7 Karottensäfte im Test

Saftware-Problem

Jahrbuch Kleinkinder 2015 | | Kategorie: Kinder und Familie | 09.01.2015

7 Karottensäfte im Test

Karotten gelten als wertvolle Vitaminspritze. Aber es muss kein fertiger Babysaft sein. Nur zwei Säfte schneiden mit "sehr gut" ab. Die Marken Hipp und Alete bilden in diesem Test die Schlusslichter.

Ob Saft, Brei oder Milchpulver - für Säuglingsnahrung gelten strenge Regeln. Bestimmte Schadstoffe dürfen nur in winzigsten Mengen, Vitamine und Mineralstoffe dagegen müssen in genau der richtigen Menge enthalten sein. Eltern können sich deshalb aber nicht in Sicherheit wiegen. Teilweise führen die Hygienevorschriften, die Kinder eigentlich schützen sollen, zu neuen Problemen.

Beispiel Karottensaft: Babys sind empfindlicher gegenüber Infektionen des Verdauungstrakts. Deshalb werden Säfte für Babys bei der Sterilisation deutlich länger erhitzt als solche, die für die Allgemeinbevölkerung bestimmt sind. Dadurch entsteht Benzol, ein giftiger Stoff, der bereits in niedrigen Dosen Krebs auslösen kann. "Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Erhitzen über 100 Grad Celsius über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten aus natürlichen Inhaltsstoffen von Karotten, zum Beispiel aus Betacarotin und Aminosäuren, Benzol gebildet wird", so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Auch Furan bildet sich vermehrt in Babysäften und -breien, die in geschlossenen Gefäßen sterilisiert werden. Dies konnte ÖKO-TEST bereits im Mai 2009 nachweisen.

Als wären dies nicht schon genug Probleme, kommt noch eine neue Baustelle hinzu. Behörden fanden in Milchprodukten, Säuglingsnahrung und anderen Lebensmitteln Rückstände von Didecyldimethylammoniumchlorid, kurz DDAC. DDAC ist ein Biozidwirkstoff, der auch als Pestizid genutzt werden kann. In Holzschutzmitteln etwa soll er Termiten vernichten. Als Pestizidwirkstoff ist DDAC in der EU jedoch nur für den Zierpflanzenanbau zugelassen.

Aber wie kommt DDAC dann in Lebensmittel? Eine mögliche Ursache sind DDAC-haltige Reiniger, die auf fast allen Stufen der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung verwendet werden dürfen. In einigen Drittländern (etwa Israel) ist DDAC sogar für die gezielte Nacherntebehandlung von beispielsweise Zitrusfrüchten erlaubt. Weitere potenzielle Eintragsquellen sind Pflanzenstärkungsmittel, die im Bio-Anbau eingesetzt werden. So wurde im Juni 2012 ein mit DDAC verunreinigtes Mittel bekannt - und wenig später deshalb verboten.

Wir haben sieben Bio-Karottensäfte, die für Babys nach dem vierten Lebensmonat ausgelobt sind, auf DDAC, Benzol, Furan und viele weitere Problemstoffe untersuchen lassen.

Das Testergebnis

Während wir bei der ersten Veröffentlichung dieses Tests noch ein Produkt wegen der nachgewiesenen DDAC-Gehalte als "nicht verkehrsfähig" bewerten mussten, können wir aktuell Entwarnung geben. Fünf von sieben Produkten im Test schneiden mit "sehr gut" und "gut" ab. Nur bei den Säften von Hipp und Alete gibt es noch einen Kritikpunkt an den Inhaltsstoffen.

Die Probleme mit krebserregendem Furan scheinen die Hersteller allmählich in den Griff zu bekommen. Furan ist in allen Säften nur noch in Spuren nachweisbar.

Auch in Bezug auf Benzol tut sich etwas: Lediglich im Hipp- und Nestlé-Produkt wurden a...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Im Test: sieben Karottensäfte für Babys und Kleinkinder, alle ausgelobt für die Zeit "nach dem vierten Monat". Der Markt ist überschaubar und konzentriert sich auf wenige Bio-Produkte größerer Hersteller.

Die Inhaltsstoffe

Im Fokus standen alte und neue Probleme: Der Giftstoff Benzol, den ÖKO-TEST bereits mehrfach in Babynahrung nachweisen konnte, entsteht beim Erhitzen aus karotteneigenen Inhaltsstoffen. Die leicht flüchtige Substanz Furan bildet sich bei der Sterilisation in geschlossenen Gefäßen. Dazu ließen wir prüfen, ob die strengen Grenzwerte für Pestizide und möglichen Keimbefall in Säuglingsnahrung eingehalten werden. Aktuell für Wirbel sorgt DDAC, ein Pflanzen- und Reinigungsmittelwirkstoff, der auch in industriell erzeugte Lebensmittel gelangen kann. Das passiert beispielsweise, wenn Hersteller nicht dafür sorgen, dass nach der üblichen Desinfektion ihrer Produktionsgeräte mit warmem Wasser nachgespült wird. Da erst seit Kurzem einfach anwendbare Analysemethoden verfügbar sind, häufen sich die DDAC-Funde in Lebensmitteln.

Die Bewertung

Solange nicht eindeutig feststeht, ob ein Stoff schädlich ist, sollte der Gesetzgeber dafür sorgen, dass die Gehalte in Lebensmitteln minimiert werden. Die Hochsetzung des DDAC-Grenzwerts durch die EU-Sicherheitsbehörde weist jedoch eher darauf hin, dass dem Problem derzeit aus dem Weg gegangen wird. Für Säuglingsnahrung gilt zum Glück noch der strengere Höchstgehalt aus der Diätverordnung.

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