Lange Zeit bestimmten kleinere Hersteller das Angebot, inzwischen wollen aber auch viele bekannte Marken in der grünen Branche mitspielen. In Sachen Inhaltsstoffe können viele dieser Kosmetiklabels allerdings nicht mit zertifizierter Naturkosmetik mithalten. Wir haben 15 Marken unter die Lupe genommen – fünf Einschätzungen gibt's gratis, die anderen zehn finden Sie im E-Paper dieses Beitrags.
1. HelloBody: Wie grün ist die Kosmetikmarke?
"Natural is glamorous", "die besten natürlichen Inhaltsstoffe" als Markenzeichen und die Überzeugung, dass "der Schlüssel zu wahrer Schönheit in der Natur liegt" – das junge deutsche Kosmetiklabel HelloBody spart nicht an wolkigen Worten, sondern inszeniert sich glamourös und natürlich. So hat sich die Marke zum Liebling einiger prominenter Influencerinnen entwickelt. HelloBody will für die neue Generation von Frauen stehen, denen werteorientierter Konsum wichtig ist.
Obwohl der überwiegende Teil der Inhaltsstoffe auf den ersten Blick unbedenklich ist, trübt doch der eine oder andere das schöne Bild: synthetische Polymere wie Silikone oder Acrylate, die sich in der Umwelt anreichern (Stichwort: Mikroplastik), und der Konservierungsstoff Phenoxyethanol, der in zertifizierter Naturkosmetik nicht erlaubt ist. Außerdem PEG-basierte Emulgatoren oder Tenside.
Da fehlt noch einiges, um das selbsternannte Ziel zu erreichen, zu 100 % Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs zu verwenden … Diese "kleine Diskrepanz" sei nötig, ist auf der Homepage von HelloBody zu lesen, "um dir mit der Textur unserer Produkte ein Glamourerlebnis für alle Sinne zu bieten und eine gute Haltbarkeit zu garantieren". Aha, Mikroplastik für den Glamourfaktor. Klingt wie gewollt und nicht ganz gekonnt.
2. Kiehl's: Oft harte Chemie in der Kosmetik
"Konzentration auf das Wesentliche" lautet das Credo der amerikanischen Kultmarke Kiehl's, die seit dem Jahr 2000 zu L'Oréal gehört. Puristisch und schlicht ist denn auch das Äußere der Apothekenkosmetik aus New York, die es seit 1851 gibt. Die Verpackungen sind recycelbar. Zur Firmenphilosophie gehört es, "nur die verträglichsten und wirksamsten Formeln" in die Produkte zu integrieren und "nur ein Minimum an Konservierungsstoffen" zu nutzen.
Klingt alles gut, verschweigt aber, dass sich dahinter oft harte Chemie verbirgt. Etwa Parabene oder Butylhydroxytoluol (BHT), um die Seren, Lotionen und Cremes haltbar zu machen. Darüber hinaus stecken in den Tiegeln und Tuben der L'Oréal-Tochter teils chemische UV-Filter, Öle und Wachse auf Mineralölbasis, halogenorganische Verbindungen oder PEG-basierte Emulgatoren. Sozusagen das Who is Who unserer kosmetischen Abwertungskandidaten. Weniger wäre da – schon im Sinn der Unternehmensphilosophie – definitiv mehr.
3. L'Occitane: Problemstoffe in der Kosmetik
Lavendel, Immortelle, Myrte und Rose: Schon die Zutaten der Kosmetikprodukte von L'Occitane lassen an den sonnigen Süden denken. Der provenzalische Touch ist aber nicht nur Imagepflege; das südfranzösische Unternehmen engagiert sich für seine Heimatregion und macht sich für fairen Handel stark – sowohl mit regionalen Lieferanten als auch mit Frauenkooperativen, etwa in Burkina Faso.
Auf der Internetseite von L'Occitane ist viel die Rede von "nachhaltigem Anbau", "Respekt für die Umwelt" und hochwertigen, mehr als 200 pflanzlichen Inhaltsstoffen, von denen ein Viertel biozertifiziert ist.
Doch unsere Tests haben die Schönheitsfehler der provenzalischen Marke mehr als einmal aufgedeckt und problematische Stoffe gefunden, die in natürlicher Kosmetik nichts zu suchen haben. Beispielsweise in der L'Occitane Fußcreme (Test Fußpflege) oder im L'Occitane Intensive Hand Balm (Test Faire Kosmetik): Beide Tests finden Sie im Ratgeber Kosmetik 2018.
Auch in Sachen Mikroplastik halten sich die Südfranzosen nur bedingt an ihre schön formulierten Ansprüche: Im L'Occitane Amande Shower Scrub (Test Körperpeeling) stecken als Schleifpartikel zwar gemahlene Mandelkerne, aber eben auch Polyethylen – und damit Mikroplastik. Den Test können Sie im Ratgeber Kosmetik 2017 nachlesen.
4. Lush: Nicht viele grüne Inhaltsstoffe
Selbst wer bei Lush nur eine Badekugel kaufen will, bekommt schnell das Gefühl, er solle zu einem wertvolleren Mitglied der Gesellschaft erzogen werden. Die Website der britischen Kultmarke ist rappelvoll mit Aufrufen und Grundsätzen: zum Müllvermeiden, Energie sparen, für soziales Engagement, fairen Handel und ein ethisches Leben. All das will das Unternehmen selbst vorleben, die handgemachten Produkte sind nach eigenen Angaben zu 100 % frei von Tierversuchen und Palmöl sowie vegetarisch.
Alles gut und schön, doch manchen Kunden ist so viel "Bewegtheit" – ähnlich wie der betörend-betäubende Lush-Duft, der einem in der Fußgängerzone schon von Weitem entgegenschlägt, etwas too much. Aber über Geschmack und Geruch lässt sich ja streiten …
Unstrittig ist dagegen, dass auch hier zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine Lücke klafft: So soll das tief lilafarbene Lush Daddy-O Shampoo "voll mit Veilchenextrakt und frischem Zitronensaft" sein. Die stecken tatsächlich drin, außerdem aber noch: Isoeugenol, bedenkliche Parabene, Anilin und PEG-basierte Tenside, analysierte unser Test Vegane Kosmetik aus dem Jahrbuch 2017 und vergab die Note "ungenügend". Geändert hat sich an den Zutaten nichts, wie ein aktueller Blick auf die Homepage von Lush zeigt.
Unser Fazit: Hinsichtlich der inneren Werte ihrer Produkte könnte Lush ein wenig mehr Engagement zeigen.
5. Rituals: Trend-Kosmetik mit bedenklichem Lilial
Rituals verspricht Wellness für jeden Moment: Die Bodylotions, Duftkerzen und Körperpeelings des holländischen Labels sollen den Alltag mit Entspannungsmomenten auffüllen und "die tägliche Routine in schöne Rituale verwandeln". Die Produkte werden auf der Website von Rituals in einem Wasserlauf zwischen moosbewachsenen Steinen inszeniert. Inhaltsstoffe wie Bambus, Matcha, Reismilch, Indische Rose oder Kirschblüten beschwören geradezu eine tiefe Verbundenheit mit der Natur.
Doch bevor uns die Wellnesswolken in andere Sphären tragen, werfen wir einen Blick auf die Inhaltsstoffe und stellen fest: Die Wirklichkeit ist wenig betörend. Im Peeling The Ritual of Ayurveda Rejuvenating Pink Salt Scrub duftet mit Lilial eine Substanz, die sich in Tierversuchen als fortpflanzungsschädigend erwiesen hat. Die steckt auch in der The Ritual of Sakura Magic Touch Body Cream. Darüber hinaus der Duftstoff Isoeugenol, der ein hohes allergenes Potenzial hat, das erdölbasierte Lösungsmittel Isohexadecan und Polyacrylat, hinter denen sich Mikroplastik verbirgt.
Wellness? Reinheit der Natur? Magische Berührung? Darunter stellen wir uns definitiv etwas anderes vor.
6.–15. Aveda bis Yves Rocher
Zehn weitere Einschätzungen – zu Aveda, Biotherm, Kneipp, Korres, Naturalium, Nature Box, OGX Beauty, Origins, The Body Shop und Yves Rocher – finden Sie im E-Paper.
Weiterlesen auf oekotest.de: