blutdrucks möglichst auf den Idealwert von 120/80 mm HG, korrekte Zuckereinstellung, Behandlung von Niereninfektionen, Gefäß- und Immunerkrankungen, Vermeidung von schädigenden und nicht lebensnotwendigen Medikamenten, beispielsweise Schmerzmitteln.
Täglich sollten die Betroffenen etwa zwei Liter Flüssigkeit trinken, beispielsweise Tee, Leitungswasser oder Mineralwasser, die möglichst geringe Mengen an schädlichen Mineralien wie Natrium, Kalium oder Phosphat enthalten. Zudem ist auf eine salzarme Ernährung zu achten.
Bei völligem Nierenversagen können die Patienten auch mit einer Dialyse relativ normal leben und arbeiten. Die künstliche Blutwäsche kann eine Niere zwar nicht ersetzen, aber zumindest eine jahrelange Wartezeit auf ein geeignetes Spenderorgan mit relativ guter Lebensqualität überbrücken.
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