85 Arzneimittel für Kinder im Test

Heil froh!

ÖKO-TEST August 2009 | | Kategorie: Kinder und Familie | 31.07.2009

85 Arzneimittel für Kinder im Test

Kinder machen eine Reihe von Krankheiten und Wehwehchen durch: Dreitagefieber, Durchfälle, Koliken oder Läuse setzen den Sprösslingen zu. Die Mehrzahl der dafür angebotenen Arzneimittel und Medizinprodukte sind empfehlenswert. Aber einige können wir gar nicht empfehlen.

Als neuer Erdenbürger hat man es nicht leicht. In den ersten Wochen nach der Geburt geht es vor allem darum, sich den äußeren Bedingungen anzupassen, dann heißt es wachsen, wachsen, wachsen. Trotzdem bleibt der kleine Mensch von Krankheiten nicht verschont. Nicht selten sind es Mittelohrentzündungen, eine Bronchitis oder das Kruppsyndrom, die ihm zu schaffen machen. Zwischen zwei und elf Jahren wachsen Kinder dann relativ langsam. Dafür trainieren sie körperliche Fertigkeiten, wobei immer wieder Unfälle passieren - mal ist es nur ein aufgeschlagenes Knie, mal kann der Sturz vom Klettergerüst auf dem Spielplatz aber auch im Krankenhaus enden.

Je jünger das Kind, desto häufiger bekommt es Medikamente. Zwei von drei Kindern wurden in den letzten vier Wochen mit Medikamenten behandelt - so lautete das Ergebnis einer infas-Studie "Kinder und Arzneimittel", bei der im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände von März bis Mai 2009 bundesweit 3.200 Eltern befragt wurden.

Viele Medikamente, die Kinder bekommen, sind nur an Erwachsenen getestet worden

Bei leichten Erkrankungen wie fiebrigen Infekten oder einfachen Durchfällen steht eine Reihe von Medikamenten, die speziell für Kinder zugelassen sind, zur Verfügung. Doch in der Kinderheilkunde werden Arzneimittel auch oft außerhalb ihrer Bestimmung (Off-Label) angewendet - das heißt, sie sind nicht speziell für Kinder zugelassen. So erhalten beim niedergelassenen Kinderarzt 13 Prozent aller kleinen Patienten Off-Label-Medikamente, in der Klinik sind es bereits 50 bis 70 Prozent und auf der Neugeborenenintensivstation gar 90 Prozent.

Der Grund: In der Vergangenheit wurden Arzneimittel fast ausschließlich für Erwachsene entwickelt und an ihnen getestet. Da Kinder aber keine kleinen Erwachsenen sind, ist es mit einer Dosisanpassung unter Berücksichtigung des Körpergewichts nicht getan. Zudem ändert sich der Stoffwechsel in der frühen Kindheit enorm. Deshalb wird in klinischen Studien noch einmal zwischen Frühgeborenen, Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern (28 Tage bis 23 Monate), Kindern (2 bis 11 Jahre) und Heranwachsenden (12 bis 18 Jahre) unterschieden.

ÖKO-TEST hat insgesamt 88 rezeptfreie Arzneimittel und Medizinprodukte eingekauft, die auch Kindern gegeben werden dürfen oder die aufgrund ihrer Dosierung speziell für die Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern gedacht sind. Darunter sind 35 Fieber- und Schmerzmittel, 19 Mittel gegen Durchfall sowie drei Elektrolytmischungen, fünf Mittel gegen Blähungen, zehn Fluoridtabletten, drei Präparate gegen Zahnungsbeschwerden und 13 Läusemittel. Wir haben die Präparate von unserem wissenschaftlichen Berater begutachten lassen und die Inhaltsstoffe kritisch unter die Lupe genommen.

Kostenerstattung

Für Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr und für Jugendliche mit Entwicklungsstörungen bis zum 18. Geburtstag erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für rezeptfreie Arzneimittel, die ansonsten seit dem Jahr 2004 nicht mehr vom Arzt verschrieben werden dürfen. Auch Medizinprodukte können verordnungsfähig sein: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im Juni 2008 die Arzneimittel-Richtlinie geändert und beschlossen, dass die Läusemittel Nyda, Jacutin Pedicul Fluid und Etopril seit dem 1. Juli 2008 verordnungsfähig sind.

Fluorid

Zahnpasta oder Fluoridtablette: Wer genau wissen will, warum Zahnärzte so und Kinderärzte so argumentieren, findet die ausführliche Stellungnahme der jeweiligen Gesellschaften im Internet unter www.zzq-koeln.de -> Leitlinien -> Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen bzw. unter www.dgkj.de -> Stellungnahmen -> Stellungnahmen des Jahres 2007

Fiebermittel

Fest oder flüssig? Viele Arzneimittel sind in verschiedenen Zubereitungen verfügbar, die ihre Vor- und Nachteile haben. Bei Kindern werden oft flüssige Medikamente wie Lösungen angewendet, da sie leicht zu schlucken und genau zu dosieren sind. Nachteil: Flüssige Zubereitungen müssen konserviert werden oder enthalten häufig Alkohol oder Propylenglykol.

Mittel gegen Durchfall/Elektrolytmischungen bei Durchfall

Durchfälle sind bei Säuglingen und Kleinkindern besonders häufig. Zum einen muss ihre Darmflora lernen, sich auf neue Nahrung einzustellen. Zum anderen können auch Infektionen mit Viren schuld sein. Per Durchfall versucht der Körper, sich der Störenfriede zu entledigen.

Während Durchfallepisoden für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor allem lästig sind, können sie bei den Kleinsten wegen des hohen Flüssigkeitsverlustes gefährlich werden. Das A und O ist daher der Ausgleich der verloren gegangenen Flüssigkeit, also sehr viel trinken.

Das Testergebnis

Alle drei Elektrolytmischungen eignen sich bestens für den Elektrolyt- und Flüssigkeitsausgleich bei Durchfallerkrankungen. Die Dauer eines Durchfalls beeinflussen sie aber nicht.

Sehr gut in Studien belegt ist die Wirksamkeit der Trockenhefe aus Saccharomyces cerevisiae Hansen CBS 5926 (Saccharomyces boulardii) sowie von Lactobacillus rhamnosus GG. Sie verkürzen die Dauer eines Durchfalls und stören die Vermehrung schädlicher Keime im Darm. Am besten untersucht ist das Perenterol Junior 250 mg Pulver von UCB. Auch die Wirksamkeit der Diarrhoesan, Flüssigkeit, einer Kombination aus Pektin und einem Fluidextrakt aus Kamillenblüten ist inzwischen sehr gut belegt.

Bei Durchfall sind Elektrolytlösungen sinnvoll, man kann sie auch leicht selbst zubereiten

Medizinische Kohle soll Bakterien und Gifte binden und so die Durchfallerscheinungen bessern. Dies ist für die Kohle-Compretten der Firma Merck durch eine Studie belegt. Allerdings fehlt bislang eine zweite Studie, die diese Ergebnisse bestätigt, sodass das Mittel in der pharmakologischen Bewertung nur mit "gut" abschneidet. Da die Wirksamkeit der Kohle stark herstellungsabhängig ist, lässt sich das Ergebnis nicht ohne Weiteres auf andere Produkte übertragen.

Bislang nur "wenig überzeugend" sind die Wirksamkeitsnachweise für Escherichia coli Stamm Nissle 1917, Stoffwechselprodukte von Lactobacillus helveticus, Lyophilisate aus verschiedenen Lactobacillen und Bifidobakterien, Tannin-Eiweiß, Tanninalbuminat, dioktaedrischen Smektit (ein Tonerdemineral) sowie Uzarawurzel. Keine Wirksamkeitsbelege gibt es für Apfelpulver.

Die Einnahme eines Desinfektionsmittels wie Ethacridinlactat bei Durchfall gilt als überholt. Darüber hinaus kann die Substanz Allergien hervorrufen.

Mittel gegen Blähungen

Säuglinge können das Glück ihrer Eltern auf eine harte Probe stellen, wenn sie ohne ersichtlichen Grund lang anhaltend schreien. Ärzte sprechen von Dreimonatskoliken, wenn die Schreiepisoden drei Wochen lang über drei Stunden täglich an mindestens drei Tagen pro Woche andauern.

Bis heute kennt man die Ursachen der Dreimonats-koliken nicht. Massagen können aber helfen

Auch wenn es betroffene Eltern nur wenig beruhigt: Im vierten oder fünften Monat legen sich die Schreiattacken meist von alleine wieder.

Bis heute ist die eigentliche Ursache der Dreimonatskoliken ungeklärt: Neben übermäßiger Gasentwicklung im Darm werden inzwischen auch Kuhmilchallergie und Lactoseintoleranz diskutiert, ebenso eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung.

Das Testergebnis

Ein Satz mit x: Das hilft wohl nix. Für äußerlich angewendetes Kümmelöl sieht die Datenlage ganz schlecht aus. Daher stufen wir die Wirksamkeit der Tamany Med Windsalbe N als nicht belegt ein.

Die Wirksamkeitsbelege für Simeticon sind nur wenig überzeugend. Der Entschäumer soll die Beschwerden lindern, indem er den Abgang der Gase erleichtert. Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, hält diese Theorie für "Schaumschlägerei": Da der Darm eher einem geschlossenen Rohr gleiche, führe das Auflösen von Schaum nicht automatisch zu einer Verminderung des Gases.

Die Sab simplex, Tropfen und die Abtei für Kinder Magen-Darm-Entspannungs-Suspension sind mit Natriumbenzoat konserviert.

Läusemittel

Kratzt sich das Kind häufiger am Kopf, kann das auf einen Befall mit Kopfläusen hindeuten. Die nur zwei bis drei Millimeter großen Parasiten befallen vor allem Klein- und Schulkinder. Gerade wenn die Kleinen zusammen spielen und die Köpfe zusammenstecken, können sich die überaus lästigen, aber ungefährlichen Plagegeister bestens ausbreiten.

Da das normale Haarewaschen die Läuse bestenfalls sauberer macht, sie aber nicht beseitigt, bleibt nur der Gang in die Apotheke. Neben insektizidhaltigen Präparaten, die als Nervengift wirken, sind seit einiger Zeit auch physikalisch wirkende Zubereitungen erhältlich, die die Läuse ersticken sollen. Abzuraten ist von Shampoos, die Läuse abschrecken sollen, denn hierfür fehlen wissenschaftliche Belege.

Das Testergebnis

Endlich stehen neben den chemischen Hämmern auch sanftere und dennoch wirksame Substanzen zur Verfügung: Vier Läusemittel bekommen ein "gut", dabei handelt es sich um physikalisch wirkende Präparate auf der Basis von Silikonen, darunter Dimeticonen und Cyclomethicon. Ihr Nutzen ist in Studien gut belegt. Die Substanzen dringen in die Atemöffnungen der Läuse ein, sodass sie ersticken.

Physikalische Wirkstoffe haben deutlich weniger Nebenwirkungen als die chemischen Hämmer

Die Infectopedicul, Lösung enthält als Wirkstoff Permethrin. Da diese synthetische Substanz sehr wirksam ist, reicht häufig eine einmalige Anwendung aus. Permethrin wird zwar nur geringfügig durch die intakte Haut aufgenommen. In Tierversuchen wirkte Permethrin allerdings giftig auf Zentralnervensystem und Leber. Als unerwünschte Wirkungen wurden ein vorübergehendes lokales Brennen oder Juckreiz beschrieben. Auch Pyrethrine, die wegen ihrer eingeschränkten Wirksamkeit noch mit weiteren problematischen Stoffen wie Piperonylbutoxid kombiniert werden, haben erhebliche Nebenwirkungen (Goldgeist Forte, Lösung; Jacutin Pedicul, Spray).

Etliche Produkte enthalten bedenkliche und/oder umstrittene Hilfsstoffe, unter anderem problematische Duftstoffe.

Fieber- und Schmerzmittel

Gerade kleine Kinder reagieren sehr schnell und mit sehr hohem Fieber, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Beim Dreitagefieber schießt die Temperatur steil nach oben, teilweise auf über 40 Grad Celsius. Nach drei Tagen sinkt die Temperatur wieder, zurück bleibt für einige Zeit noch ein feinfleckiger Ausschlag.

Fiebersenkende Maßnahmen und Medikamente helfen in der Akutphase, Fieberkrämpfe zu verhindern. Weil aber Fieber bei Kindern auch ein gutes Training für den Körper ist, muss es nicht immer unterdrückt werden. Kinderarzt und ÖKO-TEST-Berater Dr. Falko Panzer empfiehlt, das Kind zu beobachten: "Wenn ein Kind trotz des Fiebers spielt und lacht, ist das anders zu bewerten, als wenn Symptome wie Erbrechen oder Durchfall auftreten."

Das Testergebnis

Fast alle Mittel im Test schneiden mit "sehr gut" ab.

Sicherheit und Wirksamkeit von Paracetamol, das seit über 30 Jahren im Einsatz ist, gelten als gut belegt. Bekannt ist aber auch, dass überdosiertes Paracetamol die Leber schädigen kann. Zu beachten ist, dass der Stoff erst nach einer Stunde zu wirken beginnt und die maximale fiebersenkende Wirkung nach drei Stunden erreicht wird. Eltern sollten sich deshalb strikt an die Dosierung halten und frühestens nach vier bis sechs Stunden erneut Saft oder ein Zäpfchen geben.

Bei Fieber- und Schmerzmitteln haben Eltern die Wahl zwischen Paracetamol und Ibuprofen

Der Wirkstoff Ibuprofen gilt ebenfalls als sicher und zuverlässig. In der Wirkung ähneln sich Paracetamol und Ibuprofen. Die Substanz belastet jedoch den Magen. Einzige Einschränkung: Ibuprofen sollte nicht von Kindern unter sechs Monaten eingenommen werden.

Fluoridtabletten

Um die Zähne von Anfang an vor Karies zu schützen, gibt es Fluoridtabletten. Fluorid härtet den Zahnschmelz und verringert so das Auftreten der Zahnfäule. Darin sind sich die Experten einig. Sie streiten allerdings darüber, wie und wann das Fluorid an und in den Zahn zu bringen ist.

Nach den Vorstellungen der Zahnärzte sollten ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes bis zum Durchbruch des ersten bleibenden Zahnes Zahnpasten mit einer niedrigen Fluoridkonzentration (0,05 % Fluorid, entspricht 500 ppm) verwendet werden. Zudem sollte im Haushalt fluoridhaltiges Speisesalz zum Kochen und Backen verwendet werden.

Vieles spricht dafür, vom ersten Zahn an fluoridhaltige Kinderzahnpasten zu verwenden. Denn zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Fluoride in erster Linie durch direkten Kontakt mit dem Zahn karieshemmend wirken. Fluoridtabletten sollten deshalb gelutscht und nicht geschluckt werden - was Babys und Kleinkinder aber noch nicht können.

Die Kinderärzte (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin) hingegen empfehlen die Einnahme von Fluorid in den ersten drei Lebensjahren und lehnen die Anwendung von Zahnpasta ab, da die Kleinen sie nicht zuverlässig ausspucken können. Vorteil der Fluoridtabletten: Werden sie geschluckt, wirken sie sich vor allem positiv auf die Zahnkeime der bleibenden Zähne aus.

Ob Fluoridtabletten oder fluoridhaltige Zahnpasten - darüber gehen die Meinungen auseinander

Zum Teil wird Fluorid mit Vitamin D kombiniert, um die Knochen zu stärken und einer Rachitis vorzubeugen. Denn Vitamin D wird für die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und für den Einbau in den Knochen gebraucht. Der Körper kann Vitamin D selbst bilden, wenn genug Sonnenlicht auf die Haut einwirkt. Bei Säuglingen reicht das unter unseren Klimabedingungen oft nicht aus. Deshalb wird empfohlen, Säuglingen während ihres ersten Lebensjahres kleine Mengen Vitamin D zu geben.

Das Testergebnis

Alle Fluoridtabletten schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab. Die Dosierungsanweisungen berücksichtigen das Alter der Kinder und die Fluoridkonzentration des Trinkwassers.

Die Fluoretten 0,5 mg, Lutschtabletten enthalten den gelben Farbstoff Chinolingelb (E 104), der mit einer Beeinträchtigung der Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern in Verbindung gebracht wird.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben fast alle Präparate in der Apotheke eingekauft, nur einige wenige, nicht apothekenpflichtige Produkte auch in der Drogerie. Es handelt sich durchweg um rezeptfreie Arzneimittel, traditionelle Arzneimittel und Medizinprodukte. Nicht berücksichtigt haben wir kosmetische Mittel.

Die Hilfsstoffe

Je nach Produktgruppe verwenden die Hersteller unterschiedlichste Hilfsstoffe. Besonders heftig wird bei Läusemitteln in den Chemietopf gegriffen: Problematische Nitromoschus-Verbindungen, Chlorkresol, Delta 3-Caren, Piperonylbutoxid, Duftstoffe, PEG/PEG-Derivate oder Paraffine werden beigemischt, um unter anderem die Wirksamkeit zu verstärken und einen unangenehmen Geruch zu kaschieren.

In vielen Produkten stecken verschiedene Farbstoffe, darunter auch einige problematische wie E 104 (Chinolingelb), E 110 (Gelborange S), E 124 (Cochenillerot A/Ponceau 4R), E 129 (Allurarot AC). Die Hersteller argumentieren, dass in Produkten für Kinder auch die Farbe zur Akzeptanz beiträgt. Das mag stimmen, dennoch gibt es auch unbedenkliche Farbstoffe - und die werden mittlerweile von den meisten Produzenten verwendet.

Die Konservierungsstoffe Benzoesäure und ihr Salz Natriumbenzoat werden von Kindern bis zwei Jahren nicht vollständig verstoffwechselt. Daher kann sich Benzoesäure im Körper anreichern und zu Hirnschäden führen. Zwar ist dies bei den üblicherweise zur Konservierung verwendeten Mengen nicht zu erwarten. Der Einsatz der unkritischeren Sorbinsäure und ihrer Salze ist aber häufig möglich.

Die pharmakologische Begutachtung

Hier prüfte unser wissenschaftlicher Berater, Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Uni Frankfurt, ob es handfeste Studien gibt, die die Wirksamkeit eines Präparates für das angegebene Anwendungsgebiet belegen.

Die Bewertung

Bei der Bewertung der Hilfsstoffe sind wir strenger geworden. Haben wir bislang vor allem die halogenorganische Verbindung Erytrosin (E 127) abgewertet, bekommen jetzt auch die Farbstoffe Tartrazin (E 102), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Amaranth (E 123), Cochenillerot A/Ponceau 4R (E 124) und Brillantschwarz BN (E 151) Notenabzug. Deren Nebenwirkungen wie Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen müssen im Beipackzettel explizit genannt werden. Ebenfalls Notenabzug gibt es für die Farbstoffe Chinolingelb (E 104) und Allurarot AC (E 129), die - wie auch E 102, E 110, E 122 und E 124 - in Lebensmitteln ab 2010 den Hinweis tragen müssen: Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.