Elektrische Zahnbürsten im Test: Das taugen Oral-B, Philips & Co.

Magazin Dezember 2021: Lachs | Autor: Cordula Posdorf/Vanessa Christa/Frank Schuster | Kategorie: Bauen und Wohnen | 25.11.2021

Elektrische Zahnbürsten im Test: Das taugen Oral-B, Philips & Co.
Foto: ÖKO-TEST

Elektrische Zahnbürsten können das Putzen erleichtern. Im Test überzeugt allerdings nur ein Drittel der Produkte. Einige Borsten können das Zahnfleisch reizen und nicht alle Akkus entsprechen der neusten Technik. Auch umweltschädliche Stoffe haben wir gefunden.

  • Im Test: Schallzahnbürsten und Rotationszahnbürsten. Nur drei Geräte erreichen die Bestnote.
  • Der Test zeigt: Akkuleistung und Borstenbeschaffenheit könnten bei einigen elektrischen Zahnbürsten besser sein.
  • Auffällig: Eine Zahnbürste verstößt gegen das Produktsicherheitsgesetz. Sie fällt mit "ungenügend" durch.

In Deutschland putzt etwa jeder Zweite mit einer elektrischen Zahnbürste. Gut für die Zähne. Denn: Studien zufolge erzielen elektrische Zahnbürsten eine bessere Reinigungswirkung als Handzahnbürsten. Allerdings nur dann, wenn man genauso lange putzt. Durch die schnellen Schwing- und Rotationsbewegungen, die man per Hand kaum ausführen kann, reinigen die Borsten besonders gründlich. 

Schallzahnbürste oder Rotationszahnbürste? 

Ob eine elektrische Rotations- oder Schallzahnbürste bessere Ergebnisse erzielt, dazu konnten Studien bislang noch keinen signifikanten Vorteil nachweisen. Bei Schallzahnbürsten vibrieren ausschließlich die Borsten und nicht der gesamte Bürstenkopf.

Wegen der hochfrequenten Bewegungen muss man bei einer Schallzahnbürste weniger Druck erzeugen. Das kann die Zähne und vor allem das Zahnfleisch schonen. Schallzahnbürsten sind in der Regel etwas teurer als rotierend- oszillierende elektrische Zahnbürsten. Diese haben einen Nachteil: Sie sind relativ laut.

Elektrische Zahnbürsten im Test: Wir haben Schallzahnbürsten und Rotationszahnbürsten überprüft.
Elektrische Zahnbürsten im Test: Wir haben Schallzahnbürsten und Rotationszahnbürsten überprüft. (Foto: aragorik/Shutterstock)

Beste elektrische Zahnbürsten: Drei sind Testsieger

Wir haben 15 Rotations- und Schallzahnbürsten überprüfen lassen. Drei Geräte erreichen im Gesamturteil die Bestnote. Die meisten sind Mittelmaß. Eine Zahnbürste rasselt sogar mit "ungenügend" durch den Test. Sie verstößt gegen das Produktsicherheitsgesetz.

Auf dem in China hergestellten Gerät sind der Name und die Adresse einer deutschen Firma aufgedruckt, die jedoch gar nicht der Inverkehrbringer ist. Das Produktsicherheitsgesetz fordert korrekten Namen und Kontaktanschrift auf der Verpackung. Sonst haben Kunden, Händler und Behörden keinen Ansprechpartner, wenn es Fragen zu Bedienung, Sicherheit oder Garantie gibt.

Oral-B, Philips und Co.: Elektrische Zahnbürsten im Test

Professor Martin Jung von der zahnheilkundlichen Abteilung der Uniklinik Gießen hat die elektrischen Zahnbürsten für uns geprüft. Alle Modelle haben für das Putzen geeignete kleine Köpfe mit abgerundeten Kanten. Auch ihre Bürstenfeldprofile eignen sich für effektives Putzen: Bei vielen sind die äußeren und inneren Borstenreihen unterschiedlich hoch (Bi-Level), etliche sind gewellt, manche schräg ausgerichtet – das ist gut. 

Schlechter sieht es mit der Beschaffenheit der Borstenenden aus. Der Zahnmediziner begutachtete sie unter dem Rasterelektronenmikroskop und prüfte, ob sie genügend abgerundet sind. Wenn zu viele von ihnen Ecken, Spitzen oder Kanten haben, kann das das Zahnfleisch reizen oder schädigen.

Elektrische Zahnbürsten im Test: Alle Ergebnisse im ePaper

Borsten können das Zahnfleisch reizen

Liegt der Anteil an akzeptablen Borsten bei über 70 Prozent, ist das aus unserer Sicht in Ordnung. Bei sieben elektrischen Zahnbürsten im Test liegt der Anteil an akzeptablen Borsten aber darunter. Das führt zu einer Note Abzug. Immerhin: Weniger als 50 Prozent akzeptable Borsten hat keine der geprüften elektrischen Zahnbürsten.

Bei einigen Borsten gibt es also Nachbesserungsbedarf und auch die Technik einiger elektrischer Zahnbürsten im Test lässt zu wünschen übrig. Die Leistung der Akkus hat Mängel.

Betriebszeiten einiger elektrischer Zahnbürsten zu kurz 

Einige Produkte haben nach dem Aufladen eine Betriebszeit von weniger als 100 Minuten. Das ist im Vergleich zu kurz. Andere schaffen weit mehr, teilweise über 300 Minuten.

Zwei Produkte im Test haben zudem keine Ladekontrollleuchte, die anzeigt, wenn der Akku wieder vollgeladen ist. Das ist wenig verbraucherfreundlich.

Akkus entsprechen nicht modernem Technikstand

Fünf elektrische Zahnbürsten sind mit einem Akku auf Basis von Nickel-Metallhydrid (Ni-Mh) ausgestattet. Moderner Stand der Technik sind hochwertige Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion). Sie sind im Vergleich robuster und haben somit eine längere Lebensdauer.

Zudem gibt es bei ihnen keinen Memory-Effekt. Der tritt auf, wenn Nutzer ihre Nickel-Akkus häufiger nur teilweise wieder aufladen. Der Speicher dieser Akkus verliert mit der Zeit seine Power, ganz so, als ob er sich den Ladezustand merkt und sich daran anpasst.

Elektrische Zahnbürsten im Dauerbelastungstest 

Den Dauerbelastungstest bestehen alle Produkte tadellos. Für den Test spannten die Laborexperten die Produkte in eine elektrisch betriebene Maschine ein und simulierten eine Nutzung über drei Jahre mit zwei Mal täglich zwei Minuten putzen.

Zahnbürste rutscht aus Hand: Eine sofort kaputt

Bei nassen Fingern kann einem eine Zahnbürste schnell aus der Hand rutschen und auf den Boden fallen. Ärgerlich, wenn sie dann gleich kaputt geht.

Im Praxislabor prüften die Experten, ob die Elektrogeräte Stürzen aus einem Meter Höhe auf einen Fliesenboden aushalten. Das erfreuliche Ergbenis: 14 Geräten bleiben heil. Nur bei einer sind nach dem Sturz Elektronik und Gehäuse defekt.

Elektrische Zahnbürsten unter dem Elektronenmikroskop: Die Borsten links sind abgerundet, rechts weisen sie schon im Neuzustand Ecken und Kanten auf, die das Zahnfleisch reizen können.
Elektrische Zahnbürsten unter dem Elektronenmikroskop: Die Borsten links sind abgerundet, rechts weisen sie schon im Neuzustand Ecken und Kanten auf, die das Zahnfleisch reizen können. (Foto: ÖKO-TEST / Labor)

Schadstoffe als Problem für die Umwelt

In der Kabelummantelung von zwei elektrischen Zahnbürsten wies das beauftragte Labor das giftige Halbmetall Antimon in einem Gehalt nach, den ÖKO-TEST abwertet.

Brom auf der Platine, das auf bromierte Flammschutzmittel hindeutet, fand das Labor in fast zwei Dritteln der Produkte. Flammschutzmittel dienen dazu, die Entzündung brennbarer Materialien, wie Kunststoff, Textilien oder Holz, hinauszuzögern und die Flammenausbreitung zu verlangsamen. Einige dieser Mittel sind schwer abbaubar und reichern sich zum Teil in Lebewesen an. Die Substanzen sind vor allem für die Umwelt ein Problem.

Welche Zahnpasta ist die beste? 

Für die Mundpflege gehört neben einer guten Zahnbürste auch die geeignete Zahnpasta. Wir haben 48 Zahnpasten für Erwachsenen getestet: 19 Produkte fielen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Kritisiert haben wir unter anderem Inhaltsstoffe wie Titandioxid, das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat und flüssiges Plastik. Ebenfalls unerwünscht: PEG-Verbindungen, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.

Die gute Nachricht: Insgesamt 18 Zahnpasten schnitten mit Bestnote ab. Mehr dazu lesen Sie hier: Zahnpasta-Test: Immer noch Titandioxid in 13 von 48 Zahncremes

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 15 elektrische Zahnbürsten eingekauft. Darunter günstige Modelle ab rund 10 Euro und Zahnbürsten für bis zu rund 200 Euro mit neuesten Technologien wie Putzdruckkontrolle und Smartphoneanbindung, über die sich der Putzvorgang analysieren lässt.

Acht Produkte sind Schall-, sieben Rotationszahnbürsten, eine davon funktioniert zusätzlich mit Mikrovibrationen. Alle Modelle haben runde oder ovale Bürstenköpfe. Die Bürstenfeldprofile sind unterschiedlich: äußere und innere Borstenreihen unterschiedlich hoch (Bi-Level), gekreuzte Büschel, gewellt, schräg ausgerichtet, plan.

Zahnheilkundler Professor Martin Jung von der Uniklinik Gießen untersuchte die Zahnbürstenköpfe für uns unter dem Rasterelektronenmikroskop, ob die Borsten an den Enden akzeptabel abgerundet sind. In einem weiteren Labor untersuchten Experten die Geräte hinsichtlich Handhabung und Robustheit. Mit einem Dauerbelastungstest kontrollierten sie, ob man mit ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg die Zähne zweimal täglich putzen kann. Dazu spannten sie sie in eine elektrisch betriebene Zahnputzmaschine ein und simulierten damit eine Nutzung über drei Jahre. Das Labor verglich dann, ob sich die Bürsten danach noch genauso schnell bewegen wie zu Beginn.

Die Experten wollten auch wissen, ob die Elektrogeräte nach einem Sturz aus einem Meter Höhe auf einen Fliesenboden Schäden davontragen. Uns interessierten auch technische Fragen wie: Welcher Akkutyp ist verbaut? Ist eine Ladekontrollleuchte vorhanden? Wie lange dauert der Ladevorgang? Wie hoch ist dabei der Stromverbrauch? Wie lange kann mit einer Akkuladung geputzt werden?

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung beruht zu je 50 % auf den Teilergebnissen Gebrauchseignung und Technik. Es wird kaufmännisch gerundet. Unter dem Teilergebnis Gebrauchseignung führt zur Abwertung um vier Noten: ein irreparabler Schaden im Falltest (hier: einseitiger Gehäusebruch inklusive Bodenkante nach Stürzen auf die Seite, Elektronik defekt). Zur Abwertung um eine Note führt: mittelmäßig abgerundete Borstenenden (50–70 Prozent der untersuchten Borsten sind akzeptabel abgerundet). Unter dem Teilergebnis Technik führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) kurze Betriebszeit mit einer Akkuladung (weniger als 100 Minuten); b) weder Ladekontrollleuchte noch Ladeabschaltung; c) Nickel-Metallhydrid-Akku.

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: Angabe eines falschen Anbieters. Gemäß Produktsicherheitsgesetz muss der Bevollmächtigte oder Einführer (falls der Hersteller außerhalb der EU sitzt) mit Name und Kontaktanschrift auf dem Produkt abgedruckt werden. Zur Abwertung um zwei Noten führen: die Kombination aus Brom auf der Platine und mehr als 1.000 mg/kg Antimon im Kabel. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Brom auf der Platine; b) PVC/PVDC/ chlorierte Verbindungen im Kabel; c) angegebene Ladedauer niedriger als gemessene Ladedauer.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Praxisprüfung. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Bei Angabe eines falschen Anbieters auf der Verpackung kann das Gesamturteil nicht besser als "ungenügend" sein.

Testmethoden 

Antriebsart, Bürstenfeldform / Bürstenfeldprofil: Sichtprüfung. Borstenabrundungen: Rasterelektronenmikroskopie. Bürstenkopf wird vom Rest des Aufsteckkopfs abgetrennt, Reinigung im Ultraschallbad, Trocknung. Der Bürstenkopf wird auf speziellen Probentellern für die Rasterelektronenmikroskopie befestigt und mit einer leitfähigen Schicht aus Gold bedampft. Untersuchung im Rasterelektronenmikroskop bei Betriebsspannung von 5 kV, Blickwinkel 25° seitlich von oben. Beurteilung von Borstenenden aus fünf Regionen des Zahnbürstenkopfes (zentral und Randbereich). Digitale Aufnahme von zwei Borstenbüscheln pro Region. Beurteilung der Abrundungsqualität anhand der zehn rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen. Modifizierte Klassifikation nach Silverstone & Featherstone.
Falltest: Falltest aus 1 m Höhe auf Fliesenboden an demselben Muster. Je 3 Stürze auf zwei Seiten, Boden und Spitze mit anschließender Untersuchung auf mechanische / elektrische Defekte (ohne Berücksichtigung von Schäden am Bürstenaufsatz).
Akkutyp, angegebene Ladedauer: Deklaration.
Gemessene Ladedauer / Ladekontrollleuchte: Messung der Ladedauer des entleerten Akku bis die Ladekontrollleuchte anzeigt, dass der Akku geladen ist [Stunden, gerundet].
Betriebszeit: Messung mit einer Akkuladung bei höchster Putzintensität ohne Last [min]. Messung der Leistungsaufnahme von Ladestation/Ladevorgang/Standby (mit geladener Zahnbürste).
Dauerprüfung: Simuliert wird die Nutzung über 3 Jahre mit täglich 2 mal Putzen à 2 Min. Prüfzyklus: 2 min Putzen, dann 4 min Pause. Prüfaufbau: Die Zahnbürsten wurden bei höchster Putzintensität über ein künstliches Gebiss in einem Zahnpasta-Wasser-Gemisch bewegt (Andruckkraft 1 N).
Elemente: Röntgenfluoreszenzanalyse, analysiert wurden As, Ba, Br, Cd, Cr, Hg, Pb, Sb.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Kabel/Kabelbinder: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: April 2021

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