- Empfehlenswert: Vier Kosmetiktücher im Test erhalten die Note "sehr gut".
- Kosmetiktücher aus Recyclingpapier sind die bessere Wahl. Denn für frischen Zellstoff müssen viele Bäume gefällt werden.
- Ärgerlich: In vier Kosmetiktüchern stecken halogenorganische Verbindungen. Viele Substanzen aus dieser Stoffgruppe reichern sich in der Umwelt an.
Aktualisiert am 13.10.2022 | Eine Schachtel Tücher ist für vieles gut. Kosmetiktücher eignen sich zum Abschminken, Tränentrocknen, Naseputzen und zum Schnuteabwischen. Doch welche dürfen es sein? Sind Recyclingtücher genauso gut wie Produkte aus frischen Fasern? Wie schnell zerreißen die dünnen Tücher? Wie saugfähig sind sie? Und: Sind sie mit Schadstoffen belastet?
Das wollten wir wissen und haben 19 Produkte in die Labore geschickt, um sie auf ihre Inhaltsstoffe und Praxistauglichkeit prüfen zu lassen. Das Ergebnis: Vier Kosmetiktücherboxen schneiden "sehr gut" ab. Die anderen Hersteller kritisieren wir vor allem für die Verwendung von frischem Zellstoff, für den viele Bäume fällig sind. Recyclingpapier ist eindeutig die bessere Wahl.
Umweltsünde: Kosmetiktücher aus Primärfasern
Die meisten Kosmetiktücher im Test bestehen aus frischem Zellstoff, den sogenannten Primärfasern. Das ist aus Umweltsicht sehr bedauerlich. Denn für Produkte aus frischem Zellstoff müssen viele Bäume gefällt werden. Und das Holz für die Primärfasern stammt größtenteils von sehr weit her.
Häufig aus Südamerika, in den seltensten Fällen aus Deutschland und Mitteleuropa. Bedeutet: Die Transportwege sind lang. Mit Kosmetiktüchern aus Recyclingfasern könnten ein Teil der Bäume geschont und die Transportwege verkürzt werden.
Hier stammen die Fasern aus der Wertstoffsammlung, vorwiegend aus Deutschland und den benachbarten Benelux-Ländern. Selbst wenn das Holz darin ursprünglich auch einmal von weit herkam: Im Recyclingpapier durchläuft es einen zweiten oder weiteren Zyklus.
Recyclingpapier spart Energie, Wasser und Holz
Auch im Hinblick auf Ressourcenverbrauch, Abwasserbelastung, Wasser- und Energieverbrauch schneidet Recyclingpapier wesentlich besser ab als Produkte aus Primärfasern. Das Umweltbundesamt nennt dazu folgende Vergleichszahlen:
- Energieeinsparung etwa 50 Prozent
- Wassereinsparung rund 67 Prozent
- Holzeinsparung von bis zu 2,4 Kilogramm pro Kilogramm Papier
Kosmetiktücher landen nach Gebrauch als Schminkhilfe, Taschentuch oder Serviette im Restmüll. Damit verschwindet ihr Papier aus dem Recyclingkreislauf. Schon alleine deshalb ist in die Verwendung von Primärfasern in solchen Wegwerfprodukten eine Umweltsünde.
Wir bewerten hier streng: Ist die Herkunft eines Produkts nicht zu 100 Prozent aus Altpapier, ziehen wir unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe zwei Noten ab. Nur insgesamt sechs von 19 Kosmetiktüchern im Test bestehen aus Recyclingfasern.
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Praxistest: Wie gut sind Kosmetiktücher aus Recyclingpapier?
Kommen wir zur Praxistauglichkeit der Kosmetiktücher im Test. Recyclingpapier steht im Ruf, schneller als neues Papier zu zerreißen. Unser Praxistest zeigt: Es ist genauso stabil wie Frischfasertücher. Auch die vier zweilagigen Kosmetiktücher im Test schlugen sich so gut wie die dreilagigen. Und: Je weniger Lagen das Papier hat, desto mehr Ressourcen schont es.
Im Labor mussten die Tester übrigens keine Tücher mit den Händen zerreißen. Die Prüfungen liefen maschinell nach standardisierten Verfahren, wozu die Labormitarbeiter die Proben in spezielle Vorrichtungen einspannten. Bei der Prüfung der Festigkeit durchstößt eine Kugel von 16 Millimeter Durchmesser die Tücher.
Um die Saugfähigkeit zu ermitteln, senkten sie die Tücher im Drahtkorb in einen Wasserbehälter und maßen mit einer Stoppuhr die Zeit bis zum vollständigen Durchfeuchten und wogen ab, wie viel Flüssigkeit sie fassen können. Unter diesem Prüfpunkt erzielten alle Kosmetiktücher im Test "gute" bis "sehr gute" Ergebnisse.
Kosmetiktücher im Test: Enthalten sie Schadstoffe?
Und was ist beim Blick auf die Inhaltsstoffe aufgefallen? In vier der Kosmetiktücher im Test stecken halogenorganische Verbindungen (AOX) in Mengen, die wir bemängeln. Halogenorganische Verbindungen reichern sich vor allem in der Umwelt an. In die Kosmetiktücher können sie als Rückstände aus der Chlorbleiche gelangt sein.
In unserem jüngsten Toilettenpapier-Test im August 2020 waren besonders häufig Recyclingprodukte davon betroffen, in denen die Verbindungen aus dem Altpapier stammen können. Das ist diesmal nicht der Fall.
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Kosmetiktücher nachhaltig nutzen
Eines es klar, Kosmetiktücher sind praktisch. Wer auf die Hygienepapiertücher nicht verzichten, gleichzeitig aber nachhaltiger leben möchte, der kann sich an den folgenden Tipps orientieren:
- Tücher aus Recyclingpapier sind die bessere Wahl. Sie schonen die Ressourcen.
- Die Label Blauer Engel und FSC Recycled stehen für Produkte, die ausschließlich Recyclingmaterial enthalten. Die Zertifikate FSC 100% und FSC Mix hingegen sagen nur etwas über die Herkunft des Holzes aus.
- Statt Einweg Mehrweg: Als papierfreie Alternativen eignen sich zum Abschminken waschbare Tücher aus Stoff.
Diesen Test haben wir zuletzt im Spezial Mein Baby 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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