- Die Galle oder besser die säurehaltige Gallenflüssigkeit ist für die Verdauung unabdingbar und dient dem Körper zudem als Vorratskammer.
- Die schmerzhaften Gallenerkrankungen sind Gallensteine, Gallenblasenentzündung und Gallengangsentzündung.
- Nur rund ein Viertel der Patienten haben Symptome, die von Blähungen und Völlegefühl bis zu krampfartigen Koliken reichen. Bei einer akuten Gallenblasenentzündung können Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen hinzukommen.
Wem ist nicht schon mal die Galle hochgekommen? Wenn mit unseren tief in der Bauchhöhle verborgenen Organen etwas nicht stimmt – so weiß es der Volksmund –, schlägt uns das aufs Gemüt. Erkrankungen der Gallenblase sind schmerzhaft. Wir klären die Ursachen, Symptome und Behandlungen der Gallenerkrankungen:
- Gallensteine
- Gallenblasenentzündung
- Gallengangsentzündung
Die Galle – Fettlöser und Vorratskammer
Viele halten die Galle irrtümlich für ein Organ. Tatsächlich ist sie eine säurehaltige Flüssigkeit, die in der Leber produziert und teilweise in der Gallenblase gespeichert wird. Täglich sondern die Leberzellen zwischen einem halben und einem Liter des grün-gelblichen Gallensafts ab, der für die Verdauung von Fetten unverzichtbar ist.
Gallensäure ist in der Lage, Fette in immer kleinere Tröpfchen aufzuspalten, sie so weit aufzulösen, bis sie die Darmwand problemlos passieren können. Außerdem transportiert das Sekret Abfallprodukte der Leber in den Darm, wo sie mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden.
Der Aufbau des Gallensystems
Zu den Organen des Gallensystems gehören erstens die Gallengänge, die die Gallensäure in den Darm befördern. Sie durchziehen die Leber wie ein Netz aus feinen Kanälen, vereinigen sich an der Leberpforte zu einem großen Gallengang, der sich nach dem Austritt aus der Leber gleich wieder teilt. Eine Abzweigung führt wie eine Sackgasse zur Gallenblase. Der große Gallengang dagegen mündet nach einer kurzen Strecke gemeinsam mit dem Ausgang der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm. Die Grafik unten zeigt den grünen Gallengang.
Die Gallenblase, das zweite Organ des Gallensystems, fungiert als Vorratskammer. Der kleine, birnenförmige Beutel liegt eingebettet in einer Grube direkt neben der Leber. Etwa die Hälfte der vom Körper produzierten Gallensäure wird in die Gallenblase umgeleitet, dort vorübergehend deponiert, verdickt und bei besonders üppigen Schlemmereien in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet.
Der moderne Mensch kann aber problemlos auch ohne Gallenblase leben. Das Hohlorgan ist ein Relikt aus früheren Zeiten, als unsere Vorfahren noch lange Hungerphasen überstehen mussten, in denen ihre Leber kaum Galle erzeugte. Wurde ausnahmsweise bei der Jagd einmal fette Beute gemacht, nutzte der Körper ganz einfach das in der Gallenblase gespeicherte Verdauungssekret. Heute brauchen wir keine Vorratskammer mehr, weil wir uns so regelmäßig und reichlich ernähren, dass die Leber kontinuierlich ausreichend Gallensaft produziert.
Gallensteine und Gallenblasenentzündung
Etwa jeder sechste Erwachsene hat Gallensteine. Vor allem, wenn sich die Gallensteine einklemmen und sich die Gallensäure bis in die Leber staut, kann es zu höllischen Schmerzen und manchmal auch einer akuten Entzündung der Gallenblase kommen.
Wie entstehen Gallensteine?
Gallensteine hängen mit einem Ungleichgewicht der löslichen Stoffe in der Gallenflüssigkeit zusammen. Das zähe Sekret besteht zu etwa 80 Prozent aus Wasser, dazu Gallensalze, Enzyme, Cholesterin, Farbstoffe und Abfallprodukte aus der Leber. Bei einem Überangebot von bestimmten Stoffen kann sich die Gallenflüssigkeit verfestigen und im Laufe von Jahren zu kieselsteingroße Gebilde, Gallensteine, entwickeln. In den westlichen Ländern sind 90 Prozent der Gallensteine reich an Cholesterin, was auf eine zu fette und kalorienreiche Ernährung zurückgeführt wird. Es gibt außerdem Pigmentsteine, die durch eine Übersättigung mit Gallenfarbstoffen entstehen.
Was steigert das Risiko für Gallensteine?
Die Risikofaktoren für Gallensteine sind als die "5-F-Regel" bekannt: female, fat, fertile, forty, fair (weiblich, übergewichtig, mehrere Kinder, vierzig, blond und hellhäutig). Frauen sind fast doppelt so häufig von Gallensteinen betroffen wie Männer. Wissenschaftler vermuten deshalb, dass das weibliche Hormon Östrogen die Entstehung von Gallensteinen begünstigt. Auch mit dem Gewicht und Alter steigt die Gefahr. Als Hauptursachen gelten eine zu fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel. Insofern sind Beschwerden durch Gallensteine auch ein Warnsignal.
Gallensteine: Die Symptome
Nur etwa ein Viertel der Betroffenen hat Symptome wie Blähungen, Druck- oder Völlegefühl im Oberbauch. Patienten klagen oft auch darüber, dass sie bestimmte Speisen nicht vertragen, vor allem fette und gebratene Mahlzeiten, Kaffee oder kalte Getränke.
Heftige krampfartige Schmerzattacken, die auch in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen können, deuten darauf hin, dass ein Stein in den Gallengängen stecken geblieben ist. Die Muskeln der Gallenwege ziehen sich dann zusammen, um das Ärgernis loszuwerden. Solche Koliken können 15 Minuten oder auch fünf Stunden dauern, verschwinden dann oft von selbst, treten aber meistens nach einigen Tagen oder auch Monaten erneut auf. Kommt als Komplikation eine akute Gallenblasenentzündung dazu, äußert sich das durch Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen.
So werden Gallensteine diagonstiziert
Gallensteine, die sich in der Gallenblase befinden, lassen sich ab einer Größe von fünf Millimetern mithilfe einer Ultraschalluntersuchung fast immer nachweisen. Bei Entzündungen ist auch die Wand der Gallenblase verdickt. Um Steine in den Gallengängen abzubilden, werden meistens endoskopische Verfahren eingesetzt. Der Arzt führt ein schlauchartiges Gerät mit einer kleinen Kamera über die Speiseröhre bis zur Mündung des Gallengangs ein und füllt die Gallenwege unter Röntgenkontrolle mit einem Kontrastmittel auf, sodass sie auf einem Monitor gut sichtbar werden. Kleinere Steine lassen sich dabei gleich entfernen. Auch veränderte Blutwerte weisen auf einen Verschluss der Gallenwege hin.
Die Behandlung von Gallensteinen
Bei Koliken helfen Bettruhe, Schmerzmittel und krampflösende Medikamente. Außerdem darf der Patient nichts essen. Besteht gleichzeitig eine akute Entzündung der Gallenblase, muss der Betroffene sofort ins Krankenhaus und es werden Antibiotika verordnet.
Wenn Gallensteine Beschwerden verursachen, wird die Gallenblase heute in der Regel chirurgisch entfernt – auch wegen der Gefahr von schwerwiegenden Komplikationen. So kann ein eingeklemmter Gallenstein in ungünstiger Position auch den Ausgang der Bauchspeicheldrüse mit blockieren, deren Sekret aufstauen und zu einer lebensbedrohlichen Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen.
Die operative Entfernung der Gallenblase geschieht fast immer per Bauchspiegelung. Bei dieser sogenannten Schlüssellochchirurgie sind nur drei winzige Bauchschnitte nötig, um die Patienten für immer von ihren Gallensteinen zu befreien. Stecken die Plagegeister in den Gallengängen, werden sie endoskopisch entfernt.
Andere Methoden wie die Auflösung der Steine durch Medikamente oder ihre Zertrümmerung durch Stoßwellen sind zu zeitaufwendig und führen häufig zu Rückfällen.
Gallengangsentzündung – was ist das genau?
Eine entzündete Gallenblase lässt sich problemlos entfernen. Schwieriger ist es, wenn der große Gallengang betroffen ist. Unterschieden wird zwischen einer akuten, eitrigen Form und einer chronischen Entzündung des Gallengangs. Grund für die akute Entzündung sind Bakterien, die aus dem Dünndarm einwandern. Der Schließmuskel am Zwölffingerdarm kann das nicht immer verhindern. Meistens kommt noch hinzu, dass ein eingeklemmter Gallenstein das Abfließen der Gallenflüssigkeit verhindert und so die Infektion fördert.
Bei der chronischen Form, der sogenannten primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), kommen verschiedene Ursachen in Frage, darunter eine Verstopfung der Gallenwege durch Gallensteine, Tumore oder Parasitenbefall. Auslöser dieser seltenen Erkrankung ist vermutlich eine Autoimmunreaktion. Es kommt zu Gewebsveränderungen, Verengungen und narbigen Zerstörungen der Gallengänge innerhalb und außerhalb der Leber. Gleichzeitig nimmt die Gefahr einer bakteriellen Infektion zu. Oft geht die PSC mit einer entzündlichen Darmerkrankung einher (Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa). Später kann die Erkrankung zu einer Leberzirrhose oder einem Gallengangskrebs führen.
Die Symptome einer Gallenblasenentzündung
Bei einer akuten Gallenblasenentzündung treten hohes Fieber auf, teilweise über 40 Grad, und starke Schmerzen, die aber gleichbleibend und nicht wie bei einer Kolik krampfartig und schubweise auftreten. Nach wenigen Tagen färben sich die Haut und Augen gelb, weil die gestaute Gallenflüssigkeit ins Blut übertritt.
Eine PSC beginnt dagegen schleichend ohne Symptome. Es folgen fortschreitende Müdigkeit, Druckgefühl im rechten Oberbauch, häufig leichtes Fieber, wiederkehrende leichte Gelbsucht, manchmal auch starker Juckreiz. Später vergrößern sich Milz und Leber.
Diagnose und Behandlung
Die akute Infektion wird durch einen Blutuntersuchung und Ultraschall festgestellt. Auch bei der chronischen PSC finden sich oft bestimmte Antikörper im Blut. Eine sichere Diagnose ist aber nur durch eine endoskopische Untersuchung möglich - genau wie im Fall von Gallensteinen im Gallengang.
Bei einer akuten, eitrigen Entzündung der Gallenblase ist ein Krankenhausaufenthalt unvermeidlich. Zunächst wird mit Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt. Vorhandene Gallensteine müssen möglichst schnell entfernt werden. Wenn dadurch die Entzündung nicht abklingt, wird mithilfe einer Sonde ein sogenannter Stent eingesetzt - eine Art Röhrchen, das den Gallengang offen hält, damit die Galle abfließen kann.
Dagegen können bei einer PSC nur die Symptome wie Juckreiz medikamentös gelindert und bakteriell verursachte Krankheitsschübe mit Antibiotika bekämpft werden. Bei schwerem Gallenstau kann auch versucht werden, die Gallengänge endoskopisch zu erweitern. Die letzte Möglichkeit ist eine Lebertransplantation.
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