Wenn eine Kugel Eis, ein kaltes Getränk oder ein Schluck heiße Suppe Schmerzen an den Zähnen verursachen, deutet das auf empfindliche Zähne hin. Sich deshalb mit dem Schicksal abfinden und auf Heißgetränke und Co. verzichten? Da haben wir eine bessere Idee: Den Ursachen für schmerzempfindliche Zähne auf den Grund gehen und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. ÖKO-TEST hat sich zahnärztlichen Rat eingeholt.
Schmerzempfindliche Zähne: Was bedeutet das genau?
Unsere Zähne sind folgendermaßen aufgebaut: Der äußere sichtbare Zahnschmelz umschließt das Zahnbein (Dentin) und das Zahnmark, in dem die Nerven und Blutgefäße liegen. Das Zahnfleisch trennt die einzelnen Zähne im Mund voneinander.
Wer unter schmerzempfindlichen Zähnen leidet, steht vor folgendem Problem: Die Zahnhälse liegen frei, da der schützende Zahnschmelz fehlt. Infolgedessen sind die Zähne besonders empfindlich für äußere Reize wie Kälte.
Die Gründe für empfindliche Zähne
Empfindliche Zähne können mehrere Ursachen haben:
- Entzündung des Zahnbettes (Parodontitis)
- Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis)
- Rückgang des Zahnfleisches
Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, erklärt gegenüber ÖKO-TEST: "Eine Zahnbettentzündung ist die Hauptursache für schmerzempfindliche Zähne. Parodontitis ist eine der häufigsten Volkskrankheiten."
Was tun bei schmerzempfindlichen Zähnen?
Der Experte rät, besser nicht zu lange zu warten, sondern sich frühzeitig zahnärztlichen Rat einzuholen. "Wenn man ohnehin beim Zahnarzt ist oder eine professionelle Zahnreinigung durchführen lässt, lohnt es sich, die schmerzempfindlichen Zähne anzusprechen", sagt Prof. Dr. Benz.
Er fügt hinzu: "Ich würde nicht zu lange warten. Zumal immer die Möglichkeit besteht, dass es sich um eine echte Nervenentzündung handelt. Am Anfang kann man diese nicht so einfach von einer Zahnhalsüberempfindlichkeit unterscheiden. Es ist deshalb sinnvoll, dass von einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin anschauen zu lassen."
Was sind die Ursachen?
Es ist wichtig, nicht nur die Gründe für schmerzempfindliche Zähne zu kennen, sondern auch die Ursachen. Nur so kann man diese behandeln und etwas gegen empfindliche Zähne unternehmen.
Der Zahnarzt sagt dazu: "Wer versucht, den Reiz zu meiden, bekämpft nur die Symptome. Kein Eis mehr zu essen hilft nicht, die Ursachen zu bekämpfen."
Bei empfindlichen Zähnen kommen unterschiedliche Ursachen infrage:
- Kein tägliches Zähneputzen: Wer sich die Zähne nicht täglich putzt, riskiert eine Zahnfleischentzündung. Daraus kann eine Entzündung des Zahnbettes folgen und zu schmerzempfindlichen Zähnen führen.
- Falsches Zähneputzen: Wer zu fest schrubbt, verletzt das Zahnfleisch und dieses zieht sich nach Aussage von Prof. Dr. Benz zurück.
- Die falsche Zahnbürste: Auch eine alte, scharfkantige Zahnbürste kann das Zahnfleisch verletzen.
- Die falsche Zahnpasta: Wenn in der Zahnpasta zu starke abrasive Schleifkörper stecken, kann das den Zahnschmelz schädigen.
- Knirschen übt viel Druck aus und kann die Zähne verformen, in der Folge nehmen auch die Zahnhälse Schaden.
- Sehr säure- und zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke schädigen den Zahnschmelz.
Wie wichtig ist Sensitiv-Zahnpasta bei empfindlichen Zähnen?
Für empfindliche Zähne gibt es im Handel sogenannte Sensitiv-Zahnpasta zu kaufen. Diese Zahncremes sollen durch weniger abrasive Schleifkörper und besonders sanfte Inhaltsstoffe den Zahnschmelz schonen und dem Zahnfleisch etwas Ruhe verschaffen.
Der Präsident der Bundeszahnärztekammer sagt gegenüber ÖKO-TEST dazu: "Eine sensitive Zahnpasta ist wirklich sinnvoll. Eine stärker abrasive Zahnpasta schleift den Zahnschmelz zu stark ab. Gerade an den Zahnhälsen ist der Zahnschmelz recht dünn. Wenn man zusätzlich beim Zähneputzen zu stark schrubbt, entfernt man den Schmelz und legt das Dentin frei. Das sorgt für eine Schmerzempfindlichkeit."
"Zahncremes zur Beseitigung der Schmerzempfindlichkeit enthalten zudem oft aktive Substanzen wie beispielsweise Kaliumsalze, die die Schmerzweiterleitung der Nerven in den Dentinkanälchen blockieren. Es bildet sich eine Schutzschicht gegen die Weiterleitung schmerzhafter Reize. Durch eine Remineralisierung und gezielte Fluoridierung können die Zähne zudem in ihrer kristallinen Struktur wieder gestärkt werden", ergänzt Prof. Dr. Benz.
Was hilft gegen schmerzempfindliche Zähne?
Der Professor verrät die wichtigsten Tipps gegen empfindliche Zähne:
- eine elektrische Zahnbürste, da diese bereits die richtige Zahnputzbewegung liefert
- eine sensitive Zahnpasta mit einem RDA-Wert von unter 50 (die Werte kann man auf der Verpackung oder beim Hersteller finden.) Wichtig ist laut Prof. Dr. Benz außerdem: Es dauert etwa zwei bis vier Wochen, bis mit der sensitiven Zahnpasta eine Besserung eintritt.
- Nicht schrubben! Beim Zähneputzen sollte man nicht zu viel Druck ausüben und vom Zahnfleisch kreisförmig Richtung Zahnkrone putzen.
- Wer knirscht, sollte sich zahnärztlichen Rat einholen und unter Umständen nachts eine Beißschiene tragen.
- Stark säurehaltige Getränke und Lebensmittel wie Essig, Säfte oder Obst in Maßen verzehren.
Der Experte betont: "Wenn man an diesen Grundproblemen nicht arbeitet, wird man nie einen dauerhaften Erfolg haben."
Die wichtigste Präventivmaßnahme ist nach Meinung des Zahnexperten: "Regelmäßig zum Zahnarzt gehen, der einem sagt, ob man die Zähne gut putzt."
Denn eine gute Mundhygiene ist die beste Vorbeugung gegen schmerzempfindliche Zähne und für einen gesunden Zahnschmelz: Richtig Zähneputzen, professionelle Zahnreinigung sowie der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt.
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