- Im Test: 35 Gesichtspeelings. Bezahlt haben wir zwischen 0,63 und 38,67 Euro für umgerechnet 100 Milliliter Peeling.
- Das Fazit: 19 Produkte sind mit Bestnote rundum empfehlenswert. Drei Peelings schneiden nur mit "mangelhaft" ab.
- Notenabzüge gibt es unter anderem für flüssige Kunststoffe, die giftigen Schwermetalle Arsen und Blei, Formaldehyd/-abspalter sowie umstrittene PEG-Verbindungen.
Aktualisiert am 10.7.2024 | Peelings sind Wohlfühlprodukte. Mit ihren Schleifpartikeln reiben sie abgestorbene Hautschüppchen ab, regen die Durchblutung an und lassen so die Haut rosiger strahlen. Das sanfte Einmassieren tut gut, die Haut sieht frischer aus – ein Peeling kann ein kleiner Wellnesskick sein.
Mikroplastik war lange in Gesichtspeelings üblich
Was so gar nicht ins Wohlfühlkonzept passte: Zum Abreiben nutzten konventionelle Peelings lange feste Kunststoffpartikel. Mikroplastik. Plastik, das abgespült wurde, ins Abwasser floss und mit dem Klärschlamm wieder in die Umwelt gelangen konnte. Das ist vorbei. Mittlerweile sogar gesetzlich besiegelt.
Nach jahrelanger Kritik und eindringlichen Appellen von Umweltschutzorganisationen und auch von ÖKO-TEST ist es seit Oktober 2023 endlich da: ein offizielles, EU-weites Mikroplastikverbot, das auch für Kosmetikprodukte gilt.
Seit 2023: EU-Verbot von Mikroplastik in Kosmetika
Was lange währt, wird endlich gut – könnte man meinen. Doch bis wirklich alles gut ist und Kunststoffpartikel in Kosmetika vom Markt verschwinden, braucht es teilweise noch ziemlich lange. Bezogen auf Kosmetik greift das Verbot zunächst nur für kunststoffbasierte Glitzerpartikel und für Mikroplastikperlen, wie sie unter anderem als Schleifkörperchen in Peelings eingesetzt werden.
Bloß: Die Mikroplastikperlen hatten die allermeisten Hersteller ohnehin längst ausgemustert. Erst ab Oktober 2027 ist Mikroplastik in abzuspülenden Kosmetikprodukten (rinse-off) wie Duschgelen oder Shampoos generell verboten.
Verbot betrifft nicht alle synthetischen Polymere
Für auf der Haut verbleibende Kosmetik (leave-on) wie Cremes und Lotionen greift das Verbot erst zwei Jahre später. Ab dann dürfen auch keine Mikroplastikpartikel mehr zur Verkapselung von Duftstoffen verwendet werden. In Lippenstiften, Nagellack und Make-up bleiben Kunststoffpartikel sogar noch bis 2035 erlaubt.
Aber dann, in knapp zwölf Jahren, ist wirklich alles gut. Oder? Jein. Ein weiterer Faktor bleibt die Definition von Mikroplastik. Das Verbot greift nämlich nicht für alle in Kosmetik eingesetzten synthetischen Polymere.
Bestimmte Verbindungen sind, abhängig von ihrer Abbaubarkeit und Löslichkeit, ausgenommen. Eine verbindliche Liste gibt es jedoch nicht. Ob eine Polymerverbindung als Mikroplastik eingestuft wird, muss jedes Mal aufs Neue im Einzelfall entschieden werden.
Gesichtspeelings im Test sind frei von Mikroplastik
Auch an unserem Test lässt sich das Problem mit der Definition von umweltbelastenden Kunststoffbestandteilen gut verdeutlichen. Die Selbstverpflichtung, mit der die Kosmetikhersteller bereits seit einigen Jahren den Einsatz von Mikroplastik freiwillig regulieren, greift ebenfalls nur für verhältnismäßig große, feste Kunststoffpartikel wie Peelingperlen aus Polyethylen.
Und tatsächlich sind diese inzwischen komplett aus Körper- und Gesichtspeelings verschwunden, wie auch dieser Test zeigt. Für den nötigen Abrieb sorgen nun nur noch pflanzliche oder mineralische Teilchen.
Aber: Acht Produkte enthalten auch in diesem Test dennoch synthetische Polymere, hauptsächlich Acrylate. Diese flüssigen Kunststoffe stufen wir als Umweltproblem ein, weil sie teilweise schlecht abbaubar sind. Das heißt aber auch: Mehr als Dreiviertel der Peelings im Test kommen bereits ohne diese synthetischen Polymere in der Rezeptur aus.
Gesichtspeeling-Test: Wie gut sind dm, Rituals & Co.?
Insgesamt haben wir 35 Gesichtspeelings eingekauft und ins Labor geschickt. Das Ergebnis ist erfreulich: 19 Produkte können wir mit Bestnote rundum empfehlen.
Einige Gesichtspeelings schneiden jedoch nur mittelmäßig ab. Und drei Produkte sind klare Testverlierer: das Sebamed Unreine Haut Wasch-Peeling, das Cattier Weißes Heilerde Peeling und das Burt’s Bees Intensives Porentiefes Peeling. Sie rasseln mit "mangelhaft" durch den Test. Was sind die Gründe dafür?
Schwermetalle im Labor nachgewiesen
Auch Schleifkörperchen aus der Natur können Probleme machen. Denn Mineralerden wie Kaolin können natürlicherweise mit problematischen Schwermetallen verunreinigt sein. Und diese hat das beauftragte Labor auch in zwei der drei Testverlierer nachgewiesen: Im Sebamed-Gesichtspeeling fand es Arsen, im Cattier-Produkt sogar Arsen und Blei.
Arsen und Blei dürfen laut Gesetz in kosmetischen Mitteln eigentlich gar nicht enthalten sein. "Eigentlich" bedeutet, dass der Gesetzgeber geringe Spuren, die technisch nicht zu vermeiden sind, toleriert. Orientierungswerte für das, was in Kosmetika als technisch vermeidbar gilt, hat hierzulande das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) festgelegt. Diese sind allerdings rechtlich nicht bindend.
Die in den Peelings von Cattier und Sebamed gemessenen Gehalte überschreiten diese Richtwerte. Die gleich zweifache Richtwert-Überschreitung ist beim Cattier-Produkt der Grund dafür, dass es mit "mangelhaft" durch den Test fällt. Beim "mangelhaften" Sebamed-Peeling kommen noch weitere Kritikpunkte dazu.
Unerwünschte Tenside in Gesichtspeelings im Test
Neben Schleifpartikelchen enthalten Peelings zur Reinigung der Haut auch Tenside. Sie sorgen dafür, dass sich Fett und Schmutz besser von der Haut abwaschen lassen, und liefern außerdem schönen Schaum.
Sechs Anbieter im Test nutzen allerdings PEG-Verbindungen als Tenside – darunter auch der Anbieter des "mangelhaften" Sebamed-Produktes. Das Problem: Einige dieser Stoffe können die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe. Dagegen setzen viele Hersteller zum Reinigen und Schäumen auf vergleichsweise milde Zuckertenside.
Unnötiger Verpackungsmüll und kaum recyceltes Plastik
Einen weiteren Minuspunkt erhält das Sebamed-Produkt, weil der Anbieter kein recyceltes Plastik (Rezyklat) für seine Kunststpffverpackung einzusetzt. Außerdem steckt das Peeling, wie drei andere überprüfte Produkte, in einem Umkarton. Das sorgt aus unserer Sicht für unnötigen Verpackungsmüll.
Zum Vergleich: Bezüglich der Verpackungen der Gesichtspeelings in unserem Test ist allgemein viel Luft nach oben. Nur wenige Anbieter haben uns für ihre Produkte nachvollziehbar belegt, mehr als 30 Prozent recycelten Kunststoff für die Tuben zu verwenden. Auch was die Verpackung angeht, ist in Sachen Plastik also längst noch nicht alles gut.
Auch die anderen beiden Testverlierer können hier nicht glänzen: Die Anbieter des Cattiers- und des Burt’s Bees-Produktes machten keine Angaben dazu, ob sie Rezyklat einsetzen oder nicht.
Krebserregender Stoff in einem Gesichtspeeling
Ein besonders kritisches Laborergebnis liegt uns für das Burt’s Bees-Gesichtspeeling vor, dem dritten Testverlierer im Bunde: 200 mg/kg freies und abspaltbares Formaldehyd haben die Experten darin gemessen. Formaldehyd kann Krebs auslösen, sein Einsatz ist in Kosmetika verboten.
Aber. Großes Aber. Denn: Einige Konservierungsmittel, die nach und nach Formaldehyd abgeben, um Produkte länger haltbar zu machen, sind noch erlaubt.
Allerdings ist auf dem betroffenen Peeling kein solcher Konservierungsstoff deklariert. Denkbar ist, dass das Formaldehyd aus der Konservierung der Rohstoffe stammen könnte. Der Laborbefund führt dazu, dass das Produkt von Burt’s Bees nur die Note "mangelhaft" bekommt.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 2/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Kosmetik 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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