Sonnencreme: Diese vier UV-Filter sollten Sie meiden

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Kosmetik und Mode | 25.06.2022

Diese UV-Filter in Sonnencreme sollten Sie meiden
Foto: Shutterstock/Kaspars Grinvalds

Bald geht es in den Sommerurlaub – da sollte ein guter Sonnenschutz nicht fehlen. Sonnencreme & Co. schützen uns vor UV-Strahlung. Aber: Einige chemische UV-Filter wie Octocrylen stehen schon seit Jahren in Verdacht, wie Hormone zu wirken, und werden deshalb von uns abgewertet. Auf welche UV-Filter Sie besonders achten sollten – und warum.

Sommer und Sonne sind quasi synonym: Ob im Urlaub am Strand oder im eigenen Garten – die wärmenden Strahlen sind nicht nur angenehm, sondern heben auch die Laune. Leider können Sonnenstrahlen aber auch gefährlich werden. Deshalb gilt bekanntlich: eincremen, und zwar lieber zu viel als zu wenig. Die Mehrheit der Sonnenschutzmittel, die Sie im Handel finden, schützen mit sogenannten chemischen bzw. synthetischen UV-Filtern vor UVB- und UVA-Strahlen.

Sonnenschutz-Produkte, die diese chemisch-synthetischen Filter enthalten, dringen in die Haut ein, wo die Wirkstoffe die Sonnenstrahlung aufnehmen und in Wärme umwandeln. So soll verhindert werden, dass es zu Hautschäden kommt.

Einige chemische UV-Filter in der Kritik

Das Problem: Einige (aber keineswegs alle) dieser chemischen UV-Filter werden immer wieder kritisiert, weil sie in Verdacht stehen, im Körper wie Hormone zu wirken. Andere gelten als umweltschädlich. Hormonaktive Stoffe könnten auch für die Tierwelt zum Problem werden, wenn sie etwa in Gewässer geraten.

Sonnenschutz geht vor: Sie sollten sich auf jeden Fall eincremen – denn am bedenklichsten sind die Hautschäden, die durch die Sonne entstehen können.
Sonnenschutz geht vor: Sie sollten sich auf jeden Fall eincremen – denn am bedenklichsten sind die Hautschäden, die durch die Sonne entstehen können. (Foto: Shutterstock/Lea Rae)

2015 hat die EU deshalb bereits den UV-Filter 3-Benzylidencampher (3-BC) als Kosmetikwirkstoff verboten, der unter anderem in Sonnenschutzmitteln eingesetzt wurde.

Weiterhin zugelassen sind hingegen die chemischen UV-Filter Octocrylen (mit dem der Problemstoff Benzophenon in kosmetische Produkte geraten kann), Homosalat, Ethylhexylmethoxycinnamat und Benzophenon-3. Alle finden sich immer noch in Sonnenschutz-Produkten – was ÖKO-TEST kritisiert, weil die genannten Stoffe unter anderem im Verdacht stehen, hormonell zu wirken. Zu möglichen Wechselwirkungen, die dadurch im Körper entstehen können, gibt es noch Forschungsbedarf.

Wichtig: Jede Sonnencreme ist besser als ein Sonnenbrand, der das Risiko birgt, an Hautkrebs zu erkranken.

1. Octocrylen

Dem UV-Filter Octocrylen (andere Schreibweisen: Octocrilen, Octocrylene) begegnet ÖKO-TEST in Sonnenschutzprodukten am häufigsten – er wird seit Jahren von uns abgewertet. Der Stoff steht in Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.

Und nicht nur das: Benzophenon, das als Zerfallsprodukt von Octocrylen auftritt, gilt als wahrscheinlich krebserregend. Der Gehalt an Benzophenon kann in Sonnencremes mit der Zeit ansteigen. Wir haben 2021 gezeigt, dass in allen Produkte in unserem Sonnencreme-Test, die den UV-Filter Octocrylen verwendeten, auch Benzophenon nachweisbar war.

Das wissenschaftliche Beratergremium der EU (SCCS) beurteilte das Benzophenon in Produkten mit Octocrylen zuletzt im März 2021 als "gefährliche Verunreinigung", die nicht über den "Spurenbereich" hinausgehen sollte (Quelle). Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht vorläufig davon aus, dass keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Aber, so hat uns das Institut auch geschrieben: "Da dem BfR bislang keine repräsentativen Daten für eine Beurteilung der Situation in Deutschland vorliegen, ist eine grundsätzliche Empfehlung nicht möglich."

Octocrylen gilt auch als Gefahr für die Umwelt: Studien zufolge soll der Filter Wasserflöhen, Wimperntierchen und Zebrafischen zusetzen, indem er sich unter anderem auf deren Hormonhaushalt auswirkt.

Die gute Nachricht: Octocrylen wird bereits von vielen Herstellern explizit vermieden; teilweise werden Produkte schon mit dem Hinweis "Ohne Octocrylen(e)" verkauft.

2. Homosalat

Daten aus Tierversuchen weisen darauf hin, dass Homosalat (auch: Homosalate, Homomenthyl Salicylate) Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen könnte. Und: Auch Homosalat steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken. In unseren Tests werten wir deshalb Produkte ab, in denen sich Homosalat auf der Liste der Inhaltsstoffe findet.

Das EU-Bewertungsgremium SCCS empfahl zuletzt 2021, die zugelassene Höchstmenge des chemischen UV-Filters auf 0,5 Prozent herabzusetzen (Quelle) – erlaubt ist in der EU zurzeit noch die zwanzigfache Menge, nämlich 10 Prozent (Quelle). 

Sonnenschutz ist wichtig – einige chemische UV-Filter werden aber immer wieder kritisiert.
Sonnenschutz ist wichtig – einige chemische UV-Filter werden aber immer wieder kritisiert. (Foto: Shutterstock/Josu Ozkaritz)

3. Ethylhexylmethoxycinnamat

Der chemische UV-Filter mit dem schwierigen Namen steht ebenfalls unter Hormonverdacht. Dazu liegen entsprechende Hinweise aus Tierversuchen vor.

Experten gehen außerdem davon aus, dass Ethylhexylmethoxycinnamat (auch unter den Namen: Ethylhexyl Methoxycinnamate, Octinoxat, Octylmethoxycinnamat, OMC) für das Korallensterben mitverantwortlich ist, wenn es ins Meer gerät. In Hawaii ist der Verkauf von Sonnencremes mit Ethylhexylmethoxycinnamat und Benzophenon-3 deshalb seit 2021 verboten; im Pazifikstaat Palau sind Produkte mit Benzophenon-3 und Octocrylen seit 2020 untersagt. Ähnliche Regelungen existieren in der Inselstadt Key West, auf den Jungferninseln, in thailändischen Meeres-Nationalparks, auf der Karibikinsel Bonaire und in einigen Urlaubsgebieten Mexikos.

Das wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass jedes Jahr bis zu 14.000 Tonnen Sonnencreme in der Nähe von Korallenriffen im Meer landen sollen, wie eine Studie aus dem Jahr 2016 schätzt.

4. Benzophenon-3

Benzophenon-3 (auch: Benzophenone-3, Oxybenzon) ist ein Derivat des bereits genannten Benzophenons. Aus Tierstudien existieren Hinweise, dass Benzophenon-3 ebenfalls hormonell wirkt.

Außerdem soll es ebenfalls zur Korallenbleiche beitragen: Benzophenon-3 könnte das Erbgut der empfindlichen Nesseltiere schädigen und dazu führen, dass sich deren Larven in ihrem Skelett einkapseln und sterben. Das legt die bereits genannte Studie aus dem Jahr 2016 nahe.

Wie genau Korallen durch Oxybenzon geschädigt werden, hat nun eine neue Studie herausgearbeitet, die im Mai 2022 erschienen ist. Korallen und Seeanemonen wurden dazu in Aquarien hohe Konzentrationen von Benzophenon-3 zugeführt. Die Tiere, die anschließend mit simuliertem Sonnenlicht bestrahlt wurden, starben: Das Licht war für die Anemonen und Korallen sozusagen 'giftig' geworden, nachdem sie den UV-Filter verstoffwechselt hatten.

Ob die Tier- und Pflanzenwelt auch hierzulande bedroht ist? Ein flächendeckendes Monitoring dazu, ob Gewässer in Deutschland durch UV-Filter belastet sind, gibt es leider nicht – ebenso wenig wie definierte Obergrenzen.

Bedenkliche UV-Filter erkennen und meiden

Sie erkennen die genannten chemischen UV-Filter an der Liste der Inhaltsstoffe (INCI-Liste), die auf der Rückseite jedes Produkts aufgedruckt ist. Die Stoffe tauchen dort in aller Regel unter ihren standardisierten englischsprachigen Bezeichnungen auf.

Wenn Sie die genannten Filter vermeiden möchten, halten Sie unter den Inhaltsstoffen Ausschau nach den folgenden vier Begriffen:

  • Benzophenone-3
  • Ethylhexyl Methoxycinnamate
  • Homosalate
  • Octocrylene

Tipp: Es gibt auch Smartphone-Apps, die es erlauben, den Barcode von Produkten zu scannen, um eine Bewertung der Inhaltsstoffe angezeigt zu bekommen. Die App "CodeCheck" beispielsweise markiert alle in diesem Artikel genannten UV-Filter als "problematisch", wenn sie einem Produkt zugeordnet werden.

Sonnencremes bei ÖKO-TEST

ÖKO-TEST untersucht regelmäßig Sonnencremes – natürlich achten wir dabei auch auf problematische UV-Filter. Alle Informationen zu unseren Sonnencreme-Tests aus den Jahren 2022 und 2021 finden Sie hier – klicken Sie dazu auf die folgenden Kästen:

Mineralische Filter als Alternative?

Gut zu wissen: Neben chemisch-synthetischen UV-Filtern gibt es auch sogenannte mineralische UV-Filter wie Titandioxid und Zinkoxid. Sie sind vor allem in Naturkosmetik zu finden und schützen die Haut, indem sie UV-Strahlung zugleich in Wärme umwandeln, reflektieren und streuen.

Der Stoff Titandioxid ist nicht unumstritten. Titandioxid gilt als vermutlich krebserregend – wenn er in den Körper aufgenommen, also z.B. verschluckt wird. Als Zusatzstoff in Lebensmitteln ist Titandioxid mittlerweile verboten. Für ÖKO-TEST sind Sonnencremes mit den mineralischen Filtern Titandioxid dennoch den chemischen Filtern vorzuziehen.

Bei Titandioxid und auch Zinkoxid gilt: In Sonnenschutzsprays sind beide UV-Filter nicht zu empfehlen. Denn in einem Spray können die Stoffe in Nanogröße vorkommen. Sie können einatmet werden und so in den Körper gelangen. Gut zu wissen: Der Einsatz von Nanomaterial muss auf dem Sonnenschutzmittel angegeben sein. 

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