- 33 Mittel gegen Kleidermotten im Test: Fast die Hälfte der Produkte im Test fallen durch. Die meisten von ihnen können für Mensch und Umwelt schädlich sein.
- Mottenmittel ist nicht gleich Mottenmittel: Einige eignen sich dazu, Kleidermotten abzutöten – einige können nur zur Vorbeugung angewendet werden.
- Wir verraten Tipps, mit denen Sie Kleidermotten wieder loswerden.
Aktualisiert am 13.10.2022 | Es sind nicht die ausgewachsenen Kleidermotten (Tineola bisselliella), die Löcher in die Wolle fressen, sondern ihre Larven. Denn für ihr Wachstum benötigen sie Keratin: ein Protein, das unter anderem in Tierhaaren enthalten ist.
Fündig werden die Larven der Kleidermotten in Textilien, die aus Wolle bestehen. Auch Teppiche, Polstermöbel, Federn, Daunen oder Dämmstoffe bleiben nicht verschont. Außerdem können Motten dort sitzen, wo sich Haare sammeln, etwa auf Schlafplätzen von Haustieren oder in Bettritzen.
Typisch für einen Befall sind die wattig-seidigen Gespinströhren. Darin halten sich die Larven (etwa einen halben Millimeter groß) auf. In geheizten Räumen kann sich die Kleidermotte ganzjährig vermehren. Ein Weibchen legt bis zu 250 Eier auf Wollstoffen ab.
Kleidermotten bekämpfen: Wie gut sind Raid, Nexa Lotte und Co.?
Kleidermotten scheuen das Licht, verstecken sich unter Teppichen oder in Kleiderschränken – und hinterlassen unschöne Spuren. Wenn sie sich erst einmal irgendwo eingenistet haben, wird man sie nur schwer wieder los.
In Drogerien, Super- und Baumärkten gibt jede Menge Mittel, die Hilfe gegen Kleidermotten versprechen: Mottenpapier, Klebefallen, Kleiderstangenhänger, Sprays und das gute alte Lavendelsäckchen. Stellt sich die Frage: Was hilft?
Die kurze Antwort vorab: Alle Mittel können eine Hilfe sein, um Textilien vor Motten zu schützen. Aber sie helfen auf unterschiedliche Weise und gehen mit unterschiedlichen Prinzipien gegen die ungeliebten Schrankgenossen vor. Hier der Überblick:
Manche Mottenmittel enthalten bedenkliche Gifte
Prinzip Nummer eins: Motten vergiften. Vorteil: Insektengifte sind wirksam. Nachteil: Sie können auch Menschen und Hausstiere belasten. Aus ÖKO-TEST-Perspektive sind sie deshalb nicht zu empfehlen.
Diese Bekämpfungsmittel enthalten als Hauptwirkstoff das Gift Transfluthrin – zweimal kombiniert mit Tetramethrin, einmal mit Prallethrin. Alle drei Substanzen zählen zu den Pyrethroiden. Vorbild für diese synthetischen Insektizide ist Pyrethrum, ein aus den Blüten der Chrysantheme gewonnenes natürliches Nervengift. Aus den Bekämpfungsmitteln in Form von Papieren und Gelbeuteln gasen die Gifte langsam aus und lagern sich auf Oberflächen ab.
Zwar töten Transfluthrin und die anderen Pyrethroide Motten und Mottenlarven ab. Das Problem aber: Sie können auch das Nervensystem von Menschen und Haustieren angreifen. Die Symptome, die sie auslösen können, reichen von Kopfschmerzen über Augenreizungen bis zu depressiven Verstimmungen.
Helfen Klebefallen um Kleidermotten zu bekämpfen?
Prinzip Nummer zwei: Befallskontrolle mittels Klebefallen. Vorteil: Die Fallen sind für Mensch, Hund und Katze keine Gefahr. Nachteil: Mit Klebefallen fängt man zwar die männlichen Motten. Die Larven, die möglicherweise schon am Kaschmirpulli nagen, lässt das kalt.
Klebefallen verbreiten für Menschen geruchlose und ungefährliche Sexuallockstoffe. Diese Sexuallockstoffe (Pheromone) werden normalerweise von weiblichen Kleidermotten ausgesendet. Die Klebefallen machen sich also den Paarungstrieb zunutze. Man gibt die Klebefallen in den Kleiderschrank, zieht die Schutzfolie ab und der entströmende Duft lockt die männlichen Insekten auf den Leim, mit dem die Fallen bestrichen sind.
Da die Fallen die männlichen Tiere töten, wird zumindest der Paarungszyklus unterbrochen. Sie halten aber die Weibchen nicht dauerhaft von der Wollwäsche fern. Also: Wer mit seiner Leimfalle einen Befall nachweist, muss anschließend zu weiterreichenden Maßnahmen greifen.
Kleidermotten natürlich bekämpfen: Schlupfwespen, Essig oder Kälte
Wenn Sie keine herkömmlichen Produkte verwenden möchten, gibt es auch Hausmittel oder natürliche Feinde, die Sie gegen Kleidermotten einsetzen können. Das können Sie tun, wenn Sie einen Befall von Kleidermotten feststellen:
- Kleiderschränke oder Truhen gründlich aussaugen, besonders die Fugen und Ritze.
- Möbel mit Essigwasser auswischen und gut trocknen.
- Fugen und Ritzen mit einem Föhn erhitzen, um restliche Motten, Larven oder Eier abzutöten.
- Nicht befallene Wollsachen für ein paar Tage ins Gefrierfach legen.
Kleidermotten können Sie außerdem mit ihren natürlichen Feinden bekämpfen: Schlupfwespen. Im Fachhandel und im Internet sind Präparate mit lebenden Tieren erhältlich. Diese legt man in den betroffenen Schrank oder Raum. Die Wespen legen ihre Eier in die Motteneier ab, woraufhin diese absterben.
Die Schlupfwespen sind so winzig, dass man ihre Anwesenheit kaum wahrnimmt. Sie sind ungefährlich für Mensch und Haustier. Haben sie alle Motteneier zerstört, sterben sie ab oder verschwinden.
Kleidermotten vorbeugen: Ätherische Öle können helfen
Vorsorge ist die beste Sorge: Wer verhindern möchte, dass die Kleidermotten überhaupt auftauchen, sollte zu Abwehrmitteln greifen.
Von den Sprays und Duftdepots in der Gruppe der vorbeugenden Mittel enthalten acht Produkte in unserem Test als Wirkstoff Lavandinöl, das aus Lavendel gewonnen wird, eines Margosa – ein Extrakt aus Pflanzenteilen des Niembaums. Wissenschaftliche Studien liefern Hinweise darauf, dass der Duft von bestimmten ätherischen Ölen Motten fernhalten kann. Doch was die von den Anbietern vorgelegten Praxistestberichte angeht, waren wir auch hier nicht zufrieden.
In unseren Anforderungen an Studien zur Wirksamkeit haben wir uns an den Leitlinien zur Biozidprodukte-Verordnung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) orientiert.
Ein Abwehrprodukt-Produkt erhält von uns ein "ungenügend", da es nicht in der Datenbank der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit (BAuA) registriert ist, obwohl das gesetzlich für Biozidprodukte so vorgeschrieben ist.
Zedernholz und Lavendel: Diese Düfte wehren Kleidermotten ab
Einige Hausmittel wie Lavendel oder Zedernholz können mit ihrem Duft Motten fernhalten. Einen hundertprozentigen Schutz bieten diese Naturprodukte nicht. Aber sie helfen, den Motten das Leben schwer zu machen, und das ganz ohne Gift.
Für diese Düfte gibt es laut Umweltbundesamt (UBA) Hinweise, dass sie Kleidermotten vergrämen:
- Lavendel
- Zirben
- Zederholz
- Neem
- Geraniol
Andere Mittel hingegen gelten inzwischen als wirkungslos. Darunter laut Umweltbundesamt:
- Angelikawurzel
- Eukalyptusblätter
- Cayenne-Pfeffer
- Schwarzer Pfeffer
Unser Tipp: Wer sich Holzscheiben, Duftsäckchen oder -depots mit ätherischen Ölen in den Kleiderschrank legt, sollte sie regelmäßig wechseln. Denn der für die Motten unangenehme Geruch verflüchtigt mit der Zeit. Achtung: ätherische Öle können bei empfindlichen Menschen für Unwohlsein und Kopfschmerzen sorgen. Am besten zunächst vorsichtig ausprobieren, welchen Duft man verträgt.
Tipps zum Schutz vor Kleidermotten
Was kann man noch tun, um Kleidermotten vorzubeugen?
- Wollkleidung und -decken, die Sie längere Zeit nicht nutzen, gut verschließen und verpackt einlagern. Mittel mit einem abwehrenden Duft dazulegen - das schützt umso mehr.
- Wäsche nur gut gewaschen einlagern, denn Kleidermotten lieben Schweißrückstände und Hautschuppen. Weil sie auch Wärme lieben, ist ein kühler Raum ein guter Ort zum Lagern.
- Felle, Decken und (Wand-)Teppiche regelmäßig ausklopfen, lüften und der Sonne aussetzen.
- Fliegennetze an Fenstern und Balkontüren verhindern das Hereinkommen von Motten (und anderen Insekten).
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 6/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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