PFAS im Blut: BUND testet Vorstand und Mitarbeitende – alle 16 sind belastet

Autor: Hannah Pompalla | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 08.10.2024

Der BUND hat seinen Bundesvorstand und einige Mitarbeitende auf PFAS getestet.
Foto: Mameraman/Shutterstock

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat das Blut von Bundesvorstandsmitgliedern und einigen Mitarbeitenden auf PFAS untersucht in allen 16 Proben wurden gleich mehrere "Ewigkeitschemikalien" gefunden. Die Organisation fordert ein PFAS-Verbot und hat dazu eine Petition gestartet.

Für seinen PFAS-Test hat der Bund und für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das Blut von Bundesvorstandsmitgliedern wie auch von Mitarbeitenden seiner Bundesgeschäftsstelle untersucht. Das Ergebnis: Im Blut von allen 16 Testpersonen wurden gleich mehrere PFAS-Chemikalien nachgewiesen. Manche Konzentrationen sind sogar so hoch, dass gesundheitliche Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können, teilt der BUND mit.

Das Kürzel PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Die Verbindungen kommen in diversen Alltagsprodukten vor, zum Beispiel in Outdoorkleidung, beschichteten Pfannen, Kosmetik oder Bodenbelägen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Einmal in die Umwelt gelangt, bauen sie sich kaum mehr ab – daher auch der Name "Ewigkeitschemikalien".

Einige PFAS sind nachweislich gesundheitsgefährdend: Krebs, Organschäden und erhöhte Fehlgeburtsraten sind dokumentierte Folgen, berichtet der BUND. "Die Ewigkeitschemikalien reichern sich in unseren Körpern und in der Umwelt immer mehr an. Inzwischen werden kaum noch Kinder ohne PFAS im Blut geboren", heißt es weiter. 

"Niemand bleibt vor einer PFAS-Belastung verschont"

Die Chemikalien geraten bei der Herstellung und der späteren Entsorgung der PFAS-haltigen Produkte in die Luft, in Gewässer und Böden. PFAS sind nicht nur kaum zerstörbar, sie reichern sich auch in Organismen an. Viele Verbindungen sind zudem so mobil, dass sie sich rasch und bis in den entlegensten Regionen der Erde ausbreiten; die Konzentrationen in der Umwelt steigen somit stetig an, schreibt der BUND in seiner Pressemitteilung.

"PFAS sind im Regen, in der Arktis, auf Bergen und im Boden zu finden. Wie zu erwarten bleibt niemand von einer PFAS-Belastung verschont – auch ich nicht", so BUND-Vorsitzender Olaf Bandt. "Ich bin schockiert über mein Testergebnis und die besorgniserregende Menge an PFAS, die in meinem Blut gefunden wurden. Die einzige Möglichkeit, Mensch und Umwelt zu schützen, ist die europaweite Beschränkung von PFAS. Dafür muss sich die Bundesregierung, dafür muss sich der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einsetzen."

BUND hat Petition gestartet 

Der BUND fordert ein EU-weites PFAS-Verbot und hat daher eine Petition ins Leben gerufen. Darin ruft die Umweltschutzorganisation den Bundesgesundheitsminister dazu auf, weitere Schäden von der Bevölkerung abzuwenden und sich für eine Beschränkung der gesamten Stoffgruppe der Ewigkeitschemikalien PFAS einzusetzen.

Auch wir von ÖKO-TEST beobachten und kritisieren PFAS schon lange. Zuletzt sind wir im Test von Papierstrohhalmen und Kinder-Gummistiefeln auf sie gestoßen. Mehr dazu:

Wie sich PFAS auf die Gesundheit auswirken können

Besonders bedenklich: Von einigen PFAS ist wissenschaftlich erwiesen, dass sie schon bei äußerst niedrigen Konzentrationen der Gesundheit schaden können. So schädigen PFAS wie Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) zum Beispiel das Immunsystem und die Funktion der Schilddrüse, hebt der BUND hervor. PFOS ist zumindest seit 2010 in der EU verboten.

Weitere Folgen einer PFAS-Belastung sind etwa Leberschäden, verringertes Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, ein hoher Cholesterinspiegel, verringerte Reaktion auf Routineimpfungen sowie ein erhöhtes Risiko für Brust-, Nieren- und Hodenkrebs, zählt der BUND auf. Zudem würden sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen häufen. 

Nur wenige PFAS seien ausreichend erforscht, insbesondere zu den Langzeitrisiken wisse man kaum etwas. Zudem seien nur 20 der über 10.000 PFAS-Einzelsubstanzen chemikalienrechtlich reguliert. In den vergangen Jahren hätten die gesundheitlichen Grenzwerte für PFAS mehrfach nachgebessert werden müssen. 

Bereits geringe PFAS-Konzentrationen bergen Gesundheitsgefahr

"Bei der PFAS-Belastung und den gesundheitlichen Risiken sehen wir bislang nur die Spitze des Eisbergs", betont BUND-Vorsitzender Olaf Bandt.

"Als Privatperson kann ich mich nur schwer einer PFAS-Belastung entziehen. PFAS sind überall. So werden sie für Lebensmittelverpackungen, Kosmetik und Zahnseide, Kontaktlinsen, Outdoor-Kleidung, Backpapier und für Pfannenbeschichtungen verwendet, obwohl Ersatzprodukte und Stoffe bekannt sind. Die EU muss das Vorsorgeprinzip ernst nehmen und die gesamte Stoffgruppe der PFAS, mit Ausnahmen für essentielle Anwendungen, z.B. im medizinischen Bereich, verbieten", fordert Bandt. 

PFOS-Grenzwert zweimal überschritten

Für den PFAS-Bluttest des BUND wurden insgesamt 16 Proben von Bundesvorstandsmitgliedern und einigen Mitarbeitenden der Bundesgeschäftsstelle entnommen. Die Ergebnisse stimmen dem BUND zufolge mit vorherigen Untersuchungen der europäischen Human Biomonitoring Studien überein: Demnach habe jeder Mensch PFAS im Blut.

Der BUND-Blut-Test habe das Blut auf 13 PFAS-Chemikalien untersucht. Davon seien sechs gefunden worden: PFOA, PFNA, PFDA, PFHxS, PFHpS und PFOS. Die höchsten Blut-Serum Konzentrationen hatten laut BUND die Chemikalien PFOS (bis zu 15 Nanogramm pro Milliliter) oder PFHxS (5,7 Nanogramm pro Milliliter) – und das, obwohl PFOS schon seit 2010 in der EU verboten ist.

Für PFOS hat die Human Biomonitoring-Kommission einen Grenzwert von 5 Nanogramm pro Milliliter im Blut ermittelt. Ab diesem besteht ein erhöhtes Risiko gesundheitsschädlicher Auswirkungen. Dieser Wert sei bei 16 Proben zwei Mal im BUND-Test überschritten worden.

Zum weiteren Hintergrund: PFHxS ist eine PFOS-Alternative, die erst seit August 2023 im Rahmen der EU-Verordnung für persistenten organische Schadstoffe (POP-Verordnung) weitgehend verboten ist. Andere gefundene PFAS wie PFHpS sind in der EU weiterhin uneingeschränkt zugelassen. 

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