Pflanzenschutzmittel: Welche Lebensmittel am stärksten belastet sind

Autor: Brigitte Rohm | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 18.01.2020

Pflanzenschutzmittel: Welche Lebensmittel am stärksten belastet sind
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - ulleo

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat untersucht, welche Lebensmittel am häufigsten den Grenzwert für Pestizidrückstände überschreiten. Ein Überblick zu den Ergebnissen.

Eine gute Nachricht vorweg: Insgesamt weisen Lebensmittel nur sehr geringe Mengen an Rückständen von Pflanzenschutzmitteln auf. Das teilt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mit. Trotzdem gibt es einige Auffälligkeiten. 

Das BLV hat die Pestizidbelastung von 19.611 Proben verschiedener Lebensmittel im Jahr 2018 im Labor untersucht und den Bericht dazu jetzt veröffentlicht. Das Ergebnis lautet: Die Höhe der Rückstände ist vor allem abhängig von der Herkunft. 

Größte Belastung bei Lebensmitteln aus Nicht-EU-Ländern

Von den untersuchten Proben hatten 8,8 % der Lebensmittel, die aus Nicht-EU-Ländern importiert wurden, den Rückstandshöchstgehalt (RHG) überschritten. Diese Zahl steige seit 2015 tendenziell an. Der RHG ist die höchste zulässige Menge eines Pestizidrückstands – wobei laut BLV eine Überschreitung nicht automatisch bedeutet, dass eine Gesundheitsgefährdung besteht.

Am besten schnitten in der Untersuchung Proben aus Deutschland ab: Nur bei 1,3 % der Proben wurde der Grenzwert überschritten. Lebensmittel aus ökologischem Anbau wiesen zudem durchgehend deutlich weniger Rückstände auf als solche aus konventionellem Anbau.

Diese Lebensmittel hatten die meisten Pestizidrückstände

Die meisten Proben stammten aus der Kategorie Obst, Gemüse und andere pflanzliche Lebensmittel. Hier lag die Quote von RHG-Überschreitungen bei 3,1 %. Erfreulicherweise waren besonders beliebte Sorten wie Äpfel, Karotten, Kartoffeln, Erdbeeren und Spargel kaum betroffen.

Die meisten Überschreitungen der Grenzwerte gab es bei Bohnen mit Hülsen (18,8 %), Reis (13,7 %), und Grünkohl (11,9 %). Dass gerade Grünkohl so negativ auffällt, erklärte ein Sprecher des Bundesamtes gegenüber dem NDR mit der krausen Blattstruktur sowie der späten Erntezeit – dadurch sammelten sich Pestizide und würden vermutlich schlechter abgebaut werden. 

Mehrfachrückstände: Zitrusfrüchte, Rucola und Kräuter

In 70,5 Prozent der Mandarinen-Proben wurden Mehrfachrückstände festgestellt
In 70,5 Prozent der Mandarinen-Proben wurden Mehrfachrückstände festgestellt (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Couleur)

Fast ein Drittel der untersuchten Proben (27,5 %) enthielt Rückstände von mehr als einem Wirkstoff. Spitzenreiter sind dabei frische Kräuter, die maximal 26 Rückstände aufwiesen. Sie liegen auch bei den Obst- und Gemüseproben mit Rückständen über dem RHG insgesamt auf Platz 3 – nach Bohnen und Grünkohl. Zu den Herkunftsländern von frischen Kräutern mit den höchsten Beanstandungsquoten zählten Thailand (21,7 %) und Spanien (16,1 %)

Bei den Mehrfachrückständen stachen besonders folgende Lebensmittel heraus: Mandarinen (70,5 % der Proben wiesen Mehrfachrückstände auf), Grapefruit (69,8 %), Rucola (66,7 %),  Johannisbeeren (62,9 %), Orangen (61,4 %), frische Kräuter (59,2 %), Tafeltrauben (58,8 %), Bananen (49,8 %), Himbeeren (49 %), Zitronen (45,3 %), Paprika/Chilis (44,2 %), Aprikosen (43,9 %) und Birnen (39,9 %). 

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So hat das BLV Lebensmittel geprüft

Für die Untersuchung hat das BLV verschiedene Lebensmittelgruppen betrachtet: Getreide, Lebensmittel tierischen Ursprungs, Obst, Gemüse und andere pflanzliche Lebensmittel, verarbeitete Lebensmittel sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung.

Die Anzahl der Proben für einzelne Nahrungsmittel war dabei sehr unterschiedlich. Lebensmittel, die in der Vergangenheit bereits auffällig waren, wurden häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht als solche, bei denen man erfahrungsgemäß keine erhöhte Rückstandsbelastung erwarten konnte. Das BLV betont deshalb, es sei davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln niedriger ist.

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