Bei vielen Menschen lösen Hornissen Unbehagen aus: Die Insekten sind groß, ihre Stiche äußerst schmerzhaft – und den Hornissen eilt der Ruf voraus, gefährlich zu sein.
In einem Punkt können wir Sie gleich beruhigen: Das Gift der Hornisse ist nicht gefährlicher als das anderer Insekten. Auch wenn Hornissen deutlich größer sind als ihre Verwandten, die Wespen – gefährlicher sind sie nicht. Im Gegenteil: Hornissen sind nicht aggressiv und eher scheu. Kommen wir ihrem Nest allerdings zu nahe, kann es passieren, dass sie dieses verteidigen wollen – und zustechen. Aus diesem Grund sollten Sie sich von Hornissennestern fernhalten und die Insekten nicht berühren oder einengen.
Und noch ein Pluspunkt, den die Hornisse für sich beanspruchen kann: Sie interessiert sich weder für süße Limo noch für den Kuchen auf dem Kaffeetisch.
Wie gefährlich sind Hornissen?
Rund um Hornissen ranken sich viele Mythen. So hält sich das Gerücht, dass schon wenige Stiche einer Hornisse einen Menschen töten können, hartnäckig. Es ist aber erwiesen, dass das Gift nicht giftiger als das einer Biene oder Wespe ist. "Zu Lebensgefahr führen erst 500 bis 1.000 Stiche, eine Zahl, die nie erreicht wird", so der Bund für Naturschutz (BUND).
Was tun bei einem Hornissenstich?
Auch wenn der Stich einer Hornisse nicht gefährlicher als andere Insektenstiche ist, ist er tatsächlich schmerzhafter. "Das liegt zum einen am längeren und stärkeren Stachel der Hornisse, zum anderen an der Giftkomponente Acetylcholin, die im Bienen- und Wespengift fehlt. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung spielt es keine besondere Rolle, welcher Körperteil gestochen wurde", erklärt der Nabu.
Wenn Sie gestochen werden, sollten Sie den Stich erst mit Hitze, dann mit Kälte behandeln:
- Reinigen Sie die Einstichstelle mit Desinfektionsmittel oder spülen Sie sie mindestens unter kaltem Wasser aus.
- Hitze in Form eines sauberen heißen Lappens oder eines Stichheilers (auch Hitzestift genannt) bewirkt nach einem Insektenstich kleine Wunder. Die Hitze lindert den lästigen Juckreiz.
- Im nächsten Schritt sollten Sie den Hornissenstich mit Kälte behandeln. Dadurch ziehen sich die Blut- und Lymphgefäße zusammen und die Schwellung wird nicht so stark. Hier eignet sich ein kaltes Tuch, Eiswürfel oder ein Kühlpack. Eiswürfel und Kühlpack bitte nicht direkt auf die Haut geben, sondern in ein dünnes Tuch wickeln, um Erfrierungen zu vermeiden.
Eine Schwellung, starker Juckreiz oder Rötungen sind nach einem Hornissenstich völlig normal. Und auch wenn es noch so juckt: Bitte nicht kratzen, um eine Infektion zu vermeiden. Nach drei bis vier Tagen klingen die Symptome im Normalfall ab.
Wichtig: Eine Schwellung im Mund- und Rachenraum kann Atemnot verursachen. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist das Lutschen von Eiswürfeln hilfreich.
Hornissenstiche: Diese Hausmittel können helfen
Essigumschläge: Gegen den Juckreiz hilft Essig, der gleichzeitig die Entzündung hemmt. Mischen Sie für Umschläge mit Essigwasser Essig und Wasser im Verhältnis 1:2 und geben Sie den Wickel auf die Stichstelle.
Quarkwickel: Quark wirkt abschwellend, entzündungshemmend und kühlt. Tragen Sie eine dünne Schicht Magerquark auf die Haut auf, umwickeln Sie die Stelle mit einem Tuch und lassen Sie den Quark 15 Minuten einwirken. Mehrmals am Tag wiederholen.
Zitrone und Zwiebel: Zitrone hat eine desinfizierende und kühle Wirkung, rohe Zwiebeln wirken zudem antibakteriell. Für die Behandlung eine Zitronenscheibe oder eine aufgeschnittene Zwiebel für einige Minuten auf die Einstichstelle legen.
Auch kühlende Gels oder Stifte aus der Apotheke lindern Hornissenstiche.
Hornissenstich – wann zum Arzt?
Ein Arztbesuch ist nach einem Hornissenstich in aller Regel nicht nötig. Beim Verdacht auf eine Allergie oder bei einem Stich in Mund- und Rachenraum oder am Hals sollten Sie allerdings besser eine Arztpraxis aufsuchen. Ebenso, wenn die Symptome rund um die Einstichstelle nach einigen Tagen nicht verschwinden.
Wie erkenne ich eine Allergie gegen Hornissengift?
Für den gesunden Menschen stellt ein Hornissenstich keine besondere Gefahr dar. Kommt es nach einem Hornissenstich allerdings zu einer allergischen Reaktion, kann diese im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich werden.
Anzeichen für eine allergische Reaktionen sind:
- starke Rötungen und Quaddeln, die sich ausbreiten
- Atemnot
- Übelkeit
- tränende Augen
- Herzrasen, erhöhter Puls
- Schwindel
- im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock
Wenn Sie wissen, dass Sie unter einer Allergie gegen Hornissengift leiden, sollten Sie im Sommer ein Notfallset dabei haben.
So erkennen Sie eine Hornisse (Vespa Crabro)
- Die bei uns größte Wespenart wird häufig mehr als zwei Zentimeter groß.
- Sie hat einen rötlich-braunen bis schwarzen Rumpf und eine gelb-braune oder -schwarze Zeichnung am Hinterleib.
- Die Körperform ähnelt der einer Wespe, die Hornisse ist allerdings größer.
- Alle weiblichen Tiere haben einen Stachel.
- Wenn Sie gestochen wurden und der Stachel noch in der Haut steckt, handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen Hornissen-, sondern einen Bienenstich. Was in diesem Fall zu tun ist, lesen Sie hier:
Hornissen sind im August und September sehr empfindlich
Hornissen sind vom Frühjahr bis in den Herbst hinein aktiv. In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September ist Hornissen-Hochsaison, "das Volk erreicht seinen Entwicklungshöhepunkt", erklärt der Naturschutzbund Nabu.
Im Herbst gibt es immer wieder Meldungen über Angriffe von Hornissen. Das liege daran, dass die Hornissen im Herbst nur eine Aufgabe hätten – nämlich die jungen Königinnen und Männchen für das nächste Jahr zu bewachen. "Kleinste Erschütterungen reichen da schon und selbst die netteste Hornisse wird unangenehm. Ich habe immer solche Zwischenfälle im September", erklärt Nabu-Hornissen-Expertin Melanie von Orlow.
Hornissen sind streng geschützt
Die einheimische Hornisse zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. "Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden. Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes ist nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich", so der Nabu.
Die Hornisse ernährt sich von etlichen Schädlingen wie Bremsen und Stechmücken und trägt dazu bei, die Insektenbestände im Gleichgewicht zu halten.
Wie ernst Sie den Schutz der Hornissen nehmen sollten, zeigt ein Blick in den Bußgeldkatalog: "Gemäß Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) zählt die Hornisse zu den besonders geschützten Arten. Das vorsätzliche oder fahrlässige Anlocken, Fangen oder Töten einer Hornissenkönigin bzw. eines Hornissenvolkes kann aufgrunddessen ein Strafverfahren zur Folge haben. Das Strafmaß kann sogar bis zu einer Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder einer Geldstrafe reichen."
Gut zu wissen: Sollte sich eine Hornisse in Ihre Wohnung verirrt haben: Ruhe bewahren und das scheue Insekt mit einem Trinkglas und einem darunter geschobenen Papier fangen und ins Freie befördern.
Hornissennest: Was tun?
Wie oben schon erwähnt: Hornissennester dürfen nicht einfach so entfernt oder zerstört werden. Wenn das Zusammenleben von Mensch und Hornisse aber nicht möglich ist, zum Beispiel, wenn das Nest an einer nicht tolerierbaren Stelle hängt oder Sie eine Allergie haben, dürfen Sie einen Hornissenspezialisten zu Rate ziehen, erklärt der Bund Naturschutz. "Auskunft geben die Unteren Naturschutzbehörden bei den Landratsämtern, manche Imkervereine oder der örtliche Bund Naturschutz. Diese Spezialisten beraten vor Ort und können mit behördlicher Erlaubnis, wenn es keine andere Abhilfe gibt, die Nester manchmal versetzen."
Gut zu wissen: Im kommenden Jahr werden die Hornissen das Nest nicht nochmals beziehen, sondern ihr Nest an anderer Stelle neu bauen.
Asiatische Hornisse: Invasive Art breitet sich aus
Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse macht die asiatische Hornisse Jagd auf Bienen. "Sie platziert sich vor den Fluglöchern und fängt die Bienen ab." Auf diese Weise könnten sie ein Volk auslöschen, erklärt Christian Schirk, vom Landesverband der hessischen Imker. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie ruft bereits seit längerem dazu auf, Sichtungen der asiatischen Hornisse über ein Internetportal zu melden. Die Insekten lassen sich demnach gut von den heimischen Hornissen unterscheiden. Sie haben einen fast komplett schwarzen Körper mit einem gelben Band am Hinterleib, wohingegen die Europäische Hornisse gelb-orange gezeichnet ist.
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Mit Material der dpa.