- 20 Abschminktücher haben wir getestet, darunter viermal zertifizierte Naturkosmetik.
- Ein Großteil der getesteten Produkte ist empfehlenswert.
- Einige Abschminktüchern bestehen, laut den Herstellern, aus "biologisch abbaubarem" oder "kompostierbarem" Material. Durch die enthaltenen Reinigungsmittel dürfen die Tücher aber auf keinen Fall in den Biomüll oder Kompost.
Auf Reisen und unterwegs sind feuchte Abschminktücher im wiederverschließbaren Spenderpack unschlagbar praktisch. Wer sie allerdings täglich benutzt, häuft mit der Zeit einen beachtlichen Müllberg an. Um das ökologische Gewissen zu beruhigen, greifen wir wenigstens zur Verpackung, die mit "biologisch abbaubarem" oder gar "kompostierbarem" Material wirbt. Damit sind wir auf der sicheren Seite, oder? Ganz so einfach ist es nicht.
Abschminktücher im Test: Nivea, Bebe & Co.
Wir haben 20 Abschminktücher aus Drogerien, Discountern und (Bio-) Supermärkten getestet. Das Ergebnis ist überwiegend positiv. Es gibt aber auch Produkte, die nicht überzeugen.
Größtes Problem: Die Abschminktücher im Test produzieren viel Müll. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der auch die Abfallwirtschaft abdeckt, erklärt dazu:
"Feuchttücher, die unter anderem mit Reinigungslotionen getränkt sind, dürfen auf keinen Fall auf den heimischen Komposthaufen und auch nicht in die Biotonne. Gewöhnlich sind bei solchen Tüchern weder das Material, noch die verwendeten Chemikalien, mit denen sie getränkt, teilweise konserviert und deren Eigenschaften nicht umfassend bekannt sind, vollständig biologisch abbaubar." In den Biomüll dürfen die Produkte also nicht, in die Toilette schon gar nicht.
Wie nachhaltig sind die Abschminktücher im Test?
Auch die Naturkosmetik-Zertifizierer Natrue und COSMOS machen Vorgaben zum natürlichen Ursprung der Trägermaterialien. Ansätze zur Plastikvermeidung begrüßen wir. Loben die Hersteller aus, dass ihre Tücher aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, führt dies nicht zur Abwertung.
Minuspunkte verteilen wir aber, wenn das Endprodukt, das mit Reinigungslotion getränkt ist, eine Auslobung "kompostierbar" oder "biologisch abbaubar" trägt. Noch dazu kann kein Hersteller vorhersehen, was mit den Tüchern abgewaschen wird. Gerade wasserfestes Make-up enthält häufig Silikone und synthetische Polymere, die die Umwelt belasten.
Richtig frech wird es, wenn ein Hersteller die Entsorgung auf dem Heimkompost empfiehlt, die Biotonne aber ausschließt.
Das macht Abschminktücher zum Umweltproblem
Schlussendlich landet alles im Restmüll und damit in der Müllverbrennung. Wirklich umweltfreundlich können feuchte Reinigungstücher also nicht sein. Egal was draufsteht. Beim VKU vermutet man:
"Hersteller wollen mutmaßlich auf der aktuellen Welle der Nachhaltigkeit mitschwimmen, um die immer nachhaltiger orientierte Kundschaft weiter anzusprechen – aus unserer Sicht wird hier nicht einmal der Versuch von mehr Umweltfreundlichkeit bei der Produktion und verwendeten Inhaltsstoffen unternommen, sondern lediglich qua Aufdruck behauptet, die Materialien seien so umweltfreundlich, dass sie sogar auf dem heimischen Kompost abgebaut werden."
Wir werten die Auslobungen "biologisch abbaubar" und "kompostierbar" als Weiteren Mangel ab. Unsere Empfehlung kann nur lauten, feuchte Reinigungstücher sparsam und bloß in Ausnahmenfällen zu verwenden. Für diese wollen wir Ihnen mit unserem Test eine Orientierung geben.
Problemstoffe in getesteten Abschminktücher
Kommen wir vom Entsorgungsproblem zu unerwünschten Inhaltsstoffen. Vereinzelt kritisieren wir folgende Stoffe:
- Chlorphenesin und Iodopropynyl Butylcarbamat: Die beiden halogenorganischen Konservierungsmittel können allergische Reaktionen hervorrufen.
- PEG-Verbindungen: Sie können die Haut durchlässiger für Fremstoffe machen.
- Silikone: Sie integrieren sich nicht so gut ins Hautgleichgewicht wie natürliche Fette und Öle. Außerdem sind sie in der Umwelt nur schwer abbaubar.
- Kunststoffverbindungen: Sie sind ebenfalls umweltschädlich.
Außerdem ärgerlich: Die Packung keines einzigen Produkts im Test besteht auch nur zu einem minimalen Teil aus Altplastik. Das geht besser. Immerhin: Manche Hersteller kündigten an, dies in mehr oder weniger naher Zukunft ändern zu wollen.
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