Ob angeborene Fehlstellungen wie beispielsweise Senk- oder Spreizfuß, Koordinationsprobleme oder Entwicklungsstörungen - die Krankheitsbilder, bei denen der Kinderarzt eine physiotherapeutische Behandlung verschreiben kann, sind vielfältig. Kein Wunder, dass für etwa fünf Prozent der deutschen Kinder der regelmäßige Termin beim Physiotherapeuten zum Alltag gehört. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die ärztlich verordnete Physiotherapie.
Wenn es sich nicht um besonders schwere oder chronische Fälle handelt, tritt schon nach zehn Therapieeinheiten von jeweils 15 bis 45 Minuten eine Besserung ein. Damit die Behandlung dem Kind nützt, muss sie auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sein und sollte nicht nur aus motorischen Übungen bestehen. Wichtig ist die Einbeziehung und Anleitung der Eltern: Ihnen muss der Therapeut zeigen, wie sie das Kind im Alltag bei der Anwendung des Gelernten unterstützen und den Bewegungsdrang des Kindes fördern. Und natürlich muss der Physiotherapeut einen guten Draht zum Kind haben, damit es sich die Sitzungen gern gefallen lässt. Sie arbeiten deshalb vor allem spielerisch.
In der Physiotherapie gibt es unterschiedliche Behandlungskonzepte. Die wichtigsten sind:
Bobath: Die Methode, die von Berta und Karel Bobath entwickelt wurde, geht davon aus, dass das zentrale Nervensystem uns zu zielgerichteten Bewegungen befähigt. Ist dieses System beeinträchtigt, kann sich das Kind nicht seinem Alter entsprechend halten und bewegen. Gesunde Entwicklungsschritte sind so nicht möglich. Deshalb fördert die Bobath-Therapie die gesunden Bewegungen. Muster, die der Entwicklung nicht guttun, hemmt der Therapeut. Im Gegensatz zu anderen physiotherapeutischen Therapiekonzepten gibt es bei Bobath keine Standardübungen, vielmehr stehen alltagsbezogene und individuelle Aktivitäten im Vordergrund, die zum Tagesablauf des Patienten gehören.
Vojta: Die von dem tschechischen Neurologen Václav Vojta in den 50er-Jahren entwickelte Methode wird bei Haltungs- und Bewegungsstörungen, aber auch bei Störungen des zentralen Nervensystems eingesetzt. Der Grundgedanke ist, dass Bewegungsabläufe wie Greifen, Laufen oder Aufrichten im Gehirn gespeichert sind, es aber durch blockierte Nervenbahnen zu Verzögerungen kommen kann. Ziel der Vojta-Therapie ist es, die Bewegungsmuster wieder in Gang zu setzen. Und zwar durch Reflexe, die der Therapeut durch Druck auf Reizzonen auslöst. Das ist für Säuglinge ungewohnt und anstrengend, sie fangen daher oft an zu schreien - zumal sie während der Behandlung in bestimmten Ausgangslagen festgehalten werden.
Psychomotorik: In der Psychomotorik bilden motorische, psychische und soziale Komponenten eine Einheit. Die Therapieform wird bei Kindern mit Bewegungs- und Wahrnehmungsstörungen eingesetzt. Der bewegungs- und spielorientierte Ansatz zielt sowohl auf Gleichgewicht, Koordination und Ausdauer als auch auf Geschicklichkeit, Ent...