- Im Test: 32 naturtrübe Apfelsäfte, 16 davon waren Bio-Produkte. Alle waren Direktsäfte.
- Mit "sehr gut" schneidet die Hälfte der Säfte im Test ab.
- In der Kritik stehen Pestizidrückstände, das Schimmelpilzgift Patulin und wenig ökologische Verpackungen.
- Bemerkenswert: In nur einem einzigen Apfelsaft mit Bio-Label hat das von uns beauftragte Labor einen geringen Pestizidgehalt nachgewiesen.
Apfelsaftliebhaber haben die Wahl zwischen 15 "sehr guten" Produkten in unserem Test. Alle anderen kassieren Minuspunkte. Ihnen verderben wahlweise Pestizidrückstände, wie beispielsweise das besonders bedenkliche Pestizid Acetamiprid, das Schimmelpilzgift Patulin, ihre wenig umweltfreundliche Verpackung oder Deklarationsmängel die Note. Doch gehen wir ins Detail.
Labor findet im Apfelsaft-Test Pestizidrückstände
In vielen konventionellen Apfelsäften hat das Labor Rückstände von zwei bis sechs Pestiziden nachgewiesen, in drei Säften sogar aus unserer Sicht abwertungsrelevante Mengen des bedenklichen Insektizids Acetamiprid.
Acetamiprid gehört zur Gruppe der Neonicotinoide, die das Nervensystem von Bienen schädigen und ihren Orientierungssinn stören können. Selbst wenn einige betroffene Produkte mit Pestizidspuren noch "gut" abschneiden, da es darüber hinaus keine Abwertungen gibt, trübt der Befund die Bilanz dieses Tests.
Einige Apfelsäfte enthalten Schimmelpilzgift Patulin
Pestizidrückstände sind keine Überraschung in diesem Test – anders als das Schimmelpilzgift Patulin. Nachdem in unserem letzten Apfelsaft-Test Schimmelpilzgifte gar kein Thema waren, sind diesmal sieben Produkte betroffen. Bei sechs davon handelt es sich allerdings um so geringe Mengen, dass aus unserer Sicht keine schädlichen Auswirkungen zu erwarten sind.
Lediglich ein Bio-Produkt wird von uns abgewertet: Die gemessenen Patulingehalte schöpfen den bestehenden EU-Grenzwert für Äpfel zu mehr als der Hälfte aus.
Patulin kommt sehr häufig in Äpfeln und Apfelerzeugnissen vor. Früchte, die durch Tiere oder während der Verarbeitung beschädigt werden, sind ein guter Nährboden für die Patulin-bildenden Pilze. Eine ungeeignete Lagerung kann zudem zu einer vermehrten Toxinbildung führen.
Das Problem: Patulin ist als erbgutverändernd eingestuft. Es gilt als Nervengift und kann zu Verdauungsstörungen wie Erbrechen und Magenschleimhautentzündungen mit Blutungen führen. Zudem soll es leberschädigend sein.
Während Patulin überraschend wieder Thema ist, haben wir auch gute Nachrichten: Überschritten im letzten Test noch drei Apfelsäfte die Rückstandshöchstmengen für das im Obstanbau verbotene Spritzgift Mepiquat, wurde es diesmal nur in wenigen Produkten in geringen Spuren nachgewiesen. Diese sind unserer Einschätzung nach gesundheitlich unbedenklich.
Ökologisch schwierige Einweg-Verpackungen
Auch wenig umweltfreundliche Verpackungen sorgen teils für Punktabzüge. So sehen wir es unter Umweltaspekten kritisch, dass ein Produzent seinen Apfelsaft in einer Einweg-Glasflasche anbietet. Einwegflaschen aus Glas sind dem Umweltbundesamt zufolge ökologisch nicht sinnvoll. Hersteller sollten stattdessen Glas-Mehrwegflaschen nutzen, die bis zu 50 Mal wiederbefüllt werden können.
Darüber hinaus bemängeln wir, dass ein Saft in einer Einweg-PET-Flasche verkauft wird, die noch dazu einen Rezyklatanteil von weniger als 50 Prozent aufweist. Die Getränkeverpackungsbranche hatte sich dazu bekannt, den Rezyklatanteil in PET-Einwegflaschen bis 2022 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen. Das gilt auch aus unserer Sicht als Mindeststandard.
Apfelsäfte in Getränkekartons am besten verpackt
Im Vergleich der Einwegverpackungen sind Getränkekartons, in denen die meisten Apfelsäfte verpackt sind, im Vorteil. Eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu) kam 2020 zu dem Schluss: "Getränkekartons zeigen sich nach Maßgabe der bilanzierten Wirkungskategorien und angewendeten Auswertestrategien mindestens gleichwertig mit Glas-Mehrweggebinden, PET-Einwegflaschen jedoch nicht." Daher werten wir Getränkekartons nicht ab.
Was ist ansonsten aufgefallen? In den Deckeldichtungen aller in Glasflaschen angebotenen Säfte wies das Labor PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen nach, die bei der Entsorgung die Umwelt belasten. Einige Hersteller führen an, dass nur mit diesen Deckeln der Schutz vor dem Bersten der Flasche gewährleistet sei, da durch sie der durch Gärungsprozesse aufgebaute Druck entweichen könne. Sich darauf auszuruhen halten wir jedoch für zu kurz gegriffen und fordern die Hersteller auf, aktiv nach Alternativen zu suchen.
Werbung mit Selbstverständlichkeiten
Luft nach oben gibt es auch bei den Auslobungen der Produkte. Einige Hersteller werben aus unserer Sicht auf ihren Produkten mit Selbstverständlichkeiten. So beanstanden wir es, wenn auf den Verpackungen beispielsweise steht, dass der Apfelsaft ohne Zuckerzusatz, Konservierungsmittel oder Farbstoffe auskomme. Hierbei handelt es sich um gesetzliche Vorgaben, zu denen die Hersteller verpflichtet sind.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft einen Bio-Apfelsaft: Dieser müsste, um den Leitsätzen für Fruchtsaft und Fruchtnektar zu entsprechen, eigentlich die Deklaration "mild" tragen. Denn der gemessene Gesamtsäuregehalt im Saft betrug weniger als vier Gramm pro Liter. Die Deklaration fehlt jedoch auf dem Getränkekarton.
Übrigens: Zu viel Fruchtzucker ist ebenso ungesund wie Industriezucker. Verdünnen Sie Fruchtsäfte daher immer mindestens im Verhältnis 1 zu 3 mit Wasser.
Schlechte Ernte macht Apfelsäfte vermutlich teurer
Laut einer Schätzung des Statistischen Bundesamts kämpfen deutsche Obstbaubetriebe 2024 mit einer weit unterdurchschnittlichen Apfelernte – 22 Prozent weniger Äpfel als im Vorjahr und 26,3 Prozent weniger als im Mittel der vergangenen zehn Jahre. Auch beim Streuobst sieht die Prognose des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) allenfalls durchschnittlich aus.
Dabei sind die regionalen Unterschiede groß. In Thüringen und Sachsen sollen die Ausfälle bis zu 60 Prozent betragen, auch in Nordrhein-Westfalen wird eine um die Hälfte schlechtere Apfelernte als im Vorjahr erwartet. Andere Regionen stehen besser da – aus den großen Anbaugebieten am Bodensee und im niedersächsischen Alten Land werden dieses Jahr voraussichtlich rund drei Viertel der deutschen Äpfel kommen. Ob die Menge ausreicht, um den Bedarf zu decken, ist fraglich.
Nun stammen die Äpfel für einige der 32 Apfelsäfte in unserem Test ohnehin aus weiten Teilen Europas – in manchen Fällen aus bis zu zehn verschiedenen Ländern. Doch auch Importe können die Verluste diesmal nur schwer ausgleichen. In ganz Europa ist die Ernte schlechter als in den Vorjahren.
Wird Apfelsaft zum Luxusgut? Die Preise für Äpfel, und damit auch für Apfelsaft, werden spürbar steigen, prognostizierte Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des VdF, unlängst.
Äpfel für naturtrübe Säfte nicht nur aus Deutschland
Die Anbaufläche von Äpfeln lag in Deutschland 2023 bei rund 33.000 Hektar – der größte Teil der Gesamtobstanbaufläche. Etwa drei Viertel der in Deutschland geernteten Äpfel werden als Tafelobst verkauft – nur 26 Prozent zur Weiterverarbeitung, zum Beispiel in Fruchtsäften.
Entsprechend kaufen Safthersteller Äpfel aus anderen europäischen Ländern zu – besonders häufig aus Polen, Ungarn oder Italien. Für die Apfelsaftproduktion beliebt sind Sorten wie Elstar, Gala, Topaz und Golden Delicious. Teilweise wird jedoch eine Vielzahl an Sorten zusammengemischt, deren Anteile sich letztlich kaum noch genau beziffern lassen.
Die meisten zu Saft verarbeiteten Äpfel stammen von Plantagen. Die Hersteller von 20 Säften im Test gaben an, dass ihre Säfte zu mehr oder weniger großen Teilen aus Äpfeln von Streuobstwiesen hergestellt sind – doch nur vier davon enthielten ausschließlich Streuobst.
Streuobstwiesen haben ökologische Vorteile. Sie leisten einen Beitrag zur Artenvielfalt und versorgen die Böden mit wichtigen Nährstoffen. Häufig wachsen dort alte Apfelsorten mit hohem Polyphenolgehalt, die für allergiegeplagte Menschen verträglicher sein können.
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