Hausmittel gegen Sonnenbrand: Ein Hautarzt erklärt, was helfen kann

Ratgeber Kosmetik 2024 | Autor: Sarah Weik | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 20.06.2024

Sonnencreme ist wichtig, aber was ist zu tun, wenn der Sonnenbrand schon da ist?
Foto: Shutterstock/New Africa

Endlich ist der Sommer da! Und mit ihm die Schattenseite der Sonnenstunden: der Sonnenbrand. Wir zeigen, welche Hausmittel bei einer Verbrennung Linderung verschaffen können und von welchen Sie besser die Finger lassen.   

Unsere Haut braucht Sonne – um unseren Körper mit Vitamin D zu versorgen. Doch sie zeigt auch deutlich, wann es ihr zu viel ist. Und das ist, gerade im Frühsommer nach einem eher verregneten Jahresstart, oft deutlich schneller der Fall als viele denken. Die schmerzhafte Folge: Sonnenbrand.

"Unsere Haut reagiert auf zu viel UV-Strahlung mit einer Entzündung", erklärt Christoph Liebich, Hautarzt in München und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Die Haut verbrennt, wird rot, schmerzt und juckt.

Mit einem schweren Sonnenbrand, der mit Schwellungen und Blasen einhergeht, sollte man dabei auf jeden Fall zum Hautarzt. Bei leichten Verbrennungen hilft jedoch vor allem eines: Sofort raus aus der Sonne und kühlen. "Und das können durchaus auch Hausmittel leisten", sagt Liebich.

Hausmittel gegen Sonnenbrand: Kalte Umschläge 

Kühlende Umschläge sind das wohl einfachste Hausmittel – und auch unterwegs einfach und schnell einsatzbereit. "Sie stoppen den Erhitzungsprozess und helfen der Haut, sich zu beruhigen", sagt Liebich.

Dazu einfach kaltes Wasser über ein sauberes Handtuch oder ein Baumwolltuch laufen lassen, leicht auswringen und auf die betroffene Hautstelle legen. Bei einem verbrannten Rücken hilft auch ein nasses T-Shirt. Geht die kühlende Wirkung verloren, einfach das Ganze nach 10 bis 15 Minuten wiederholen.

Eis und Kühlpacks kühlen die Haut übrigens zu stark herunter – diese sollten vorher am besten mit einem Tuch umwickelt werden, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.

Schwarzer Tee wirkt entzündungshemmend

Wer Schwarztee zu Hause hat, kann diesen als natürlichen Zusatz für Umschläge verwenden. "Wichtig ist, keinen parfümierten Tee zu verwenden, also keinen Earl Grey, sondern reinen Schwarztee", erklärt Dermatologe Liebich.

Die im Tee enthaltenen Gerbstoffe wirken entzündungshemmend, lindern den Juckreiz und regulieren den Wasserhaushalt. Ein Grund, warum der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) schwarzen Tee beispielsweise auch bei der Behandlung von Neurodermitis empfiehlt.

Für einen Umschlag können sich Betroffene einen besonders starken Tee zubereiten. "So stark dass Sie ihn nicht mehr trinken würden", rät der Hautarzt. Anschließend abkühlen lassen, eventuell zusätzlich in den Kühlschrank stellen, ein Handtuch damit tränken und auf die Haut legen.   

Quark-Umschläge als Hausmittel gegen Sonnenbrand

Auch Umschläge mit Quark können Linderung verschaffen. "Sie transportieren die Hitze ab, liefern Feuchtigkeit und Kälte", sagt Liebich. Ob Quark oder auch Joghurt darüber hinaus noch einen weiteren Nutzen haben, sei jedoch nicht ausreichend untersucht. "Aber es kann sich auf der verbrannten Haut sehr angenehm anfühlen."

Dazu kann man gewöhnlichen Speisequark direkt auf die Haut auftragen. Der sollte aber wieder abgespült werden, bevor er antrocknet. Bei stärkeren Verbrennungen ist es jedoch besser, den Quark auf einem Wickel aufzubringen statt direkt auf die Haut – damit keine Milchsäurebakterien in die Haut eindringen und dort zusätzlich für Entzündungen sorgen. 

Speisequark ist ein bewährtes Hausmittel bei Sonnenbrand. Es kann die Haut angenehm kühlen.
Speisequark ist ein bewährtes Hausmittel bei Sonnenbrand. Es kann die Haut angenehm kühlen. (Foto: Shutterstock/Eivaisla)

Hilft Aloe vera wirklich gegen Sonnenbrand?

Aloe vera wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, und es gibt durchaus Studien, die diese Wirkung auch belegen. So etwa eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Freiburg von 2006 – die jedoch selbst anmerkt, dass weitere Forschungen bezüglich der antientzündlichen Wirkung des Aloe-vera-Gels "unbedingt notwendig" seien.

Abgesehen davon, ob Aloe vera die Wundheilung nun tatsächlich beschleunigt: "Kühlend und befeuchtend wirkt ein Gel aus der Pflanze auf jeden Fall", sagt Hautarzt Liebich. Bei offenen Wunden oder Blasen sollte es jedoch nicht benutzt werden.

Aloe-vera-Gels gibt es in Drogerien und Apotheken. Wir haben 2020 insgesamt 18 solcher Produkte getestet und konnten zwölf davon mit Bestnote empfehlen. Mehr dazu lesen Sie hier: Aloe-vera-Gel im Test: Wie gut sind die Gele von dm, Rossmann & Co.?

Übrigens: Gele aus der Pflanze selbst herzustellen ist eine Sache für Experten, denn unter der Blattschale verbirgt sich krebsverdächtiges Aloin

Weitere Tipps bei Sonnenbrand

  • Viel trinken: Trinken hilft zwar nicht direkt gegen die Schmerzen und den Juckreiz eines Sonnenbrands. Doch da die Haut durch die Verbrennung viel Flüssigkeit verloren hat, ist es wichtig viel zu trinken – am besten Wasser. So wird die Regeneration der Haut auch von innen unterstützt.  
  • Kein Kokosöl auftragen: Kokosöl hält Hautarzt Christoph Liebich für wenig geeignet, um verbrannte Haut zu beruhigen. "Das Öl bildet beim Auftragen einen geschlossenen Film auf der Haut. Das ist als würden sie Lack darüberstreichen und führt zu einem Hitzestau" – also genau zu dem, was die Haut bei einer Verbrennung überhaupt nicht brauchen kann. Als Sonnenschutz ist Kokosöl übrigens ebenfalls ungeeignet. Ist der akute Sonnenbrand abgeklungen, kann es allerdings anschließend die Haut mit Feuchtigkeit versorgen. 
  • Auf Zitronensaft und Apfelessig verzichten: Von beidem hält Dermatologe Liebich nichts. "Säure reizt die Haut – und alles was die Haut reizt, sollte man bei einer Entzündung auf jeden Fall vermeiden."  
  • Fettige Cremes meiden: Wie Öl können auch fettreiche Cremes die Hitze in der Haut zusätzlich stauen und sollten bei Verbrennungen nicht zum Einsatz kommen. "Das sollten besser leichte Emulsionen sein, die kühlen und gleichzeitig die Haut mit Feuchtigkeit versorgen", sagt Liebich. Bei leichten Sonnenbränden können After-Sun-Lotionen deshalb durchaus für Linderung sorgen. Wichtig dabei: Sie sollten keine Duft- und bedenklichen Konservierungsstoffe enthalten.

Wir haben 19 After-Sun-Produkte getestet und können viele Marken empfehlen. Mehr dazu erfahren Sie hier:

    Jeder Sonnenbrand hinterlässt Spuren

    Wichtig zu wissen: Hausmittel können zwar bei einem Sonnenbrand Linderung verschaffen sowie bei Schmerzen und Juckreiz helfen. Sie können den angerichteten Schaden jedoch nicht rückgängig machen. Jeder Sonnenbrand hinterlässt Spuren – auf der Haut, aber auch im Erbgut der Hautzellen.

    Zwar repariert unser Körper den Schaden zunächst wieder, kommt bei wieder holten Verbrennungen jedoch auch an seine Grenzen. "Mit jedem Sonnen brand steigt das Risiko an Hautkrebs zu erkranken", sagt Dermatologe Lieblich.

    Kinder unbedingt vor Sonnenbränden schützen

    Wenn sich die Haut nach einem Sonnenbrand schält, sind die neuen Schichten darunter zunächst noch dünn und besonders empfindlich. Sie sollten mehrere Wochen vor weiteren Sonnenstrahlen geschützt werden. Umso wichtiger ist deshalb die Prävention mit ausreichendem Sonnenschutz.

    "Bei Sonnencremes gibt es dabei kein Zuviel", sagt Lieblich, "weder beim Lichtschutzfaktor noch bei der Menge. Das gilt vor allem für Kinder." Da ihre Haut viel dünner ist, sind sie noch gefährdeter als Erwachsene. "Unter 18 Jahren sind Sonnenbrände besonders gefährlich und können dauer hafte Schäden anrichten", warnt Liebich.

    Kinder sollten also nur mit einem ausreichenden Schutz in die Sonne – am besten mit Hut, geeigneter Kleidung und einer mineralischen Sonnencreme, die nicht mit der Haut interagiert, sondern sich wie ein Schutzfilm darüber legt.

    Wir haben 25 Sonnencremes für Babys und Kinder mit hohem und sehr hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50/50+) getestet. Die Bilanz: Acht Produkte sind "sehr gut". Mehr zu den Testergebnissen lesen Sie hier:

    Weiterlesen auf oekotest.de:

    Tests zum Thema: