Aktualisiert am 12.12.2019; Einkauf Testprodukte Sep 2018 | Glibber- und Wabbelmassen üben besonders auf Kinder und Jugendliche eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Das bezeugen Tausende von verrückten Anleitungsclips auf Youtube, in denen Schleimfans allerlei Zutaten zu Glibber kneten. Ebenso gibt es Bücher voller Schleimrezepte und Tipps zum Selbermachen auf Webseiten für Kinder von Kika, Geolino, Toggo und Co. Die erste kommerzielle Wabbelmasse kam bereits in den 70er-Jahren auf den Markt: der Slime (engl. Schleim) des amerikanischen Spielzeugherstellers Mattel – eine giftgrüne, zähflüssige Masse.
Doch inzwischen rücken Warnmeldungen die beliebten Schleimmassen in ein schlechtes Licht. In diesem Jahr war Spielschleim bereits bis Mitte August 44-mal Gegenstand im europäischen Schnellwarnsystem Rapex. Schon im Juli 2018 warnte die britische Testorganisation Which? vor etlichen Produkten, weil sie nicht die Sicherheitsvorgaben der Europäischen Union erfüllten; sie enthielten verbotene Gehalte an Bor.
Spielschleim im Test: Schädliches Bor als Problem
Das Bor stammt aus schädlicher Borsäure, und das Problem ist den Behörden schon länger bekannt. Die Vorläuferinstitution des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) warnte bereits 1995 vor dem Einsatz von Borsäure in Spielzeug in Form von Schleimeiern. Auch andere Produkte, etwa die beliebte Hüpfknete, gerieten wegen ihrer Borgehalte in die Kritik. Doch selbst nachdem im Jahr 2009 der Gesetzgeber endlich Grenzwerte für Bor in Spielzeug eingeführt hatte, stößt die amtliche Überwachung immer wieder auf belasteten Schleim.
Warum bekommen die Hersteller das Problem mit dem Glibber nicht in den Griff? Zwar empfahl in den 90er-Jahren der Vorläufer des BfR, eine Alternative zu Borsäure in den Schwabbelmaterialien einzusetzen. Aber bis heute mischen die Hersteller weiterhin Borsäure in den Schleim. Denn erst diese Substanz verleiht dem Material seine schleimige und dehnbare Konsistenz. Daher basieren auch viele Do-it-yourself-Rezepte auf borhaltigen Reinigungsmitteln wie etwa Kontaktlinsenpflegemitteln. Aus dem Angebot an fertigen Wabbelmassen auf dem deutschen Markt haben wir eine Stichprobe von elf Produkten auf lösliches Bor untersuchen lassen.
Slime für Kinder: Viele Produkte fallen durch
Das Ergebnis: Nur vier Produkte erhalten das Gesamturteil "befriedigend". Die restlichen Spielzeuge rasseln mit "mangelhaft" durch den Test. Sieben Wabbelmassen schöpften den gesetzlichen Grenzwert für lösliches Bor in flüssigen und haftenden Spielzeugmaterialien zu mehr als 50 Prozent aus. Auch aus allen restlichen Produkten löste sich Bor. Das werten wir ab.
Das eingesetzte Bor stammt aus der enthaltenen Borsäure. Die Substanz ist als fortpflanzungsgefährdend eingestuft und gehört unserer Ansicht nach überhaupt nicht in Artikel für Kinder – auch wenn "das Risiko akuter und chronischer Effekte durch Aufnahme von Borsäure über Spielschleim als gering eingestuft wird", wie es in einer gesundheitlichen Bewertung des BfR vom 29. Mai 2019 heißt.
Fehlende Hinweise auf Verpackungen von Spielschleim
Außerdem bemängeln wir die wenigen Infos für Verbraucher. Wer Schleimmassen kauft, erfährt nicht, woraus sie hergestellt sind, denn das müssen die Hersteller nicht auf der Verpackung angeben. Lediglich auf zwei der zwölf getesteten Wabbelmassen gibt es Hinweise zu problematischen Inhaltsstoffen. Beispielsweise steht auf einer Verpackung ein Aufdruck: "Achtung! Enthält Borsäure. Kontakt mit offenen Wunden vermeiden."
"Rechtlich vorgeschrieben ist dieser Warnhinweis nicht", erklärt Doris Schmissas vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe. Bevor Bor durch die Spielzeugrichtlinie geregelt war, hatten die amtlichen Kontrollbehörden einen solchen Hinweis empfohlen, denn das fortpflanzungsgefährdende Potenzial von Borsäure war lange bekannt.
Diesen Test haben wir bereits im Ratgeber Kinder und Familie 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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