Für 70 Prozent der Menschen in Deutschland bleibt der Klimaschutz während der Corona-Pandemie genauso wichtig wie zuvor. 16 Prozent der Befragten geben an, dass er sogar wichtiger geworden ist. Dies sind die Erkenntnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes (UBA).
UBA-Umfrage: Klimaschutz für viele Deutschen sehr wichtig
Insgesamt sagen 65 Prozent der Umfrageteilnehmer, Umwelt- und Klimaschutz sei "sehr wichtig". Damit liegt das Thema in der Wichtigkeit auf dem vierten Platz. Noch wichtiger sind für die Befragten nur die Themen Bildung (für 78 Prozent "sehr wichtig"), Gesundheitswesen (73 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (66 Prozent). Die Corona-Pandemie und ihre Folgen landen sogar hinter dem Klimaschutz: 62 Prozent der Befragten empfinden sie als "sehr wichtig".
Für die überwiegende Mehrheit der Befragten ist klar, dass der Mensch den Klimawandel zumindest mitverursacht: 14 Prozent geben an, der Klimawandel werde "nur durch menschliches Handeln" versursacht, 63 Prozent sagen "vor allem durch menschliches Handeln". Wiederum 19 Prozent der Teilnehmer stimmen der Aussage, der Klimawandel sei "zu etwa gleichen Teilen durch natürliche Prozesse und menschliches Handeln" verursacht.
Was kann die Politik für mehr Klimaschutz tun?
Das UBA fragte auch nach dem Handlungsbedarf in den verschiedenen Wirtschaftszweigen und Politikbereichen in Bezug auf den Klimaschutz. Den größten Handlungsbedarf sehen die Befragten 2020 in den Bereichen Energie, Landwirtschaft, Städtebau und Verkehr.
Für 70 Prozent der Teilnehmer sollten Umwelt- und Klimaschutz in der Energiepolitik berücksichtigt werden, in der Landwirtschaft ist das für 59 Prozent wichtig. Dicht dahinter folgt die Städteplanung mit 57 Prozent; in der Verkehrspolitik sollten Umwelt und Klima für 51 Prozent eine übergeordnete Bedeutung haben.
Was also kann die Politik konkret tun für mehr Klimaschutz? 88 Prozent der Umfrageteilnehmer finden den Abbau klimaschädlicher Subventionen, zum Beispiel die Steuerbefreiung für Flugzeugbenzin, sehr wichtig oder eher wichtig. Ganze 94 Prozent befürworten, dass die Entwicklung klimafreundlicher Produkte und Technologien stärker gefördert werden soll. Auch die Ausbildung in Schulen und Betrieben ist für viele Befragten wichtig.
Im Bereich Landwirtschaft und Ernährung sehen die Umfrageteilnehmer viel Verbesserungspotenzial. So gab die Mehrheit an, es werde nicht genug Verpackungsmüll reduziert, noch immer zu viele Lebensmittel weggeworfen und der Rückgang der Artenvielfalt werde nicht stark genug aufgehalten. Nachholbedarf gibt es auch bei der Mobilität: So wünschen sich rund 90 Prozent der Befragten, dass das Fahren mit Bussen und Bahnen kostengünstiger und das Angebot ausgeweitet wird.
Umfrageergebnis: Anstrengungen reichen noch nicht aus
Bei der Frage, ob in Deutschland bereits genug für den Schutz von Klima und Umwelt getan werde, schneiden lediglich die Umweltverbände gut ab. Ihnen bescheinigen 68 Prozent der Befragten, dass sie "genug" oder "eher genug" Umwelt- und Klimaschutz betreiben. Nachholbedarf dagegen haben Städte und Gemeinden (34 Prozent empfinden die Anstrengungen als "genug" oder "eher genug"), die Bundesregierung (nur noch 26 Prozent), Bürgerinnen und Bürger (21 Prozent) sowie die Industrie und Wirtschaft (16 Prozent).
Das UBA sieht durch die Umfrage eine breite Unterstützung der Bevölkerung für einen sozial-ökologischen Wandel bestätigt. 80 Prozent der Befragten sind dafür, dass Deutschland beim Klimaschutz international eine Vorreiterrolle einnimmt. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, dazu: "Den Menschen in Deutschland ist sehr bewusst, dass ambitionierter Umwelt- und Klimaschutz letztlich die eigenen Lebensgrundlagen erhält."
Die Umfrage legt die Schwachpunkte der bisherigen Anstrengungen zum Klimaschutz offen und zeigt Potenziale auf. "Diese Dekade ist entscheidend dafür, ob es uns gelingt, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft richtig zu stellen. Wir sollten diese einmalige Gelegenheit, die sich jetzt bietet, nicht verstreichen lassen – zumal ein sozial-ökologischer Wandel nicht nur mehr Lebensqualität schafft, sondern auch die Wirtschaft belebt," so Messner weiter.
Das Umweltbundesamt führte die Bevölkerungsumfrage "Umweltbewusstsein in Deutschland 2020" zwischen November und Dezember 2020 durch, es wurden 2.115 Personen befragt.
Wie jeder von uns zum Klimaschutz beitragen kann
- Essen Sie weniger Fleisch und tierische Produkte und kaufen Sie keine Erzeugnisse aus Massentierhaltung. Die Tierhaltung belastet das Klima, zudem wird für den Futtermittelanbau Regenwald gerodet. Zum Weiterlesen: Weniger Fleisch essen: Warum Gesundheit, Tierwohl und Klima profitieren
- Trinken Sie öfter Leitungswasser, statt Wasser in Flaschen zu kaufen.
- Vermeiden Sie Produkte mit Palmöl: Für (konventionelles) Palmöl werden weltweit Wälder gerodet, um stattdessen Ölpalmen-Plantagen zu pflanzen. Finden Sie keine Alternativ-Produkte ohne Palmöl, können Sie zumindest auf Bio-Produkte und Erzeugnisse mit zertifiziertem Palmöl achten.
- Fliegen Sie weniger und gleichen Sie unvermeidbare Flüge aus. Dabei errechnen Sie die CO2-Emissionen Ihres Flugs und spenden den Beitrag an eine Anbieter für CO2-Kompensation.
- Fördern Sie den Ausbau erneuerbarer Energien und wechseln Sie zu einem guten Ökostrom-Anbieter. Wir haben 69 Anbieter für Sie getestet:
- Sparen Sie Papier, indem Sie nicht alles ausdrucken, sondern können vieles am Bildschirm lesen. Auch ungelesene Werbepost sollten Sie abbestellen.
- Bevorzugen Sie Produkte aus Recycling-Papier – zum Beispiel beim Toilettenpapier.
- Im Haushalt können Sie viel Energie sparen, etwa durch das Ausschalten von Geräten statt sie im Standby-Modus zu lassen.
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