- In chemischen Kolorationen stecken problematische Inhaltsstoffe, aber auch Naturhaarfarben sind nicht immer unproblematisch.
- Die beste Wahl sind Pflanzenhaarfarben mit einem anerkannten Naturkosmetik-Siegel.
- Wer seine Haare aufhellen möchte, kommt um Bleichmittel nicht herum.
Frauen tun es wesentlich häufiger als Männer (oder stehen zumindest eher dazu): Sie färben ihre Haare - weil sie ihre natürliche Haarfarbe unpassend finden, die ersten grauen Strähnen abdecken wollen oder einfach aus Lust an der Abwechslung.
Ob beim Friseur oder im Do-it-yourself-Verfahren mit Produkten aus der Drogerie – mit synthetischen Farben lassen sich traumhafte und brillante Ergebnisse erzielen, keine Frage. Alles andere als traumhaft ist dagegen, was in den chemischen Kolorationen steckt.
Farben zum Haare selber färben im Test
ÖKO-TEST hat Haarfarben – chemische wie pflanzliche – im Laufe der Jahre immer wieder auf den Prüfstand gestellt: Die konventionellen Oxidationshaarfarben, Blondierungen und Colorationen schnitten dabei stets miserabel ab.
Der Grund: problematische Färbechemikalien, die zum Teil als extrem sensibilisierend gelten, also schwere allergische Reaktionen auslösen können. Dieser Hinweis muss – neben einem Ausrufezeichen im Warndreieck – daher seit November 2011 auf den Verpackungen von Haarfärbemitteln stehen. Außerdem auch der Satz: "Dieses Produkt ist nicht für Personen unter 16 Jahren bestimmt."
Erbgutverändernde Substanzen in Haarfärbemittel
Andere Haarfärbesubstanzen stehen im Verdacht, das Erbgut zu verändern, oder sind – wie im Fall von p-Aminophenol – im EU-Chemikalienrecht als CMR-Stoff (cancerogen, mutagen und reproduktionstoxisch) eingestuft. Solche Stoffe dürfen laut Kosmetikverordnung gar nicht in kosmetischen Produkten verwendet werden.
Doch durch eine Hintertür gelangen Substanzen wie p-Aminophenol dann doch in Kosmetika wie Haarfarben: Wenn das Beratergremium der EU-Kommission die Meinung vertritt, es bestehe bei der vorliegenden Einsatzkonzentration kein Risiko, dann gibt es trotz der klaren Einstufung grünes Licht.
>> Zum Weiterlesen: Studie: Haarfärbemittel könnte Rolle bei Brustkrebsrisiko spielen
Sind Naturhaarfarben sicher?
Auf der sicheren Seite ist leider auch nicht in jedem Fall, wer seinen Schopf im guten Glauben Naturhaarfarben anvertraut, die mit "bio", "natürlich" oder "mit Henna" beworben werden. Statt um echte Natur- bzw. Pflanzenhaarfarben handelt es sich häufig um konventionelle Colorationen mit grünem Deckmäntelchen. Denn rechtlich genießt der Begriff Naturhaarfarbe oder Pflanzenhaarfarbe keinen Schutz.
Leider sind auch nicht alle Naturfarben völlig unbedenklich. Einige stammen aus zweifelhaften Quellen, sie werden manchmal in internationalen Supermärkten oder Billigshops angeboten. Finger weg, wenn dem Produkt die INCI-Deklaration (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) fehlt, denn eine korrekte Deklaration ist auch ein Hinweis auf eine ordentliche Qualitätskontrolle.
Haare selber färben mit Henna
Auch Henna war geraume Zeit im Gerede. Der natürliche Farbstoff Lawson, der in Henna steckt, wurde vom wissenschaftlichen Ausschuss der EU als erbgutschädigend eingestuft. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung gab jedoch Entwarnung, nachdem sich nach Tierversuchen keine Erbgutschädigung durch Lawson nachweisen ließ.
Die beste Farbwahl fürs Färben zuhause: Farben mit Siegel
Am ehesten können Sie sich auf Pflanzenhaarfarben mit einem anerkannten Naturkosmetik-Siegel verlassen. In unseren Tests waren die so gelabelten Produkte rundum in Ordnung. Von der Zuordnung her gehören solche Naturhaarfarben in die Gruppe der sogenannten semipermanenten Haarfarben, die immerhin mehr als 24 Haarwäschen überstehen.
Vorteile von Naturhaarfarben
- Naturhaarfarben dringen im Gegensatz zu Oxidationshaarfarben nicht ins Haar ein, sondern lagern sich außen an.
- Weil sie das Haar umhüllen, haben sie sogar eine schützende Wirkung und machen den Schopf schön glänzend.
- Außerdem erspart man seinem Körper mit den natürlichen Farben die problematischen Substanzen, die in chemischen Farben stecken.
Nachteile von Naturhaarfarben
Auch wenn die Farbpalette mittlerweile beachtlich ist – alle Wünsche gehen mit den auf Rinden, Kräutern, Blüten oder Samenschalen basierenden Pflanzenfarben dann doch nicht in Erfüllung.
So ist weder eine Radikalveränderung des eigenen Typs noch eine starke Aufhellung der natürlichen Haarfarbe möglich. Wer als Brünette also blond werden will, muss leiden. Denn heller wird dunkles Haar nur mithilfe von Bleichmitteln wie Wasserstoffperoxid und blond durch chemische Blondierungen und Haarfarben. Dagegen bleibt Frauen (oder Männern) mit dem Wunsch nach einem Schopf in rötlichen oder braunen Tönen die Wahl: Sie können zur Chemiekeule greifen, müssen aber nicht.
Graue Haare selber färben
Auch in Sachen Grauabdeckung sind Naturfarben inzwischen eine echte Alternative zur Chemie auf dem Kopf. Vielleicht wird nicht jedes einzelne störrische graue Haar perfekt übertüncht, dafür ist das Tönungsergebnis nuancierter, weil die Abdeckung nicht so absolut funktioniert wie bei konventionellen Produkten. Es ist zwar erst einmal gewöhnungsbedürftig, wenn man von chemischen auf pflanzliche Haarfarben wechselt, das Ergebnis (nicht nur bei grauem Haar) wirkt aber viel natürlicher und lebendiger als der monochrome Farbhelm, den Oxidationshaarfarben oft liefern.
Pflanzenhaarfarben kaufen
Pflanzenhaarfarben für die Anwendung zu Hause gibt es im Bio-Handel, im Drogeriemarkt an der Ecke oder über Naturkosmetik-Onlineshops.
Sante bietet Pflanzenfarben in neun, Logona in siebzehn Farbtönen an. Khadi, spezialisiert auf indische Naturprodukte, hat 18 Pflanzenhaarfarben im Sortiment, das indisch-amerikanische Unternehmen Radico gar 24 Farbnuancen - darunter viele Blondtöne wie hellaschblond, erdbeer- oder beigeblond. Die meisten Produkte werden in Pulverform angeboten und müssen mit warmem oder heißem Wasser angerührt werden. Es gibt aber auch vereinzelt gebrauchsfertige und damit deutlich einfacher anwendbare Produkte aus der Tube, unter anderem von Logona.
Tipps und Tricks fürs Haare färben mit Pflanzenhaarfarben
- Es empfiehlt sich, eine Probesträhne zu färben. Unternehmen Sie am besten mehrere Versuche mit unterschiedlichen Einwirkzeiten.
- Gebrauchsfertige Tubenprodukte können ohne große Umstände aufs Haar aufgetragen werden.
So rühren Sie Pflanzenhaarfarben an
Die meisten Hersteller bieten ihre Pflanzenhaarfarben nach wie vor als Pulver an, das mit Wasser angerührt werden muss. In dem Fall sollten Sie vor der Anwendung prüfen, ob alle Utensilien griffbereit liegen: das Farbpulver; heißes bzw. warmes Wasser; eine ausreichend große Schüssel/Schale zum Anrühren; Schneebesen; Einmalhandschuhe; ein altes Handtuch, um die Kleidung zu schonen; Pinsel zum Auftragen des Farbbreis; Duschhaube oder Frischhaltefolie; ein ausreichend großes Handtuch für den Haarturban.
- Die Pulvermenge hängt von der Haarlänge ab. In der Regel rechnet man mit 80 bis 100 Gramm Pigmentpulver für schulterlanges Haar. Wer zu viel Farbe angemischt hat, kann die Reste problemlos (und gut beschriftet) einfrieren.
- Die meisten Farbpulver werden mit heißem Wasser angerührt – allerdings gibt es je nach Produkt und erwünschter Farbe Unterschiede. Produkte mit Indigo dürfen beispielsweise nur mit 50 Grad heißem Wasser angerührt werden, da das Pigment sonst zerstört wird.
- Geben Sie beim Anrühren der Farbpulver einen Extraschuss Säure hinzu, etwa Apfelessig und/oder Zitronensaft (Ausnahme: einige dunkle Töne der Firma Khadi, die alkalisch wirken.) Das lässt die Farben besser decken und intensiver leuchten, vor allem bei grauem Haar. Dunkle Pigmentpulver kann man auch mit Rotwein oder schwarzem Tee anrühren.
- Geben Sie jedoch kein Öl in die Farbmischung, auch wenn es auf vielen Packungen mit Pflanzenhaarfarbe als Extrapflegetipp draufsteht. Erstens haften die Farbpigmente mit Öl nicht. Zudem beschwert das Öl gerade feines Haar, sodass es schlapp herunterhängt.
Vorbereitung fürs Färben daheim
- Um Flecken im Bad zu vermeiden, bringen Sie Läufer, Teppiche, Duschvorhang und saubere Handtücher außer Reichweite.
- Damit die Farbe gut hält, sollten die Haare sauber und frei von Rückständen wie Silikonen oder Resten von Pflegeprodukten sein. Waschen Sie Ihre Haare deswegen vorher gründlich mit silikonfreien Shampoos oder Lavaerde. Keine Spülung oder Kur anwenden.
- Da Pflanzenfarben die Haut hartnäckig verfärben können, sollten Sie Stirn, Schläfen und Ohren mit einer fetten Creme oder Watte schützen und Handschuhe tragen.
So färben Sie Ihre Haare
- Auf das Haar kommt die Farbmasse dann so warm wie möglich. Damit der Farbbrei nicht zu schnell auskühlt, die Schüssel evtl. in warmes Wasser stellen.
- Sparen Sie nicht an Farbmasse, das Haar sollte großzügig damit bedeckt sein. Beginnen Sie mit den Ansätzen und tragen anschließend die Farbe – am besten strähnchenweise – bis zu den Haarspitzen auf.
- Anschließend entweder eine Duschhaube aufsetzen oder den Kopf mit Frischhaltefolie umwickeln. Darüber ein größeres Handtuch zum Turban wickeln. Die Farbe muss warm und feucht bleiben, eventuell hin und wieder mit dem Föhn aufwärmen. Das Einwirken lassen über Nacht bringt aber nichts, da getrocknete Farbe unwirksam ist.
- Die Einwirkzeit ist individuell und richtet sich zum einen nach dem gewünschten Farbton und der Farbtiefe, zum anderen nach der Haarstruktur. Generell bleiben rötliche Töne am längsten drauf, dann folgen Brauntöne, am kürzesten müssen helle, blonde Töne einwirken. Feines und helles Haar nimmt Farbe stärker an als kräftiges, dunkles. Die Hersteller geben auf den Verpackungen Richtwerte an, die Sie natürlich individuell variieren können.
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Waschen Sie zum Schluss die Farbe nur mit klarem Wasser aus. Verzichten Sie beim Ausspülen auf Shampoo oder Spülung, denn die Farbpigmente sind zu diesem Zeitpunkt noch instabil.
- Um das Färbeergebnis richtig beurteilen zu können, am besten ein, zwei Tage abwarten.
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