Wie viel Geld, würden Sie sagen, geben Sie jährlich fürs Kochen und Backen aus? Damit meinen wir nicht, welche Lebensmittel und Zutaten Sie kaufen. Sondern: Was verbraucht ein Elektroherd, wie er sich in 19 von 20 deutschen Haushalten findet, wohl so im Schnitt?
Während viele vielleicht wissen, was Kühl- oder Gefrierschrank verbrauchen, dürften die wenigsten eine genaue Vorstellung davon haben, was es beispielsweise kostet, eine Tiefkühlpizza zu backen, einen Topf Spaghetti-Wasser aufzukochen oder eine Lasagne zuzubereiten.
Küchenkosten: EU-Energielabel führt in die Irre
Das hat seinen Grund: Es ist gar nicht so leicht herauszufinden, welche Kosten ein Elektroherd genau verursacht. Selbst zu messen ist kaum möglich, weil Kochplatte und Backofen normalerweise nicht über die gewohnte Steckdose betrieben werden, deren Verbrauch man mit einem einfachen Strommessgerät im Blick behalten könnte.
Auch Hersteller und Gesetzgeber helfen nicht gerade, um den Kosten auf die Schliche zu kommen. Dafür gibt es drei Gründe:
1. Das EU-Energielabel, das oft auf Elektroherden zu finden ist (siehe Bild), gibt den Energieverbrauch nur für den Backofen an, nicht aber für das Kochfeld, also die Herdplatten. Das EU-Label lässt sich damit zwar nutzen, um Geräte vor dem Kauf zu vergleichen (zumindest im Hinblick auf ihren Backofen), aber kaum, um etwas über den tatsächlichen Verbrauch des eigenen Geräts zu erfahren.
2. Die Angaben, die sich auf dem Energie-Label finden, beziehen sich zudem auf einen normierten Backvorgang, der keiner echten Nutzung (wie dem Backen einer Pizza) entspricht. Auch hier: Praktisch zum Vergleichen, aber schlecht, wenn man wissen will, was ein konkreter Herd tatsächlich verbraucht.
3. Auch die technischen Angaben wie die maximale Leistungsaufnahme der Kochfelder (in Watt) oder der Anschlusswert des Herds (in Kilowatt) helfen nicht weiter. Sie lassen sich für den eigenen Backofen zwar übers Internet leicht recherchieren, geben aber nur technische Obergrenzen an. Damit helfen sie ebenfalls nicht, den realen Stromverbrauch einzuschätzen.
Was dagegen hilft: Profis nachmessen lassen! Das hat eine Schweizer Forschergruppe getan: Für eine Studie schoben sie 2012 zahlreiche Pizzen in den Ofen, kochten kiloweise Kartoffeln und brühten literweise Kaffee auf. Dabei ließen sie den Stromzähler mitlaufen. Dank ihrer Arbeit wissen wir nun zumindest für einige gängige Koch- und Backvorgänge, wie hoch die Energiekosten sind:
Eier kochen: Diese Stromkosten werden fällig
Wer Eier kocht, hat die Wahl zwischen verschiedenen Garmethoden, die unterschiedlich viel Strom verbrauchen. Dabei wurden die folgenden Werte gemessen (die Energiekosten im ganzen Artikel werden mit 0,36 Euro/kWh berechnet, was zurzeit dem durchschnittlichen Strompreis entspricht, den Verbraucher zahlen):
- Zwei Eier kochen (kleiner, passender Eierkocher): 0,08 kWh = 0,03 Euro
- Zwei Eier kochen (Topf, Induktionsherd, zwei Fingerbreit Wasser zum Kochen bringen, dann abschalten): 0,09 kWh = 0,03 Euro
- Zwei Eier kochen (Topf, Keramikherd, viel Wasser, kein Deckel): 0,27 kWh = 0,10 Euro
- Zwei Eier kochen (Topf, Induktionsherd, viel Wasser, kein Deckel): 0,3 kWh = 0,11 Euro
Daher folgender Tipp: Wer beim Eierkochen sparen und nicht gleich einen Eierkocher anschaffen will, sollte folgenden Lifehack ausprobieren (der in der Schweiz nach seinem Erfinder "Ogi-Methode" heißt): Topf mit zwei Fingerbreit Wasser füllen, Eier hinein, Wasser zum Kochen bringen, dann Deckel drauf und Herd abschalten – die Restwärme gart die Eier sparsam fertig.
Kaffee kochen: So viel Energie wird fällig
Für diesen Teil ihrer Studie kochten die Forscher mit verschiedenen Methoden Kaffee und rechneten die gemessenen Werte anschließend auf einen Jahreskonsum von etwa 500 Millilitern am Tag hoch (= was zwei großen bzw. vier kleinen Tassen Kaffee am Tag entspricht). Auch der Standby- und Warmhalte-Verbrauch einiger Geräte wurde berücksichtigt. Das kam beim Kaffeekochen heraus:
- Kaffee kochen mit Espressokanne auf passender Gusseisenplatte auf dem Herd: 36 kWh/Jahr = 13 Euro/Jahr = 1,8 Cent/pro großer 250-ml-Tasse
- Kaffee kochen mit Espressokanne auf etwas zu großer Keramikplatte auf dem Herd: 60 kWh/Jahr = 21,60 Euro/Jahr = 3 Cent/Tasse
- Kaffee kochen mit Espressokanne auf zu großer Gusseisenplatte auf dem Herd: 92 kWh/Jahr = 33,10 Euro/Jahr = 4,5 Cent/Tasse
- Wasser im Wasserkocher erhitzen, dann durch einen Handfilter in die Tasse gießen: 25 kWh/Jahr = 9 Euro/Jahr = 1,2 Cent
- Kaffee kochen mit Filterkaffeemaschine (die nach dem Aufbrühen 20 Minuten angelassen wird): 33 kWh/Jahr = 11,90 Euro/Jahr = 1,6 Cent/Tasse
- Kaffee kochen mit Kapselmaschine, die sich selbsttätig wieder abschaltet: 35 kWh/Jahr = 12,60 Euro/Jahr = 1,7 Cent/Tasse
Die dazugehörigen Tipps:
- Eine Filterkaffeemaschine kann sehr effizient sein – wenn sie nicht zu lange im Warmhaltemodus läuft.
- Auch Kapselmaschinen können stromsparend sein, haben aber ein Müllproblem. Außerdem lassen sich oft nur die Kapseln eines einzigen Herstellers verwenden.
- Espressokännchen immer auf die passende Platte stellen. Sonst verdoppeln sich die Kosten schnell.
Fertigpizza (auf)backen: Nicht unter 19 Cent
Beim Pizzabacken – und beim Backen generell – lässt sich Strom sparen, wenn nicht vorgeheizt und die Umluft-Funktion gewählt wird: Küchenweisheiten, die im Labor nochmals bestätigt wurden. Mit diesen Zahlen:
- Kühlpizza aufbacken (Umluft, kein Vorheizen): 0,54 kWh = 0,19 Euro
- Kühlpizza aufbacken (Umluft, Vorheizen): 0,57 kWh = 0,21 Euro
- Kühlpizza aufbacken (Ober-/Unterhitze, kein Vorheizen): 0,63 kWh = 0,23 Euro
- Kühlpizza aufbacken (Ober-/Unterhitze, mit Vorheizen): 0,68 kWh = 0,24 Euro
PS: Wer eine Tiefkühl- statt einer Kühlpizza aufbackt, hat acht Prozent höhere Energiekosten.
Die dazugehörigen Tipps:
- Wer einmal in der Woche eine Kühlpizza backt, kann im Jahr rund drei Euro sparen, wenn auf Vorheizen und Ober-/Unterhitze verzichtet wird.
- Den Backofen zu nutzen ist grundsätzlich relativ teuer. Wer klug ist, schaltet auch hier rechtzeitig ab und nutzt die Restwärme.
Kartoffeln zubereiten: Ofen deutlich teurer als Topf
Ein halbes Kilo Kartoffeln zuzubereiten, hat je nach Methode ganz unterschiedliche Kosten:
-
Spezieller Thermokochtopf auf Induktionsherd: 0,1 kWh = 0,04 Euro
- Dampfkochtopf auf Induktionsherd: 0,15 kWh = 0,05 Euro
- Topf mit viel Wasser, Deckel, auf Induktionsherd: 0,22 kWh = 0,08 Euro
- Topf mit viel Wasser, kein Deckel, auf Keramikherd: 0,43 kWh = 0,15 Euro
-
Ofenkartoffeln = 0,97 kWh = 0,35 Euro
Die dazugehörigen Tipps:
- Am Kartoffel-Beispiel noch einmal gut zu sehen: Im Vergleich zu anderen Kochmethoden benötigt der Backofen besonders viel Energie (hier: Faktor 10).
- Spezielle Thermokochtöpfe, bei denen der Topf nach dem Angaren ohne weiteren Energiebedarf in ein Isolierbehältnis gestellt wird, kochen unschlagbar sparsam. Sie sind aber auch verhältnismäßig teuer und etwas aufwendiger zu handhaben.
- "Deckel drauf!" spart im Schnitt 40 Prozent Energie (je nach Herd etwas unterschiedlich), vor allem, wenn die Temperatur gleichzeitig zurückgestellt wird.
Spaghetti kochen: Wasserkocher nicht nötig
Die Forscher kochten 170 Gramm Spaghetti (= eine Drittelpackung) in 1,7 Liter Wasser. Einmal wurde das benötigte Wasser zunächst in einem Wasserkocher erhitzt; einmal direkt im Topf zum Kochen gebracht. Erstaunlicherweise unterschieden sich die Energiekosten nicht:
- Spaghetti kochen (Wasserkocher und Topf): 0,41 kWh = 0,15 Euro
- Spaghetti kochen (nur Topf): 0,41 kWh = 0,15 Euro
Überrascht? Warum es sich nicht lohnt, Nudelwasser mit dem Wasserkocher zu erwärmen, erzählen wir Ihnen hier: Energie sparen beim Wasserkocher?
Was Backen an Strom kostet
Aus den Messungen der Wissenschaftler lassen sich auch die Kosten für längere Back-Nachmittage ableiten: Näherungsweise kostet eine Stunde Backen bei 200 Grad rund 1,15 kWh (= 0,41 Euro), jede weitere Stunde nur noch 0,8 kWh (= 0,29 Euro), da der Ofen schon heiß ist. Dies gilt allerdings nur für einen relativ energieeffizienten Ofen, der mit Umluft betrieben wird.
Unter schlechteren Bedingungen – der Garraum ist relativ groß; niedrige Energieeffizienzklasse; der Ofen wird immer wieder geöffnet; große Mengen werden zubereitet; der Ofen ist undicht; es werden mehr als 200 Grad benötigt etc. – sind auch Kosten von einem Euro und mehr pro Stunde möglich.
Ohnehin gilt: Die oben gemachten Watt- und Cent-Angaben sind grob und werden nicht eins zu eins auf jede Küche zutreffen.
Denn: Wie viel der Herd tatsächlich pro Lasagne und Kuchen, pro Woche und pro Jahr braucht, hängt entscheidend davon ab, welchen Herd Sie besitzen (Alter? Zustand? Effizienz? Gas oder Elektro?), wie oft und wie lange Sie ihn einschalten, ob Sie backen oder kochen (wenn ja, auf wie vielen Platten?) und welche Temperaturen dazu benötigt werden. Sogar Faktoren wie die Umgebungstemperatur können beeinflussen, wie viele Kilowattstunden Ihr Herd in Wärme umwandeln muss.
Zum Glück gilt aber auch: Sie brauchen, wie zu sehen war, nicht immer die neuesten Geräte, um beim Kochen einiges an Strom zu sparen. Die Wahl der Methode (z.B. Dampfkochen statt Backen) und einfache Tipps (z.B. Deckel und Restwärme nutzen) sind die wichtigsten Zutaten, um in der Küche die eine oder andere Kilowattstunde einzuheimsen.
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