- Zecken sind inzwischen nahezu ganzjährig aktiv: In unseren Breitengraden dauert die Zeckensaison ungefähr von März bis November.
- Die neuen Risikogebiete liegen zunehmend nördlicher.
- Tropische Zecken werden zunehmend auch in Deutschland heimisch.
Zecken werden nicht nur häufiger zu unfreiwilligen Mitbringseln nach einem Ausflug ins Grüne, sondern inzwischen auch ganzjährig. Und sie übertragen gefährliche Erreger zunehmend auch in Regionen, die noch gar nicht offiziell als Risikogebiete gelten. "Zecken gibt es inzwischen überall in Deutschland und es gibt sie das ganze Jahr über", sagte Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Es sei in ganz Deutschland möglich, sich mit FSME zu infizieren.
Auch in diesem Jahr seien die Zecken bereits unterwegs und aktiv. Es gebe bereits die ersten Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, sagte Dobler. "Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa drei Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben."
Nur jeder Fünfte ist geimpft
FSME wird durch Viren verursacht, die durch Zeckenstiche übertragen werden können. Die Krankheit kann Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auslösen. Bei 99 Prozent der Betroffenen fehlte laut Robert Koch-Institut (RKI) ein Impfschutz. Bundesweit lag die Impfquote demnach im Jahr 2020 bei etwa 19 Prozent.
Ein Risiko für eine FSME-Infektion gibt es vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.
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Experte fordert bundesweites Risikogebiet
Dobler empfiehlt grundsätzlich Impfungen unabhängig von der RKI-Karte zu Risikogebieten. Außerdem sollte ganz Deutschland als Risikogebiet bezeichnet werden und nicht mehr nur einzelne Gebiete. Bisherige Risikogebiete könnten künftig als Hochrisikogebiete herausgestellt werden. Auch eine allgemeine Impfempfehlung für ganz Deutschland wäre hilfreich, sagte Dobler. Der Impfschutz sei mit einer Effektivität von über 97 Prozent überaus stark.
FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. Insgesamt verzeichnete das RKI im vergangenen Jahr in Deutschland 686 FSME-Fälle, in Baden-Württemberg wurden nach diesen Kriterien 226 Fälle gemeldet, in denen die Betroffenen sehr schwer erkrankt und eingeschränkt sind. Nach einem Rekord im Jahr 2020 mit 718 Fällen sei 2024 das Jahr mit den zweithöchsten Fallzahlen gewesen.
Wird 2025 ein Zeckenjahr?
Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart spricht von einem deutlich steigenden Trend. "Seit 2017 steigen die Fallzahlen kontinuierlich an", sagte die Leiterin des Fachgebiets Parasitologie der Universität Hohenheim. Baden-Württemberg gilt mit Ausnahme des Stadtkreises Heilbronn als FSME-Risikogebiet.
Aktuell sei noch unklar, wie hoch die Erkrankungszahlen im Jahr 2025 ausfallen würden. Da es aber seit einiger Zeit einen zweijährigen Turnus gibt, könnten die Zahlen trotz des langfristigen Anstiegs in diesem Jahr wieder leicht sinken.
Die Zahl der registrierten Diagnosen hängt unter anderem davon ab, ob Ärzte und Ärztinnen Blut womöglicher Infizierter auf FSME untersuchen lassen. Die hohe Fallzahl aus dem Jahr 2020 im Südwesten erklärt sich durch die Pandemie: Damals waren viele Menschen in der Natur unterwegs.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die bei uns heimischen Zecken können die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose übertragen.
Bei FSME handelt es sich um eine Virusinfektion. Neben einer unkomplizierten grippalen Symptomatik kann das Virus unter anderem zu einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis (Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung) führen.
Eine kausale Therapie gibt es nicht, aber die Erkrankung kann durch eine Impfung verhindert werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung allen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder planen, dorthin zu reisen und mit Zecken in Berührung kommen können.
Es ist empfehlenswert, in der kalten Jahreszeit mit der Grundimmunisierung zu beginnen, damit zu Beginn der Zeckenzeit ein Immunschutz besteht. Dafür sind drei Impfstoffdosen nötig. Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss man die Impfung laut RKI alle fünf Jahre auffrischen, Menschen über 60 sollten das im Abstand von drei Jahren tun.
Borreliose: Gefahr in ganz Deutschland
Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung, die Erkrankung kann aber mit Antibiotika behandelt werden. Mit Lyme-Borreliose kann man sich nicht nur in den Risikogebieten, sondern in ganz Deutschland infizieren. Ungefähr zehn bis 20 Prozent der Zecken tragen das Lyme-Borreliose-Bakterium in sich.
So schützen Sie sich vor Zecken
- Tragen Sie festes, geschlossenes Schuhwerk.
- Gut schließende, lange Kleidung schützt vor Zecken.
- Auf heller Kleidung sind die Krabbeltiere leichter zu finden.
- Verwenden Sie Antizeckenspray.
- Nehmen Sie eine Zeckenzange, Zeckenkarte oder Zeckenpinzette mit, um Zecken unterwegs so schnell wie möglich zu entfernen.
- Bleiben Sie möglichst auf festen Wegen.
- Suchen Sie nach dem Spaziergang nicht nur die Haut, sondern auch die Kopfhaut gründlich nach Zecken ab. Zecken lieben feuchte, warme Stellen. Überprüfen Sie deshalb die Hautstellen unter den Achseln, in den Leisten, am Po und im Halsbereich.
Die Hyalomma-Zecke kann gefährliche Krankheiten übertragen
Mit der Klimaerwärmung können auch neue Arten hierzulande Fuß fassen. Ein Beispiel: die sogenannte Hyalomma-Riesenzecke, die in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Süd-Europas beheimatet ist.
Weil die Hyalomma-Zecke fünf Mal so groß wie der heimische Holzbock werden kann und sehr widerstandsfähig ist, wird sie auch "Super-Zecke" genannt. Die Hyalomma-Zecke hat auffällig gestreifte, behaarte Beine und kann äußerst schnell laufen.
Panik ist nicht angebracht
Laut Robert Koch-Institut (RKI) können Hyalomma-Zecken gefährliche Krankheiten wie das oft tödliche Krim-Kongo-Virus übertragen.
Panik ist allerdings nicht angebracht. Bislang wurden in Deutschland erst wenige Exemplare gefunden. Keine dieser Zecken trug Infektionserreger für hämorrhagische Tropenfieber, wie das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber sowie das Arabisch Hämorrhagische Fieber.
Hyalomma-Zecken können allerdings Zecken-Fleckfieber übertragen. Im Sommer 2019 wurde der erste Fall einer Fleckfieber-Erkrankung durch den Stich einer tropischen Riesenzecke bekannt. Fleckfieber lässt sich mit Antibiotikum gut behandeln.
Braune Hundezecke breitet sich weiter aus
Die Braune Hundezecke fühlt sich in Deutschland mittlerweile pudelwohl. Die Zecke bevorzugt Hunde als Wirt – in Ausnahmefällen aber auch Menschen. In Wohnungen kann sie schnell zur Plage werden. Hier lesen Sie mehr über die Braune Hundezecke:
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